Page

Die Comicvorlage, eine schlechte Wahl

Hat man sich bei Telltale eine Lizenz ergattert, zu der es Comics und andere Medien gab, so wurde stets das Comic als Vorlage genommen. Dies ist besonders bei dem Grafikstil der Spiele auch eigentlich immer eine gute Idee gewesen. Oft hat man dann viele bekannte Figuren einfach ersetzt und sich so frei in der eigenen Story bewegt, dass es keine Probleme mit der Vorlage gab. In Guardians of the Galaxy geht das natürlich nicht, die vier Figuren können nicht ersetzt werden, ohne die Identität der Serie zu verlieren.

Besonders im Falle von Guardians of the Galaxy ist das problematisch, da die Comic-Vorlage weitaus weniger Leuten bekannt ist, als die Hollywood Filme. Gerade aktuell läuft der zweite Teil der Filme im Kino und der Großteil der Zuschauer kennt die gezeichnete Vorlage nicht.

Dies führt dazu, dass Gesichter und Stimme in den Köpfen der Zuschauer denen der Filme entsprechen. In den Filmen haben wir es mit großen Namen wie Chris Pratt, Vin Diesel oder Bradley Cooper zu tun. Natürlich hat man bei Telltale Games nicht die Rechte an dem Aussehen und den Stimmen der Schauspieler und somit gibt man den Figuren den Look der Comics und vertont diese selbst. Dies wirkt anfänglich befremdlich. Das ging auch mir so, gerade wenn man Guardians im O-Ton kennt, dann erwartet man zum Beispiel ein bestimmtes „I am Groot“, dieses hört sich plötzlich anders an und auch die Gesichter sehen fremd aus, weil man eben noch die Schauspieler vor dem inneren Auge hat.

Natürlich ist es die einzige Wahl, welche die Entwickler hatten, nur ist es gerade bei einer Vorlage, deren Ruhm so sehr auf den Schauspielern der Filme beruht doch ein Kritikpunkt, hier andere Gesichter und Stimmen zu haben.

Wieder keine Revolution

Alle Jahre wieder liefern Telltale Games dieselbe technische Performance ab. Nein, das stimmt so nicht, mittlerweile liefern sie diese Performance öfter als einmal pro Jahr ab. Während ich bei der aktuellen Staffel von The Walking Dead bemerkt habe, dass die Ruckler bei Szenenübergängen komplett weg sind, muss ich bemerken, dass dieses Problem sich bei Guardians of the Galaxy langsam wieder einschleicht. Zwar kommt es nicht oft vor, aber es passiert und das dürfte es nicht, bei einer so alten Engine, auf welcher die Entwickler genau wissen sollten, was sie tun.

Ich dachte zu Beginn des Titels, grafisch wäre eine Verbesserung auszumachen, dies täuscht aber. Guardians sieht anders aus, weil es in Sachen Stil doch von anderen Titeln der Entwickler abweicht. Dies wird besonders durch eine andere Farbpalette erreicht. Doch qualitativ bewegen wir uns noch immer auf dem Xbox 360 Niveau. Die Gesichtsanimationen sind nach wie vor sehr steif, einzig Rocket Raccoon, der Waschbär, konnte mich mit seiner Mimik überzeugen.

Auch, wenn die Performance mittlerweile veraltet ist, so ist der Look des Titels in Bezug auf den Comic stimmig.

Was bei Guardians of the Galaxy besonders wichtig ist, ist der Sound. Wer die Filme kennt, der weiß, dass die Mischung aus achtziger Jahre Charme und Science-Fiction den Reiz der Geschichte ausmachen. Dafür muss natürlich auch die passende Musik laufen. Auch hier hat man nicht auf den offiziellen Soundtrack der Filme zurückgreifen können, dafür aber sehr adäquaten Ersatz finden können. Die Musik versprüht einen richtigen Eighties Vibe und zwar den guten, rockigen, nicht den peinlichen der achtziger Jahre Motto Partys.

Die Synchronsprecher haben natürlich grundsätzlich bereits verloren, weil sie nicht die bekannten Stimmen der Filme sind. Jedoch machen auch sie ihre Arbeit wirklich gut, hervorheben muss man hier wie so oft Nolan North, welcher Rocket Raccoon spricht. Nolan, welcher auch Nathan Drake in der Uncharted Reihe oder Desmond Miles in Assassin‘s Creed spricht, liefert hier sehr gute Arbeit ab und verleiht dem Waschbären seine sarkastische Persönlichkeit.

Seite

 

Fazit

Guardians of the Galaxy hat viel Humor und einen guten Soundtrack. Das sind die Stärken des Titels und machen auch das Spielgefühl und den Spaß aus.

Jedoch ist es schon lange nicht mehr möglich zu verbergen, dass die Telltale Spiele nicht in der aktuellen Konsolengeneration angekommen sind. Schwache Grafik und steife Gesichtszüge machen dies mehr als deutlich.

Zwar macht es spielerisch noch immer Spaß, es würde mich aber doch freuen, endlich mal wieder etwas Neues in den Telltale Spielen erleben zu können.

Mehr als Fast Food ist Guardians of the Galaxy nicht: Es schmeckt, doch ich habe schnell wieder vergessen, es konsumiert zu haben.


Bewertung

Pro

  • Guter Soundtrack
  • Nolan North spricht Rocket Raccoon

Contra

  • Grafisch schwach
  • Spielerisch nichts Neues
  • Keine Lizenz der Filmvorlage
  • Kurze Spielzeit (60 Minuten)

Story 8 von 10
8/10
Grafik 6 von 10
6/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
7

0 Kommentare