
Zu komplex
Was Schlauchlevel und Button-Mashing insgesamt sehr eintönig aussehen lässt, wollte man wohl mit einer komplexen Story wieder rausholen. Es ist lobenswert, dass sich hier für einen neuen Weg entschieden wird und grundsätzlich weiß die Geschichte zu gefallen. Dieses düstere Zukunftsszenario indem die totale Überwachung nur durch einige wenige aufgehalten werden kann gefällt mir sehr gut. Doch die ganze Story krankt an Problemen, die gerne auch in Filmen über Zeitreisen vorkommen, es wird irgendwann einfach zu komplex die Geschehnisse logisch zu erklären.
Es kommen mehr und mehr Logiklöcher in der Story vor und irgendwann weisßder Spieler nicht mehr so recht, warum er tut, was er gerade auf dem Bildschirm tut. Die emotionale Motivation der ersten Stunde geht verloren und so fühlt man sich mehr und mehr durch die Schlauchlevel gezogen ohne dabei ein größeres gesamtes Ziel zu verfolgen. In Kombination mit dem schon beschriebenen eintönigen Mechaniken wirkt sich der Verlust der Motivation gleich doppelt verheerend aus, denn auch wenn das Spiel durchaus solide ist, verlor ich so nach der Hälfte stark an Lust, Remember Me bis zum Ende zu zocken.
Ist das Spiel mit seinen rund 8 Stunden Zeit dann vorbei, so geht es insgesamt auch keine Minute zu lange. Doch eine Frage drängt sich auf, warum hat man die Stärken des Spieles nicht ausgebaut? Es gibt eine Remix Funktion für Erinnerungen der Gegner, welche dem Game -zwischenzeitlich erhebliche- Frische verleiht.
Ein asynchroner Remix
Bei bestimmten Personen ist es Nilin möglich, die Erinnerung zu mischen, so dass die betroffene Person sich an ein Ereignis anders erinnert, als es wirklich war. Nehmen wir das Beispiel der Attentäterin, welche der Protagonisten auf der Spur ist. Angetrieben wird diese von dem Kopfgeld, mit welchem sie ihrem Freund eine medizinische Behandlung bezahlen möchte. Nun können wir ihre Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis so beeinflussen, dass im besten Falle die Motivation für ihre Arbeit nicht mehr beständig ist. Hierzu verändert ihr kleinste Teile in der Erinnerung, z.B. kann das schon ein umgeworfener Schrank sein. Nach der Veränderung spielt ihr die Erinnerung ab und seht ob euer Handeln zum Erfolg führt. Insgesamt ist dies zwar auch mehr ein Trial and Error als ein feinfühliges Rätsel, trotzdem macht es Spaß, in den Erinnerungen der anderen Figuren rumzupfuschen. Nun kann ich nicht verstehen, warum man ein solch rausstechendes Feature nicht öfter als drei mal in der gesamten Story untergebracht hat, wirklich verschenktes Potential.
Verschenkt sind auch die deutschen Sprecher des Spiels. Von Qualität der Sprecher bewegen wir uns im oberen Mittelfeld, hier gab es schon deutlich schlechte Lokalisierungen. Doch sind 80 % der Dialoge schlichtweg asynchron, so bewegen sich Lippen gerne vor oder nach der Sprachausgabe. Auch ist die Übersetzung der Dialoge, gerade in den Kämpfen eher unglücklich gelungen, Gegnern den Arsch vollzumachen oder ähnliches, das versteht der Spieler schnell falsch.
Oldschool Kamera
Ein Spiel, was auf flotte Kämpfe setzen möchte, muss dazu auch mit der Kamera hinterherkommen. Leider steht diese nicht nur in den Kletterpassagen oft im Wege, sondern dreht sich während der Fights meist genau dahin, wo sie am meisten stört. Glücklicherweise kann man Remember me sonst optisch keine großen Fehler anlasten. Wie bereits gesagt, ist das Setting toll, hier kommen Lichteffekte gut zur Geltung und die Umgebung ist abwechslungsreich.
