
Nachdem wir TimeShift auf der diesjährigen Games Convention erstmalig anspielen durften, waren wir von der grafischen Präsentation reichlich enttäuscht. So viele Jahre Entwicklung und das soll´s gewesen sein? Glücklicherweise zeigte sich die Demo da schon von der besseren Seite und umso gespannter war ich, als endlich die finale Version von TimeShift vorlag. Das Intro präsentiert sich auf hohem Niveau und auch der anschließende Einstieg ins Spiel macht Lust auf mehr. Viele kleine Details und gut texturierte Gebäude am Horizont prägen die Umgebung und sorgen so für die nötige, düstere Endzeitatmosphäre. Teilweise wirken einige Objekte eurer Umgebung etwas zu plastisch, als hätte man sie mit Klarlack versiegeln wollen. Es ist aber wohl eher ein subjektives Empfinden, ob man dieses als Vor- oder Nachteil wahrnimmt. Eure Gegner machen ebenfalls eine gute Figur und werden recht plastisch dargestellt.
Besonders gut gelungen sind den Entwicklern meiner Meinung nach die Regeneffekte. Wasser läuft realistisch an Häuserwänden oder Steinfassaden herunter und Pfützen sehen wirklich nass aus. Leider hat man sich grafisch nicht mit allen Details der Umbegung so intensiv beschäftigt, so dass oftmals auch sehr niedrig aufgelöste und matschige Texturen zum Vorschein kommen, wenn man sich Objekten nähert. Eine Kiste oder ein Container, welcher auf Distanz noch einen ordentlichen Eindruck vermittelt, löst sich bei nähere Betrachtung teilweise in Pixelregen auf. Da es sich hierbei meist um Objekte in der Umgebung handelt, fällt dies in einem actiongeladenen Spiel nicht unbedingt auf, wer in dem Spiel jedoch nicht nur rusht und auch mal die Umgebung näher in Augenschein nimmt, bekommt schnell den Eindruck vermittelt, dass die Grafik sich "schwarz/weiß" präsentiert. Entweder die Objekte sehen gut oder schlecht aus. Ansonsten stören einige Pop-Ups sowie ein gelegentlichen Abfallen der Frame-Rate in den Außenarealen den Spielfluss zwar nur geringfügig, sorgen aber auch nicht gerade für die Steigerung der grafischen Wertung von TimeShift.
Solide aber nicht Innovativ - Das Waffenarsenal
Klassisch für einen Ego-Shooter ist die Tatsache, dass die Anzahl der mitgeführten Waffen beschränkt ist. An dieser Tatsache ändert auch TimeShift nichts, vielmehr hält sich das Spiel sogar mit der generellen Auswahl der verfügbaren Waffen zurück. Von der MG über die Shotgun bis hin zu einer Armbrust sind zwar alle Waffen mit von der Partie, richtige Innovation auf dem Waffenmarkt sucht man hier jedoch vergeblich. Lediglich ein handlicher Flammenwerfer sorgt durchaus für Unterhaltungswert.
Wem die verfügbaren Wummen auf Dauer zu langweilig sind, der kann sich getrost an dem ein oder anderen unschuldigen Objekt in der Umgebung austoben. Viele Objekte lassen sich durchaus physikalisch korrekt zerstören und geben dem Spiel ein wenig mehr Realismus. Stationäre MGs, denen ihr immer wieder im Spielverlauf begegnet, haben meist die nötige Durschlagskraft und kleinere Fahrzeuge, mit denen ihr euch teilweise durch die sehr linear verlaufenden Levellandschaften bewegen könnt, sorgen durchaus für Abwechslung.
Da eure Gegner meist in Scharen, nie jedoch alleine auftreten, wird sich euer kostbarer Anzug mit Sicherheit das ein oder andere Loch einfangen. Wurdet ihr getroffen werdet ihr dieses unschwer daran erkennen, dass sich euer Spielbildschirm immer mehr in Richtung Rot verfärbt, desto mehr ihr einstecken musstet. Das an die Call of Duty-Serie erninnernde Gesundheitssystem sorgt jedoch dafür, dass ihr euch recht schnell wieder erholt, sobald ihr für eine gewisse Zeit dem Kugelhagel entkommen konntet. Generell kann man festhalten, dass die KI von TimeShift nicht gerade auf den Kopf gefallen ist. Intelligenzbolzen sind sie zwar auch nicht gerade, aber der Schwierigkeitsgrad ist schon recht hoch, so dass sich Gelegenheitsspieler von Ego-Shootern nicht unbedingt direkt mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad versuchen sollten.
Audiophile Gamer werden bei TimeShift nicht enttäuscht. Akustisch unterstützt die digitale Sounduntermalung die Endzeitatmosphäre von TimeShift sehr gut und auch die deutsche Sprachausgabe des Spiels ist sehr gut gelungen. Leider ist die deutsche Fassung des Spiels deutlich geschnitten worden, so dass Blut eher Mangelware ist und auch getötete Gegner werden zeitnah von der Oberläche entfernt. Warum das Spiel dennoch von der USK erst Spielern ab 18 Jahren zugänglich gemacht wurde, bleibt demnach ein Rätsel.
Mehrspieler - wo seid Ihr?
Wenn man sich durch das Menü der Mehrspieleroptionen hangelt, verspricht TimeShift ein grundsolides Spiel für das Online Gaming zu sein bzw. werden zu können. Entweder war hier der Releasetermin ungünstig gewählt und die Online-Community tummelt sich auf den Servern von Halo 3 und COD4, oder die aktuelle Begeisterung für TimeShift hält sich derzeit noch in Grenzen.
Ein vernünftiger Test der Online-Fähigkeiten von TimeShift war jedenfalls nicht möglich, da zu verschiedenen Zeiten auf den Servern gähnende Leere herrschte. Lediglich 2 Deathmatch-Spiele konnten von Anfang bis Ende gespielt werden. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Slow-Mo Effekte online deutlich zur Langzeitmotivation beitragen könnten und wenn sich die Server erst einmal füllen, geht die Zeitreise online mit Sicherheit weiter.
Fazit
TimeShift hat es endlich auf die Xbox 360 geschafft und präsentiert sich final als grundsolider Ego-Shooter. Grafisch bewegt sich TimeShift auf einem relativ hohem Niveau mit einigen Einschränkungen, wie schlecht aufgelösten Texturen von Umgebungsobjekten oder gelegentlichen Slow-Downs.
Das Waffenarsenal gehört zum Standard in diesem Genre, die differenzierten Slow-Motion Effekte wiegen dieses jedoch auf und heben sich von den bereits bekannten Bullet-Time Effekten ab. Die Story selbst gestaltet sich sehr linear und der recht hohe Schwierigkeitsgrad bietet auch eingefleischten Ego-Shootern die nötige Herausforderung. Potential zu einem guten online Shooter hat TimeShift, leider zeigen die Server derzeit noch kaum Aktivitäten.
Bewertung
Pro
- Gute Slow-Motion Effekte
Contra
- Story zu linear

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