Review zu R.U.S.E.

Alles im Blick - Alles im Griff

Was in der Theorie komplex und eventuell kompliziert erscheint, erweist sich in der Praxis äußert übersichtlich und bedienerfreundlich. Das Entwicklerstudio Eugen Systems bietet euch mit der IRISZOOM Engine eine intuitive Benutzeroberfläche, die es euch ermöglicht, auf einfache Weise die Machtverhältnisse durch starkes Herauszoomen zu erkennen, so dass das Schlachtfeld zum Kartentisch wird. Die einzelnen Truppen werden in dieser Ansicht zusammengefasst dargestellt und zeigen sich als Spielchiptürmchen, von der sich die eigene Truppenstärke sowie die der Feinde ablesen lässt.  Durch starkes Hineinzoomen verwandelt ihr den Kartentisch in ein real-wirkendes, detailreiches Schlachtengetümmel voller Action und befindet euch mittendrin, wie ihr es von anderen Games dieses Genres gewohnt seid. Die Kriegsschauplätze befinden sich auf riesigen, sehr detaillierten Karten, die dem Echtzeit-Strategen ideale Spielplätze bieten.

Der Übersicht und Bedienbarkeit kommt das stark reduzierte, aufklappbare Bau- und Truppenmenü sehr gelegen, denn mit nur einigen, wenigen Handgriffen, lassen sich eure gesamten Einheiten gut kontrolliert handhaben. Selten hat ein Echtzeitstrategie-Spiel so übersichtlich und anwenderfreundlich ausgesehen, vor allem wenn man die Genre-Vertreter auf der Konsole betrachtet. R.U.S.E. überrascht hier auf ganzer Linie und zeigt, wie man Übersicht und Spielkontrolle garantiert. Die insgesamt gute, leicht erlernbare Steuerung der Truppen und Fahrzeuge zeigt leider auch einen kleinen, recht unnötigen Schwachpunkt, denn individuelle Einheitenkommandos wie "Stellung halten", "Gegner verfolgen" oder "Feuerstop" werdet ihr mitunter schmerzlich vermissen. Ihr könnt eure Einheiten nur von A nach B schicken oder an einer gewünschten Stelle verharren lassen und hoffen, dass sie sich bei anhaltenden Beschuss von allein entsprechend verhalten. Auch das Markieren von individuell ausgesuchten Einheiten ist alles andere als perfekt gelöst. Hier werden unnötig Minuspunkte eingesammelt, die dem Spielablauf negativ beeinflussen.

Kampagnen-General

Als Alliierten-Major Joe Sheridan geht ihr in den rund 25 Stunden umfassenden Kampangnenmodus und bestreitet die Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Von Afrika über Italien, Frankreich bis nach Deutschland benötigt ihr taktische Raffinesse, um den Sieg der Alliierten unter Dach und Fach zu bringen und vom Major bis zum General aufzusteigen. Zu Beginn sehen eure Missionen noch simpel aus und ähneln eher einem langwierigen Tutorial, in dem ihr euch mit den verschiedenen Einheiten, taktischen Möglichkeiten und Icons und Befehlssymbolen vertraut machen könnt. Im Laufe der Kampagne steigt der Schwierigkeitsgrad stetig an, so dass ihr zur Hälfte der Spieldauer vor richtig kniffeligen Aufgaben gestellt werdet. Die einzelnen Missionen sind in eine durchgängige Geschichte eingebettet, die zwar nicht wirklich neu, fesselnd und voller Überraschungen präsentiert wird, aber durch zahlreiche Zwischensequenzen zu einem recht unterhaltsamen Gesamtpaket geschnürt sind.

Solide Präsentation

Die Grafik bietet zwar keine ausgesprochene Feinschmeckerkost, aber für ein Strategiespiel zeigt sich R.U.S.E. von einer guten, soliden Seite, vor allem wenn man den enormen Zoomspielraum berücksichtigt. Hier und da ploppen zwar einige Kornfelder und ähnliches auf, aber das Gesamtbild hinterlässt einen doch recht detaillierten Einblick in die Kriegsschauplätze des R.U.S.E.-Universums. Die detaillierten und liebevoll gestalteten Karten überzeugen, wenngleich ein starkes Hineinzoomen etwas Ernüchterung aufkommen lässt. Dafür zeigt sich die Grafik durchweg ruckelfrei, was das Gesamtergebnis wieder aufwertet.

Auch der Sound wirkt jederzeit solide und passend zum Spielgeschehen. Zoomt ihr euch nah ans Spielgeschehen, werdet ihr von allerlei Umgebungsgeräuschen und Soundeffekten der Einheiten begleitet, zoomt ihr weit hinaus verstummen die Umgebungsgeräusche gänzlich und werden von Geräuschen aus der Kommandozentrale ersetzt. Die Sprachausgabe wird nicht jeden Geschmack befriedigen können, aber wir haben gerade in Strategiespielen schon schlimmeres ertragen müssen. Etwas emotionslos und unspektakulär kommt der eine oder andere Sprecher daher, aber alles immer noch im überdurchschnittlichen Rahmen.

Weitere Spielmodi und Onlineschlachten

Neben der Kampagne bietet euch R.U.S.E. die Spielmodi "Operationen" und "Kämpfe". Beim Modus Operationen könnt ihr in verschiedenen Schlachten mit unterschiedlichen Missionszielen und Siegesbedingungen gegen die KI antreten. Wollt ihr im Modus Kämpfe antreten, könnt ihr vorab die Optionen beliebig verändern sowie eine der 21 Mehrspielerkarten auswählen, bevor ihr gegen bis zu drei KI-Fraktionen in den Kampf zieht. Wollt ihr eure Kriegskünste in Online-Schlachten unter Beweis stellen, bieten sich 1 vs 1 und 2 vs 2 Duelle an, die entweder als Ranglisten- oder als benutzerdefiniertes Match ausgetragen werden können. Allein auf Grund der strategischen Möglichkeiten, der vielen unterschiedlichen Karten und sechs wählbaren Nationen ist bereits garantiert, dass jede kriegerische Auseinandersetzung  eine neue Herausforderung bedeutet und für spannende Unterhaltung sorgt.