Review zu Pro Evolution Soccer - PES 2012

Echtes Stadionfeeling nur optisch

Das was man sich in Sachen grafischer Präsentation aufbaut, reißt man sich zum Teil mit der Akustik innerhalb der Stadien wieder ein. Die Stadiongesänge sind viel zu dumpf, man kann teilweise kaum verstehen, was dort überhaupt gesungen wird. So hört es sich weder live im Stadion noch über den Fernseher in der Realität an, es sei denn vielleicht, man besitzt noch einen Röhrenfernseher aus den 80ern. Hier muss man sich den lebendigen Gesängen der FIFA-Serie auch in diesem Jahr geschlagen geben.

Aber es geht auch besser: Was der Stadionsound nicht hinbekommt, machen die Kommentatoren wieder wett. Es wird hier wie immer und in jedem Jahr zwei Meinungen geben: Die einen Spieler mögen sie, die anderen Spieler nerven sie. Natürlich gibt es unpassende Kommentare wie bei einem Spiel der Bayern gegen Boca Juniors in der Allianz Arena, wenn Wolf Fuss beginnt mit "In Boca's Stadion tanzen und wippen die Zuschauer..." und das falsche Stadion erwähnt, aber auch Kommentare wie "Langer Pass vor..." oder "Pass unterbrochen" sagt in Wirklichkeit kein Mensch und auch kein Kommentator. Aber diese Fehler gibt es auch bei FIFA zu Genüge.

Nein, ich muss wirklich sagen, Hansi Küpper und vor allem Wolf Fuss machen einen sehr guten Job, ich höre sie in echten Spielberichterstattungen sehr gern und liegen aus meiner Sicht vor der EA-Berichterstattung mit Manni Breuckmann, der einfach nicht so rüber kommt, wie er früher am Radio einmal war. Das Timing ist in diesem Jahr deutlich besser geworden. Auch der Soundtrack ist in Pro Evolution Soccer 2012 recht abwechslungsreich. Er hat zum Teil rockige und powervolle Tracks zu bieten, es lässt sich gut anhören. Ein paar Tracks mehr wären aber sicherlich nicht verkehrt gewesen.

Der Trend geht zum Zweitfußballer

Ihr wolltet schon immer mal wissen, wofür der Xbox 360 Controller eigentliche zwei analoge Sticks hat? Konami hat die Frage beantwortet, denn nun könnt ihr zwei Spieler gleichzeitig steuern. Wem also der ballführende Spieler noch nicht genug ist, der steuert einfach noch einen Spieler mehr. Ok, ganz so lapidar geht das natürlich nicht, hinter dem neuen Feature "Teammate Control" steckt natürlich etwas anderes.

Ihr wählt, während ihr mit dem linken Stick einen ballführenden Spieler steuert, mit dem rechten Stick einen Spieler in eurer Nähe aus und könnt so seine Laufrichtung beeinflussen, so lange ihr den Stick gedrückt haltet. Dieses Verfahren ermöglicht euch zum Beispiel, einen Spieler von seinem Gegner weg- und zu euch hinzubewegen oder ihn aber "in die Gasse" schicken zu lassen.

Die Anwahl des Spielers geht zwar nicht so genau, vor allem, wenn mehrere Spieler in einer Linie über einen laufen, aber ansonsten funktioniert es gut und bringt so neue Spielsituationen hervor. Mitspieler kurz ran ziehen, den Ball geben und per Doppelpass einen Vorteil verschaffen. Konami bringt so ein gutes neues Gameplay-Element auf den virtuellen Rasen, die die schönen Tricks im Spiel und die flüssigen Animationen noch weiter aufwerten.

Nervig sind hier nur die Kopfballduelle bei langen Bällen, die immer noch zu statisch sind, da ist zu wenig Bewegung mit dem eigenen Spieler möglich, der festgepfropft auf einer Stelle steht. Die Gegner KI greift immer noch nicht bzw. sehr spät an, wenn man sich ins Niemandsland stellt und wegdreht, da verstehe ich unter "Active AI" etwas anderes. Zudem vermisse ich schnelle Freistöße wie bei FIFA und wünsche mir nicht immer eine gelbe Karte bei einer Schwalbe, schließlich spüren Spieler ja in der Bundesliga auch immer einen Kontakt und fallen wie eine Bahnschranke runter. Das nennt man dann auch nicht Schwalbe, sondern "clever herausgeholt"...