
Abwechslung ist gegeben, aber das Zielpublikum bleibt klein
Die Bosskämpfe in Ghostrunner 2 verdienen Anerkennung; sie sind in dem Sinne gut gemacht, dass keine zwei Kämpfe gleich sind und einige von ihnen nicht einmal viel echten Kampf erfordern. One More Level weiß das Potenzial von Ghostrunner 2's Setting zu nutzen, indem sie den Spielern Vielfalt in den Bosskämpfen bieten – einige erfordern Geschick mit der Klinge, während andere schnelle, fehlerfreie Parkour-Sequenzen erfordern, die so manch einen Assassinen erröten lassen würden.
Egal, wie man es betrachtet, das Ein-Schuss-Töten/Ein-Schuss-Sterben-System in Ghostrunner ist etwas, das man nicht oft sieht. Es ist nicht nur ein Schlüsselelement im Spiel, sondern etwas, das die Entwickler euch fast schon bösartig unter die Nase reiben. Gerade wenn ihr denkt, dass ihr auf einem Level gut abgeschnitten habt, wird euch die Zusammenfassung wieder auf den Boden der Tatsachen holen, indem sie euch enthüllt, dass ihr mehr als 100 Mal gestorben seid. Oha.
Das One-Hit-Kill-System ist wie ein zweischneidiges Schwert so scharf wie Jacks Klinge. Es ist in gewisser Weise realistischer als in anderen Actionspielen, in denen ihr 15 Schüsse aus einer Maschinenpistole überlebt, bevor ihr das Zeitliche segnet, aber gerade zu Beginn des Spiels, bevor ihr einige Upgrades erhalten habt, kann es unglaublich frustrierend sein. In anderen Spielen, in denen ihr euch mit eurer Klinge durch Dutzende von Bösewichten kämpft (z.B. Bayonetta oder Devil May Cry), wird Ghostrunner 2 selbst mit einer kleinen Anzahl von Schergen vor euch zu einer echten Herausforderung. Ihr werdet euch dabei erwischen, dass ihr dieselben kniffligen Kampfabfolgen ein Dutzend Mal wiederholt, bevor ihr sie richtig hinbekommt, aber da der Respawn fast augenblicklich erfolgt, ist die Schwierigkeitskurve nicht komplett abschreckend, sondern eher ziemlich herausfordernd. Der Kampf fühlt sich eher wie ein Rätsel an, während ihr herausfindet, in welcher Reihenfolge ihr eure Gegner ausschaltet und wie ihr euren Plan perfekt umsetzt.
Die kleinen Bugs, die für Schluckauf sorgen
Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär… Trotz einer recht großen Spieltiefe und abwechslungsreichen (wenn auch recht dummen) Gegnerschar hat Ghostrunner 2 doch einige Momente, in denen das Gameplay ungeschliffen wirkt. Manchmal ist es nicht so perfekt, wie es sein könnte, was vor allem in einem Präzision-Shooter und -Plattformer nerven kann.
So gibt es einige Momente in Sprungpassagen, in denen man aus unerfindlichen Gründen nicht das richtige Momentum hat, um dir rettende Plattform zu erreichen und man segelt geradewegs in den Abgrund. Oder man bleibt an oder in einer Wand hängen, was auch mit dem Motorrad passieren kann (was z.B. in Mirror’s Edge nicht vorkommt).
Auch erscheinen manche Prompts nach eurem Haken nicht immer. Des Weiteren ist bei bestimmten Passagen das Ziel nicht klar und die eingeblendeten Orientierungspunkte helfen überhaupt nicht. Auch ein paar Gegnerbugs oder unfaire Gegner, die hinter einer Kante platziert sind oder euch selbst noch hinter eine Mauer mit einem Schuss treffen, sorgen für unnötigen Frust.
Hier kann man nur hoffen, dass die Entwickler dem Spiel ein paar Updates spendieren, um hier Abhilfe zu schaffen, denn die kleinen, wenn auch selten vorkommenden Bugs können einem dann doch den Spielfluss manchmal zerstören.
Fazit
Eines ist klar: Ghostrunner 2 ist kein Spiel für jedermann. Der recht hohe Schwierigkeitsgrad macht aus einem anfänglich nach Hack’n-Slash aussehendem Ego-Slayer ein knallhartes One-Hit-Kill-Game, dessen Kämpfe fast schon zu Rätselkammern werden, bei denen man den (frei wählbaren) Lösungsweg auswendig lernen muss.
Der Techno-Vibe im Soundtrack, die Dialoge in der Story, das neu eingeführte, geniale Motorrad-Gameplay und die Cyberpunk-Atmosphäre sorgen aber dafür, dass ihr zum Präzisions-Gameplay eine Menge an Extras bekommt, die aus dem Spiel ein rundes Päckchen machen. Wenn dann vielleicht die ein-zwei Bugs noch herausgepatcht sind, ist es ein sehr packendes Game, was seinesgleichen sucht. Allerdings kann man das Spiel nur denjenigen Spielern empfehlen, die genügend Geduld und Ausdauer mitbringen, um sich der Herausforderung zu stellen.
Bewertung
Pro
- Sehr schwer, aber motivierend
- Insta-Respawns spornen an
- Nette Cyberpunk-Atmosphäre
- Fetziger Techno-Soundtrack
- Motorrad-Gameplay ist genial
Contra
- Knackiger Schwierigkeitsgrad nicht jedermann's Sache
- Teilweise trotz Schnelligkeit gefühlt langsam
- Story verwirrend für Neulinge
- Ein paar Bugs und ungenaues Plattforming

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