Gleiches kann man über die Gegner nicht sagen, diese sind oft austauschbare Minions. Immer und immer wieder verprügelt ihr die gleichen Schergen, hier wäre mehr drin gewesen. Später im Spiel kommt ihr in Abschnitte, die sich in Erinnerungen abspielen, hier ist der Stil stellenweise etwas zu abgefahren, da ist kaum noch auszumachen, was die ganzen Pixel und Bildfehler (die natürlich gewollt sind) eigentlich darstellen sollen.
Die Figuren, die sich von den Fußsoldaten abheben, haben zwar etwas mehr Design spendiert bekommen, sehen aber oft nicht 100% menschlich aus, hier geht wieder ein bestimmter Prozentsatz Drama verloren. Dies passt aber nur zu der eher flachen Persönlichkeit der Figuren, so sind optische Darstellung und Charaktertiefe der Figuren am Ende doch nicht mehr als nur Mittelmaß. Von einer gewollten Hollywood-Präsentation der großen Ideen hinter Remember Me ist man so leider doch weit entfernt.
Fazit
Remember Me kommt mit so vielen Ideen daher, eine komplett neue Story in einem komplett neuem Setting. Gerade zweiteres ist wirklich gut gelungen, Neo Paris als Schauplatz dieser Zukunftsvision ist wirklich toll. Leider führt das Spiel den Gamer in Schlauchleveln durch die Stadt und bietet dabei kaum Freiheiten etwas abseits der Story zu erkunden.
Die Geschichte selbst verpufft leider auch nach einigen Spielstunden, es wird immer verwirrender und vor allem unlogischer, was ihr in Remember Me erlebt. Kletterpassagen hätten gut und gerne ganz aus dem Spiel gelassen werden können, die Kämpfe sind dafür trotz simplem Prinzip spaßig, wenngleich auch wenig abwechselnd.
Insgesamt bleibt zu sagen, Remember Me ist als Idee, als Grundgerüst wirklich erfrischend. Doch als fertiges Spiel handelt es sich hier um Action-Ware von der Stange, bei der die Entwickler die wahren Stärken nicht erkannt haben. Schade, so wird Remember Me wohl schnell von vielen Spielern wieder vergessen werden.
Bewertung
Pro
- Remix Funktion bringt frischen Wind ins Spiel...
- Neo Paris ist ein schönes Setting
Contra
- ... kommt aber leider kaum zur Geltung
- Story verliert sich in Logikfehlern
- Gameplay insgesamt zu belanglos

3 Kommentare
XBU Philippe Sa, 27.07.2013, 17:10 Uhr
Sehe ich eigentlich genauso... was Potential für eine Fortsetzung gibt.
Ich finde aber auch die Kämpfe ganz cool gemacht, es hätte nur etwas mehr verschiedene Gegnertypen geben können und auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sind diese fliegenden Roboter echt der größte Mist... :evil:
Insgesamt aber eine super Atmosphäre und klasse Story, die gar nicht soooo viele Logikfehler hat :D
XBU ringdrossel Mo, 01.07.2013, 10:22 Uhr
Das Review kommt schon hin. Wobei ich persönlich die Kämpfe nicht schlecht fand. Es gab zwar gegen Ende ein wenig zuviel davon, aber gerade das Taktieren, wann man welche Sensens gegen welche Gegner einsetzt, hat Laune gemacht. Die Kletterpassagen sind, wenn man Tomb Raider gespielt hat, zwar ein wenig mau aber da kann man die City ein wenig mit erkunden. Leider, wie Jan geschrieben hat, kann ist die Stadt nicht frei erkundbar. Das wäre wirklich cool gewesen.
Das Remixen der Erinnerungen war echt nett umgesetzt. Hier hätte das Spiel noch mehr rausholen können. Mehr davon und auch idealerweise keinen fest-vorgegebenen Remix, sondern die Wahl wie man die Erinnerung verändern möchte (gut oder schlecht) mit unterschiedlicher Auswirkung auf die Story, wäre der Burner gewesen.
Viele nette Ideen und viel verschenktes Potenzial. Trotzdem hat mir Remember Me Spaß gemacht:smt023
XBU Dirty Mi, 19.06.2013, 09:08 Uhr
Tolles Review :smt023...welches zwischen den Zeilen erkennen lässt, dass dieses Game ein weiterer Titel ist, den sich der anspruchsvolle Gamer sparen kann.