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Horde - Storypassage - Horde

Recht schnell wird dem Spieler in den insgesamt 15 gebotenen Kapiteln klar, dass die Struktur des Spiels recht eintönig bleibt. So gibt es immer wieder Passagen, in denen nur vereinzelt Gegner auftauchen und in denen so einiges an Informationen zwischen den Protagonisten ausgetauscht wird oder durch eine Cut Szene gezeigt wird. Doch immer wieder gilt es dann auch wieder ganze Horden von Gegnern zu besiegen.

Gerade in solchen Sequenzen kann es dann schon einmal hektisch werden und die kleinen Macken der Steuerung können den Spieler zur Verzweiflung bringen. Während in den normalen Passagen die Steuerung ganz gut von der Hand geht - auch wenn sie hier und da mal etwas hakelig wirkt, so wird sie in solchen Situationen zum Problem. Die Spielfigur lässt sich dann oftmals nicht so schnell wie benötigt in eine andere Richtung lenken oder springt nur sinnlos zur nächstgelegenen Deckung, vor der ein Gegner steht und nur auf uns wartet.

Gerade wenn man die Deckung benötigt - so z.B. beim Kampf gegen die schweren Trooper, die neben Helm einen schweren Körperpanzer und ein massives MG mit sich tragen und zum Ende des Spiels immer häufiger vorkommen, ist Deckung ein wichtiges Mittel. Hier wünscht man sich bereits im normalen Schwierigkeitsgrad ein größeres Maß an Präzision. Kaum auszumalen, wie es in den beiden weiteren Schwierigkeitsgraden sein mag.

Erst blendet die Sonne - dann tobt der Sandsturm

Spec Ops: The Line nutzt die Unreal Engine - beim ersten Spielstart hatte ich da so meine Bedenken und habe bereits leichtes Tearing erwartet. Doch die Entwickler schafften es, der Unreal Engine diesen Missstand abzugewöhnen. Die gebotene Grafik kann man als solide bezeichnen und hinterlässt zumindest keinen faden Beigeschmack. Dennoch ist sie nicht unbedingt mit den aktuellen Top Titeln zu vergleichen.

Man gab sich jedoch erstaunlich viel Mühe mit der Gestaltung der Gebäude und auch so mancher Details. Wirklich sehenswert sind jedoch die vielen Lichteffekte, gerade wenn man sich in den etwas weniger urbanen Abschnitten befindet. Ansonsten ist natürlich vieles eckig ausgelegt, damit es als Deckung herhalten kann. Jedoch sollte man sich hinter einigen Deckungen nicht zu lange verschanzen. So werden freistehende Betonmauern schnell in Stücke gerissen und bieten keinen Schutz mehr.

Akustisch kann Spec Ops: The Line begeistern. Es bietet alleine schon durch die Musik eine Unterstreichung des surrealen Settings. So dröhnen euch öfters mal Songs die perfekt in die Vietnamzeit passen auf die Ohren und selbst Jimi Hendrix stellt zwei seiner Songs zur Verfügung. Es lohnt sich also hinzuhören.

Das gilt vor allem für die vielen Dialoge. Nicht nur die Dialoge mit den weiteren Protagonisten - auch die der eignen Teamkameraden und die eigenen Gedanken - wurden sehr authentisch eingesprochen. Gerade im Spielverlauf bemerkt man die Veränderung der Stimmen. Nicht nur körperlich verfallen die Protagonisten im Spiel, auch die Stimme verändert sich hörbar. So wurden zum Einsprechen der Dialoge alle Sprecher gleichzeitig eingeladen und man hat alle Szenen innerhalb von drei Tagen am Stück eingesprochen. Es lohnt sich also die Ohren offen zu halten.

Multiplayer? - Ja so etwas gibt's...

Während man im Singleplayer eher das Gefühl hat, dass die Story gerne noch die ein oder andere Stunden enthalten könnte, so fragt man sich nach ein paar Runden des Multiplayers - wofür? Warum machten sich die Entwickler die Arbeit und investierten in einen Multiplayer, der in kleinster Weise an die großen Genrehits anknüpfen kann. Irgendwie fühlt sich der Mehrspieler drangestrickt und wenig eigenständig an.

Zur Auswahl stehen zwar verschiedene Spielmodi wie Deathmatch und Team Deathmatch sowie aufgabenbasierte Modi aber Spielspass kommt auf den sechs im Spiel enthaltenen Karten nicht unbedingt auf. Auch im Mehrspielermodus zeigt sich die Problematik der unausgewogenen Steuerung und so können auch nicht die Sandstürme, die hier und da über die Aussenareale der Mehrspielerkarten hinwegfegen und die Sicht erschweren, für Spielspass sorgen. Bereits nach wenigen Runden Deathmatch verfliegt die Spiellust. Auch Embleme und Titel, wie man sie aus einer anderen Shooterreihe kennt, helfen da nicht, den Spieler mit einem Erfahrungspunktesystem bei Laune zu halten. Da wäre mir ein CoOp Modus lieber gewesen.
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Fazit

Spec Ops: The Line macht es dem Reviewer wirklich schwer, ein Urteil zu fällen. Auf der einen Seite ist es ein Shooter, auf der anderen Seite will es ein Anti-Kriegsspiel sein und den Spieler dazu bringen, sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinander zu setzen.

Wer mit offenen Augen an das Spiel herangeht, wird sicherlich bemerken, dass sich im Kopf viele Momente merkwürdig anfühlen - andererseits sind oft die Momente, in denen man die Wahl hat, zu wenig ausgeprägt oder so schnell vorbei, dass man sich danach entscheidet, wie es dem Spiel wohl am sinnlichsten dient - Moral hin oder her.

Ein variabler Storyverlauf - basierend auf den Entscheidungen - hätte den Titel zu einer Ausnahmestellung gebracht. So ist es ein technisch solider 3rd Person Shooter, der kurzweilig zu spielen ist, aber dessen Ende man dann auch irgendwann herbeisehnt.

Leider bietet Spec Ops: The Line daher zu wenig Wiederspielwert und auch der nicht überzeugende Mehrspieler Modus lässt den Titel schnell wieder im Regal verschwinden. Dennoch ist die Kampagne spielenswert - denn bist Du bereit für ein schlechtes Gefühl?


Bewertung

Pro

  • Entscheidungen...
  • Gute Musik und Dialoge
  • Surreales Setting

Contra

  • ...mit wenig Einfluss auf den Spielverlauf
  • Unnötiger Mehrspielermodus
  • Zu viele Gegnerhorden, die es zu überwinden gilt

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

2 Kommentare

TheGreenChris Mi, 18.07.2012, 15:32 Uhr

Also der SP ist klasse auch wenn dieses moralische sicher mehr Platz hätten bekommen dürfen. Wobei die Balance zu halten, dabei sicher nicht so leicht ist. Spielerisch ist der SP klasse und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl "Wann ist es endlich vorbei".
Der Multiplayer ist nebenbei gesagt ziemlich gut. Klar man spielt nur 4 gegen 4, aber dafür sind die Maps auch kleiner und gut designt (dafür sind es allerdings etwas wenig), schade ist eigentlich nur das ich so wenige Leute Online angetroffen habe, aber da kann das Spiel nichts zu.
Ich denk auch spätestens mit dem kostenlosen Koop-DLC sollte man noch einmal über die MP-Wertung nachdenken ...

Gruß,
Chris

Hanniball Mi, 18.07.2012, 11:15 Uhr

Es muss nicht alles nen Bomben-Multiplayer haben, der SP klingt ja schon nicht schlecht. Da werde ich mal den Gebrauchtmarkt checken.