The Chant ist ein neues Horror-Action-Adventure im Third-Person-Look, das den Spieler an einen spirituell abgelegenen Ort versetzt. Das Überleben funktioniert durch das Lösen von Rätseln und dem Bekämpfen der psychedelischen Schrecken. Wir haben uns den verwunschenen Kristall um den Hals geschnallt und testen das Spiel für euch auf Herz und Nieren.
Die Suche nach der inneren Ruhe
The Chant fängt sehr gemütlich an. Man kommt in ein abgelegenes Ressort und muss dort seine spirituelle negative Energie loswerden. Soweit so esoterisch. Wir treffen auf der Insel auf eine kleine Gruppe von Kultmitgliedern. Diese geben sich natürlich nicht als solche zu erkennen aber es schreit sofort alles nach Kult. Der kleine bärtige Anführer versprüht auch ordentlich Charles Manson-Vibes.
Schnell wird man mit dem Ressourcensammeln vertraut gemacht. Diese werden zunächst in drei Kategorien geteilt. Mentale Energie, Gesundheit und Kristall-Energie. Diese haben jeweils unterschiedlichen Funktionen. Die mentale Energie wird benötigt, um sich mit dem Grauen auseinanderzusetzen, das die verfluchte Insel auf den Verstand loslässt. Befindet man sich in einem solchen Ereignis, sinkt die mentale Energie immer weiter. Erreicht sie 0, kann man entweder fliehen oder stirbt an Ort und Stelle.
Gesundheit erklärt sich von selbst und die Kristall-Energie wird benötigt, um zu meditieren und somit um die mentale Energie wieder aufzufüllen. Dazu lernt man, das man sich mit einem rudimentären Craftingsystem eine Art Waffe bauen kann, um sich zu wehren. Wogegen eigentlich?
Ich will hier an dieser Stelle die Story nicht spoilern aber soviel sei gesagt: Man bekommt es schnell mit allerhand unterschiedlicher Doom-Wesen zu tun. Diese sind nicht gerade förderlich für die Gesundheit und mit diversen Skills bzw. den selbst gebauten Waffen, kann man sich diese vom Leib halten oder auch zerstören.
Der Loot sei mit dir
Doch bevor wir mehr über das Kämpfen an sich schreiben, gehen wir hier auf die Erkundung ein, die das Spiel zu bieten hat. Zum Glück verzichtet man auf die übliche leere Open World, die inzwischen ja in so vielen Spielen zur Mode geworden ist. Anstelle dessen gibt es Areale, die man nach wertvollen Ressourcen, Story-Elementen, Schlüsseln und kombinierbaren Gegenständen absuchen muss.
Das ist auch an sich nett gemacht. Man erhält somit immer mehr Informationen zum Ressort und dessen eigenwillige Bewohner. Ebenso findet man wichtige Gegenstände, die man benötigt, um weiterzukommen.
Die Optik geht für ein solches Indie-Spiel durchaus in Ordnung und kann gut rüberbringen, worum es eigentlich geht. Allerdings übertreiben es die Entwickler mit dem Looten nicht und man wird stets nur mit den nötigen Items konfrontiert. Rätsel sind leider sehr spärlich gesät bzw. kommen eigentlich nicht so wirklich vor.
Diese Kombination aus Story-Telling und Erkunden macht auch durchaus Spaß. Im Gegensatz zum gerade angesprochenen Kampfsystem.
Wenn weniger mehr ist
Ich sage mal wie es ist: Das Kämpfen macht in diesem Spiel keinen Spaß. Das liegt vor allem daran, dass es sich dabei um einen wilden Mix aus schlechter Kameraführung und schwammiger Steuerung handelt. Gegen dieses Spiel ist sogar Dark Souls präzise. Und das kommt jetzt von mir, der dieser Spielreihe so gar nichts abgewinnen kann.
Zumindest kann man dort den Gegner fixieren. Und es gibt noch deutlich mehr Optionen: Wie parieren, schnell ausweichen oder auch kontern. All das gibt es in The Chant nicht aber man muss sich dann mit nervigen Monstern in dem Spiel herumschlagen. Das dabei keine Freude aufkommt, liegt auch nicht zuletzt daran, dass die Protagonistin äußerst träge zu steuern ist.
Liebe Entwickler, hier wäre ein komplettes Herausnehmen des Kämpfens deutlich vorteilhafter gewesen. Anstelle dessen, hätte man besser mehr interessante Interaktionen mit der Umgebung integriert. Es gibt beispielsweise Filmrollen, die man verstreut auf der Insel findet. Diese können wiederum in einem der Filmprojektoren abgespielt werden und geben interessante Hintergrundinformationen zur Story und zu den Charakteren. Davon hätte man gerne mehr einbauen können.
Hier übrigens besonders nervig: Wenn man stirbt, wird man nicht nur an den letzten Checkpoint zurückgesetzt, sondern verliert auch die zuletzt gefundenen Gegenstände und Ressourcen. Das hätte eindeutig nicht sein müssen.
Aber sobald man sich den ungewollten Monstern entledigt hat, kann man sich zum Glück wieder auf die Stärken des Spiels konzentrieren. Und die liegen eindeutig im Story-Telling.
Fazit
Mit The Chant bringen die Entwickler einen neuen Horror-Titel auf den Markt, der auf vielen Ebenen überzeugen will. Bei der Erzählung der Geschichte gelingt dies auch wirklich gut. Es ist spannend mehr über den Kult zu erfahren und über die dunklen Mächte, die diese Insel befallen haben.
Das Erkunden der zum Glück übersichtlichen Areale macht Spaß und lässt einen immer tiefer in die Welt eintauchen. Hier und da gibt es Sammelmöglichkeiten und Gegenstände, die sich zu Schlüsseln kombinieren lassen, um weiterzukommen. Die Story an sich hat leichte Lovecraft Anleihen und macht aber ihr eigenes Ding daraus.
Nicht mit Ruhm haben sich die Macher hingegen beim Kampfsystem bekleckert. Die Protagonistin bewegt sich äußerst träge und man hat durch eine ebenfalls unvorteilhafte Kameraführung Mühe dem Geschehen zu folgen bzw. sich gegen die Monster zu wehren. Das wird bei dem ein oder anderen Spieler sicherlich für Frust sorgen. Vor allem weil man nach dem Ableben sogar die eingesammelten Story-Gegenstände verliert und wieder neu aufsammeln darf, um weiterzukommen.
Und Frust ist ungleich Spannung. Hier hätte man besser mehr in den Ausbau von Interaktionsmöglichkeiten investiert. Oder in Entscheidungen, die den Lauf der Story beeinflussen. Wie man das besser macht, kann man sich in The Quarry anschauen.
Wer an den Problemen des Spiels vorbeischauen kann, erlebt aber durchaus einen unterhaltsamen Mix aus Mystery und Horror.
Bewertung
Pro
- Spannender Plot
- Das Erkunden der Insel macht Spaß
- Lovecraft-Vibes
- Interessante Wendungen
Contra
- Schwammige Steuerung
- Kamera nervt beim Kämpfen
- Kampfsystem nervt durch träges Verhalten der Protagonistin
- Beim Ableben verliert man relevante Story-Gegenstände
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