
Story und Nebenquests
Etwas, über das man nicht streiten muss, ist das Gewicht, was eine gute Story aber auch gute Figuren in einem RPG spielen. In Technomancer ist die Geschichte grundsätzlich nicht uninteressant. Auch wenn nicht neu macht die Geschichte um den Kampf um das Wasser durch die einzelnen Fraktionen schon neugierig. Leider sind bei den Figuren nur wenige dabei, mit denen der Spieler sympathisieren kann. Mir gefiel kaum eine der Figuren richtig gut. Die Hauptfigur ist mir zum Beispiel sehr unsympathisch, so habe ich mich direkt hinreißen lassen, im Spiel einen richtig miesen Typen zu verkörpern, um bei allen Entscheidungen den dreckigsten Weg einzuschlagen. So hat der Titel aber dennoch seine Aufgabe erfüllt, mich in eine Rolle schlüpfen zu lassen, die ich in Echt nicht auslebe, auch dies ist Teil des Rollenspiel-Genres.
Ist die Story noch mittelmäßig und kann den Spieler zumindest in Teilen fesseln, so sind die Nebenquests nichts anderes als Filler. Natürlich möchte man als Entwickler bei einem solchen Titel gerne die magische 40 Stunden Grenze überschreiten, denn gerade Rollenspiele bieten in der Regel viel Spielzeit und wollen sich auch daran messen lassen.
Die besagten Nebenquests belaufen sich immer darauf, Dinge von einer Person zur nächsten zu bringen oder etwas zu suchen. Bei beiden Varianten hat man als Spieler keine Motivation dies zu tun, ausser eben Erfahrung und Geld zu sammeln. Nur hin und wieder gibt es Ausnahmen, so sehe ich die Suche nach dem Spion in der eigenen Party als eines der Highlights im Spiel an. Schade, dass die Nebenquests selten diese Qualität erreichen. Leider ist diese Quest einer der wenigen Gründe, sich genauer mit seinen eigenen Partymitgliedern zu beschäftigen, denn auch diese bleiben leider sehr uninteressant.
Steril sieht es auf dem Mars aus
Optisch wird dem Spieler am ehesten auffallen, dass wir es hier mit keinem wirklichen Triple A Titel zu tun haben. Grober Schnitzer finden wir nicht, das wäre bei der mittelprächtigen Leistung aber auch wirklich fatal. Was die Grafik zusätzlich belastet ist das gesamte Design des Titels. Ich habe bereits erwähnt, dass besonders die erste Stadt sehr steril wirkt und dass dies besser wird, ganz weg geht das Gefühl aber nie. Auch spätere Orte sind deutlich als konstruierte Settings eines Games zu erkennen, keine Stadt sieht aus, als würde hier wirklich Leben vor sich gehen.
Auf eine deutsche Lokalisierung wurde bei der Sprachausgabe verzichtet, hier begnügt man sich mit Untertiteln, was möglicherweise ganz gut ist. Bei den Sprechern gibt es eine weite Range von guten bis zu überhaupt nicht so guten Stimmen. Hier hätte man sicherlich auch bei den deutschen Sprechern nicht unbedingt auf die Elite zurückgegriffen. Für einige Spieler könnte es aber ärgerlich sein: Wer Englisch nicht so gut versteht, der wird hier viel zu lesen haben.
Neben den Sprechern ist auch beim Ton alles vertreten. Das Spiel ist bemüht, immer zum aktuellen Setting eine passende Musik zu finden. Die technologische Hauptstadt wird mit elektronischer Musik untermalt, während in der Wüste afrikanische Klänge herrschen. Die einzelnen Etappen werden so immer wieder treffend untermalt, insgesamt fehlt aber ein roter Faden.
All the small things
Es sind sowohl auf der positiven, als auch auf der negativen Seite Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Gut finde ich - besonders unter dem Aspekt der Zugänglichkeit für Anfänger - wie einfach zu erkennen ist, ob Items nun besser oder schlechter sind als die aktuelle Ausrüstung. Die sehr einfache Darstellung macht jedem Gamer klar, was anzulegen ist, ohne das man sich lange in einzelne Parameter reinfummeln muss.
Quests lassen sich leider nicht immer gut (aus)lösen. Es gibt einige Momente, wo am Questmarker nichts zu tun ist, weil die aktuelle Person nicht da ist oder nur zu bestimmten Zeiten da ist, hierauf gibt es aber leider selten wirkliche Hinweise. Schön ist, dass auf Lockpick Minispiele verzichtet wurde. Es ist aktuell sehr beliebt, beim Knacken von Schlössern jedes Mal ein Minispiel absolvieren zu müssen, hier klappt es einfach oder eben nicht, danke.
Eine Kleinigkeit, welche mich jedoch wirklich auf die Palme bringt, ist das Save System des Titels. Es geht hier gar nicht mal um die Limitierung auf 50 Savegames, diese verstehe ich zwar nicht, macht mir aber auch keine Probleme. Was mir ein Dorn im Auge ist, ist die fehlende Quick-und Autosave Funktion. Es wäre traumhaft, wenn der Titel beim Betreten eines neuen Gebietes oder nach bestimmten Punkten automatisch speichert. Das tut das Spiel leider nicht, da es aber auch keinen Quicksave Button gibt, muss der Spieler jedes Mal in das Pausenmenü gehen, die Speicherfunktion wählen, einen Slot anwählen und dann bestätigen. Da man – besonders zu Beginn- doch recht häufig sterben kann, ist es absolut nervig, immer auf diesem Weg speichern zu müssen, damit man nicht jedes Mal nach dem Ableben alles wiederholen darf.
Gerade die Summe der kleinen Probleme zeigt uns am Ende, dass wir es hier nicht mit dem RPG Overkill zu tun haben, der Titel aber dennoch seine Berechtigung hat.
Fazit
The Technomancer sticht durch das Science-Fiction-Setting aus der Masse hervor. Leider wird dieses optisch nicht adäquat präsentiert und leider ebenso nicht konsequent spannend erzählt.
Spielerisch dürfte der Titel Hardcore-RPG-Spieler unterfordern, der einfache Aufbau ist für mich aber ein Plus. Technomancer ist ein Titel für Leute, die Zwischendurch ein Action-RPG spielen wollen, ohne sich lange in die Materie einlesen zu müssen. Ein RPG-Light sozusagen.
Spiders zeigen in vielen kleinen Momenten, dass sie gute Spiele machen können. In ebenso vielen kleinen Momenten zeigen sie aber auch, dass es einfach an Feinschliff und möglicherweise auch an Budget fehlt. So bleibt dieser Titel nur einer unter vielen, dessen einziges Alleinstellungsmerkmal am Ende wohl der einfache Zugang sein dürfte.
Wer Sci-Fi und RPG mag, der kann gerne einen Blick riskieren. Wer es aber sowohl technisch als auch inhaltlich groß mag, der dürfte enttäuscht werden.
Bewertung
Pro
- Charaktersystem ist einsteigerfreundlich
- Attribute von Rüstung und Waffen sehr übersichtlich
Contra
- Keine Quick-oder Autosave Funktion
- Technisch nicht auf der Höhe der Zeit
- Nebenquests sind deutlich als Füllmaterial zu erkennen
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