Review zu Top Spin 4

Die Karriere dient als Kernstück im Einzelspielermodus. Mit Andre Agassi, Rafael Nadal, Ivan Lendl, Serena Williams, Ana Ivanovic oder einen der vielen weiteren Top-Profis von heute und gestern stehen euch 25 lizenzierte Spieler zur Wahl. Oder ihr befördert einen selbstgebastelten Helden ins Tennisleben, denn der umfangreiche Editor lässt kaum Wünsche offen, wenngleich die Auswahl an körperlichen Details eher nur ausreichend ausfällt. Dafür gibt es sehr viele verschiedene Markenartikel wie Kopfbedeckungen, Schweißbänder, Shirts, Shorts, Söckchen und Schläger. Selbst verschiedene Schlagbewegungen und Stöhngeräusche stehen zur Auswahl.

Habt ihr euren Sprössling erstellt, sammelt ihr durch jede erfolgreiche Trainingseinheit und jedes Match Erfahrungspunkte, die für die Steigerung der Fähigkeiten und Werte eures Spielers eingesetzt werden können. Zusatzpunkte erhaltet ihr durch erfüllte Spezialaufgaben, wie beispielsweise: "Führe drei Big-Points aus". Auch die Zusatzpunkte könnt ihr dann in die Spielerentwicklung einsetzen, um somit wahlweise eure Grundlinien- oder Serve and Volley-Eigenschaften zu verbessern und letztlich den Tennisthron zu erklimmen. Die motivierende Karriere wird ein wenig durch die zu magere Präsentation ausgebremst. Keine Interviews, stumme Trainer und Gegner lassen aufkommenden Gesprächsbedarf im Keim ersticken, so dass der Unterhaltungswert etwas zu kurz kommt. Eine Karriere lebt von Euphorie, Emotionen und buntem Drumherum, und hier bietet Top Spin 4 unerwünschte Nebenwirkungen. Kleine Zwischensequenzen würden noch einiges an Boden gut machen, aber selbst auf diese Art von Auflockerung haben die Entwickler verzichtet.

Feine TV-Optik

Mit Top Spin 4 bietet 2KSports Tennisspaß in überzeugender Optik. Fast alle Protagonisten sehen ihren Vorbildern zum verwechseln ähnlich, zusätzlich gesteigert wird das Identifikationspotenzial durch typische Bewegungen und Gesten der Tennisstars. Auch das Publikum fällt durch passende Animationen insgesamt positiv auf, auch wenn sie ein bisschen zu oft geklont wurden und dadurch Unterschiede vermissen lassen. Die 42 verschiedenen Stadien werden solide dargestellt, sehen im Detail aber veraltet aus. Die Licht- und Schatteneffekte peppen in Verbindung mit den verschiedenen Blickwinkeleinstellung, das Gesamtbild wieder auf, welches insgesamt gesehen für ein Tennisvergnügen für die Augen sorgt.

Durchwachsene Geräuschkulisse

Zu einer äußerst gelungenen Präsentation gehört auch ein hochwertiger Sound, den Top Spin 4 aber nur begrenzt abliefert. Wie bereits erwähnt, fällt die Sprachausgabe sehr mager bis komplett weg, wenn man das Stöhnen der Spieler(innen) und die knappen Durchsagen der Schiedsrichter außen vor lässt. Allein ein Spielkommentator hätte die Sprachausgabe ausreichend bereichert und die Präsentation deutlich besser wirken lassen. So lebt die authentische Atmosphäre allein vom Sound im Stadion, der aber durchweg überzeugt. Dennoch würde eine mögliche Zuschaltung eines Kommentators wie das Salz in der Suppe wirken, wo doch gerade die TV-Grafik dazu einlädt. Dafür gibt es einen durchschnittlichen Soundtrack zu genießen, der nicht schädlich wirkt, aber auch nicht ernstgemeinte Jubelstürme auslösen kann. Der mäßige Soundtrack kann über das Fehlen einer spielbegleitenden Sprache keinesfalls hinwegtäuschen.

Tennis regiert die Welt

Auf Xbox LIVE habt ihr u.a. die Möglichkeit, Ranglistenmatches oder den World-Tour-Modus zu bestreiten. Der 2K Open Modus bietet euch eine Online-Karriere, in der ihr online gegen weltweite Gegner antreten könnt, um durch Siege die 2K-Open Weltrangliste hinaufzuklettern. Gleichzeitig erhält der von euch gewählte Tennisstar wichtige Punkte, um in der Tennis Profi-Rangliste nach oben zu kommen. Häufig gewählte Tennisstars, wie Rafael Nadal oder Roger Federer, stehen natürlich weit oben und die Legenden Lendl, Borg und Becker belegen die Verfolgerliste. Vielleicht erhalten sie durch eure Wahl ihren zweiten Tennis-Frühling und wichtige Ranglistenpunkte, um den aktuellen Stars mal Feuer unterm Hintern zu machen.

Aber auch hier wollen wir eine kleine Vorwarnung aussprechen: Wer nicht wirklich hart trainiert hat und in der Solokarriere auf Schwierigkeitstufe "schwer" keinen absoluten Durchmarsch hinlegt, der wird am Onlinemodus wenig Freude haben. Dann hilft nur noch eine Suche nach gleichstarken Gegnern in der Freundesliste oder auf dem heimischen Sofa. Die Ranglistenmatches sind keinesfalls für Gelegenheitsspieler geeignet. Mit ein wenig Talent, eine Stunde Training und etwas Spielpraxis ist im Onlinemodus kein Blumentopf zu holen. Ohne Fleiß - kein Preis!

Selbst als ehemals aktiver Vereinsspieler mit erfolgreich abgeschlossener Top Spin Akademie sowie erfolgreich absolvierten KI-Matches, hatte ich nach fünf Ranglistenmatches jeweils ein beachtliches 0:3 0:3 auf dem Zettel stehen. Und dabei ging ich jedes Mal absolut siegessicher in die Partie und sämtliche Ballwechsel waren echte Hingucker. Bärenstark gefightet, einmal stand es sogar 30:40...Vor meinem ersten Ranglistensieg werde ich wohl noch viele Stunden intensiv trainieren müssen. Vielleicht sind die Onlineverbindungen bis dahin aber auch besser, denn die häufig wiederkehrenden Ruckler stören den Onlinespielfluss ungemein und sorgen für zeitweise prächtigen Fruststau.