Review zu Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper

Wer lesefaul ist, sollte besser die Finger von Sherlock Holmes lassen. Zwar sind die Gespräche allesamt synchronisiert, doch empfiehlt sich dennoch (aus Verständnisgründen und zur besseren Detektivarbeit) die Untertitel zu lesen. Abgesehen davon bietet das Spiel einem reichlich Lesestoff: Ihr müsst euch oft durch Polizeiberichte, alte Briefe und Protokolle durchwühlen, um die richtigen Informationen für die Lösung des Falls zu finden.

Denn schauen wir uns das Gameplay einmal an: Euer Tun, bzw. eure Aufgabe ist zwar nicht immer direkt ersichtlich, doch meist wisst ihr, was ihr tun müsst. Ihr habt keine große Handlungsfreiheit - euer Charakter wird häufig Sachen sagen wie ,,Ich wüsste nicht, was ich diese Person fragen sollte", oder ,,Ich muss jetzt nicht dahin.". Der Handlungsstrang bleibt somit relativ linear, aber dafür bleibt die Geschichte auch spannend. Meist müsst ihr von irgendwelchen Personen Informationen zum Fall bekommen. Dies geschieht, indem ihr sie einfach befragt oder irgendwelche Gegenstände bringt, die sie benötigen. ,,Zwischenmissionen" führen hier zum Ziel - allerdings ist auch immer sofort ersichtlich, was gemacht werden muss.

Wichtig für den Spielverlauf ist, dass ihr die Umgebung näher inspiziert. Denn erscheint ein Lupen-Symbol könnt ihr mit Gegenständen interagieren. Entweder nehmt ihr Gegenstände direkt mit ins Inventar (und müsst sie später benutzen oder miteinander kombinieren) oder ihr findet Informationen, die wichtig sind. Praktischerweise gibt es eine Hilfefunktion im Spiel, die euch erlaubt, jederzeit durch Drücken von RT alle Objekte, mit denen ihr agieren könnt, auf dem aktuellen Bildschirm aufleuchten zu lassen. Diese Hilfe-Funktion wird in keiner Weise bestraft und ihr solltet sie auf alle Fälle benutzen, da aufgrund der manchmal etwas komischen Kameraführung schnell mal etwas dem Auge entgeht.

Um dann weiter voranzukommen, sind im Spiel viele kleine Rätsel enthalten, wie z.B. Schlösserknacken, den Tathergang mit der Hilfe Watsons zu rekonstruieren oder seinen Weg aus einem Haus herausfinden. À la Tomb Raider oder Sam & Max müsst ihr hier richtige Zahlenkombinationen herausfinden, Objekte miteinander kombinieren, um zum Ziel zu gelangen, oder aber auch Informationen vergleichen, um das richtige Passwort zu finden. Alles in allem sehr abwechslungsreich und anspornend - solange ihr mit dem vielen Lesen und dem entspannten Gameplay etwas anfangen könnt.

Ich deduziere...

Deduktion, die große Pseudo-Kunst von Sherlock Holmes! Darauf läuft nämlich vieles hinaus: Ihr müsst Fakten sammeln und die rational richtigen Schlüsse ziehen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Dies kann manchmal ganz schön knifflig sein. Glücklicherweise stehen euch jederzeit alle Dialoge des Spiels und alle Informationen zur Verfügung. Wie ein richtiger Detektiv müsst ihr also korrekt Schlüsse ziehen können - das Spiel bietet euch aber jeweils Alternativen, welche das Ganze relativ einfach machen.

Einfach, aber nicht witzlos, muss ich dazu sagen. Meist sind die Rätsel leicht zu knacken, aber es gibt echte Kopfnüsse unter ihnen. Auch die Schlüsse, die manchmal zu ziehen sind, sind nicht so evident, wie es machmal erscheint - besonders wenn man die Geschichte von Jack the Ripper bisher nicht kennt und wirklich nicht weiß, wer Jack the Ripper ist und was er vorhat. Dies macht die Spannung des Spiels aus: Die Story ist sehr gut erzählt und bleibt stetig interessant. Laufend will man weiterspielen und dem Täter auf die Schliche kommen. Ist man erst richtig im Spiel drin, zieht es einen mit und man kann eigentlich nicht mehr aufhören!

Allerdings ist es dann schade, wenn einem das Spiel selbst dann einen Schlussstrich zieht: Der Umfang ist mehr oder weniger gering. Ich würde die Spielzeit ohne Komplettlösung auf gute 10-12 Stunden schätzen, danach hat es sich dann aber auch. Es gibt (logischerweise) keinen Multiplayer und auch keine sonstigen Gimmicks. Wer mit der Story durch ist, der kann das Spiel wegräumen; mehr gibt es nicht zu entdecken. Zugegeben: Das macht schon Spaß, aber wer hier einen Dauerbrenner für die Konsole sucht, ist sicherlich fehl am Platz.