
Kleine Gangster, kleines Budget
Payday 2 schreit in vielen Momenten förmlich nach Low Budget. Die Texturen sind alles andere als Hochglanz und man muss sagen, Gebäude und Personen sehen sich alle doch schon sehr ähnlich. Gerade die Gegnertypen sind in ihren Uniformen ein Einheitsbrei, als Kämpfe man gegen den Footclan aus den Ninja Turtle Zeiten. Das alles ist aber nicht störend, nervig werden technische Macken, wenn sie die Atmosphäre zerstören. Grundsätzlich hat das Game eine gute Stimmung, wenn der Überfall losgeht, doch man wird an allen Ecken daran erinnert, das es sich nur um ein Game handelt. Größtes Problem sind hierbei einfach die Fehlenden Animationen; Knackt ihr ein Schloss, seht ihr nichts ausser der Anzeige, wie weit ihr seid, nehmt ihr Geld auf, dann verschwindet dieses einfach ohne jegliche Animation seitens eures Charakters. Hier könnte man ewig aufzählen, wo Animationen Fehlen wie bei Wiederbelebungen und im Grunde bei jeder Interaktion eurer Figur mit anderen Figuren oder Gegenständen. Ebenso sind die Bewegungen eher unrealistisch, so hat man das Gefühl, die Figur gleitet in besser Doom-Manier über den Boden anstatt realistische Schritte zu vollführen, es fühlt sich einfach nicht echt an. Dagegen sprechen dann nette Details, wie z.B. dass euer Sichtfeld schräg wird, wenn ihr eine schwere Tasche tragt, als lehne sich die Figur gegen das Gewicht, wie kann man solche Details beachten, jedoch alles Offensichtliche vergessen?
Die Lichteffekte der Außengebiete sind recht gut gelungen, da ärgert man sich umso mehr, wenn der Juwelier von innen wieder genauso aussieht, wie die 12 anderen Läden zuvor.
Glücklicherweise ist der Sound besser gelungen. Vor allem fällt auf, dass die Effekte ordentlich Druck haben. Ich konnte meine Anlage mehr als 5 Volume Punkte runterschrauben und hatte trotzdem noch mehr Power in den Ohren, als bei manch anderem Titel. Die Waffeneffekte sind kräftig und hallen besonders in Gassen gut nach. Die Sprecher sind gut, nur hat jeder von ihnen nur wenige Sätze die alle in Richtung ,,Stay down" oder ,,Come over here" gehen. Was den Druck und Nervenkitzel ausmacht ist der Soundtrack. Electro und Dub-Step knallen euch um die Ohren, besonders gut kommt das Spektakel mit einem ordentlichen Subwoofer. Zwar sind dies wenige Musikstücke aber das fällt kaum auf, denn in der Regel seid ihr in den Missionen so beschäftigt, das der treibende Beat euch nicht auffällt aber dennoch den Adrenalin-Spiegel hebt, die Musik macht die Stimmung in den Missionen aus, denn sobald ein Fall zu scheitern droht und nur der Weg nach vorne bleibt, geht es aus den Boxen erst richtig los.
Die obligatorischen Rollenspiel-Elemente
Ihr könnt auswählen, welcher der vier Räuber ihr sein wollt, dies hat aber keinen Effekt auf das Spiel. Mehr Auswirkung haben dagegen Wahl der Waffen, Gadgets und der Skills. Wie es sich für ein modernen Spiel mit Rollenspiel-Elementen gehört, sammelt ihr in jeder Mission Erfahrung. Dafür bekommt ihr Skillpunkte, die ihr frei verwerten dürft. Ob Techniker, Mastermind, Stealth oder Powerhouse, es gibt vier Pfade, welche alle eigene Skills bieten. Tragbare Munitionsvorräte für das Team? Arztkoffer für die Kollegen? Oder doch lieber Bomben und automatische Geschütze? Ihr könnt alles erwerben. Die Skills kosten nicht nur Erfahrung sondern auch Geld. Dieses muss aber ebenso für euer Equipment verwendet werden. Neue Waffen und Gadgets so wie Kevlar-Westen machen Aufträge erheblich leichter, kosten aber auch enorm viel Geld. Darüber hinaus könnt ihr gegen noch mehr Geld eure Masken komplett designen, was die Figur ein wenig personalisiert. Aufsätze und Maskenfarben erhaltet ihr per Zufall nach erfolgreichen Missionen.
Hier zieht jeder Spieler eine Karte, hinter jeder dieser Karten verbirgt sich dann eine Belohnung. Der Zufall wird auch von den Entwicklern gerne angebracht, wenn es um den Wiederspielwert geht. Payday 2 verfügt über ein dynamisches Missionssystem. Das klingt auf dem Papier jedoch besser, als es im Gangster-Alltag ist. Die Dynamik besteht faktisch nur in der Verteilung der Safes und der Beute. Im Klartext heisst das, macht ihr z.B. die Mission ,,Vier Läden" fünf mal, so kann es sein, dass manchmal im Antiquitäten-Shop zwei Safes sind, manchmal im Coffeeshop und manchmal nirgendwo. Oder sucht ihr bestimmte Items, sind diese in den Gebäuden anders verteilt, die Level selber bleiben aber starr, richtig viel Dynamik ist hier also dann doch nicht zu finden. Dennoch bringt es etwas Spannung ins Geschehen, denn heimlich hofft man beim Start der Mission schon, dass die Items günstig verteilt sind und muss gegebenenfalls doch auf Plan B ausweichen.
Payday 2 macht süchtig
Ich habe bisher in diesem Testbericht gemeckert und geflucht, genauso ging es mir auch am Anfang an der Konsole. Doch ich muss gestehen ich hab Payday 2 immer und immer wieder eingelegt. Oft fand ich mich Nachts vor der Konsole und sagte ,,Ach komm, eine Mission noch". Auch nach diesem Bericht, werde ich noch die ein oder andere Bank ausrauben. Warum ist das so? Das Spielprinzip ist simpel, dennoch taktisch und fordernd. Für Solisten wie bereits erwähnt, viel zu schwer, denn es kommt unter anderem vor, dass in eurem Raum vier Cops hinter euch spawnen, so was ist alleine nicht zu schaffen und wirklich unfair. Unfair ist das Spiel aber sonst nicht und dadurch auch nicht frustrierend. Der Wunsch danach, an den ganz großen Coups teilzunehmen ist immer präsent. Jedoch könnt ihr genau dies nicht am Anfang, weil eure Ausrüstung und Skills zu schwach sind. Also heisst es erstmal einige kleine Geschäfte ausrauben, durch das Geld Waffen und Skills kaufen und sich dann an große Dinge ran wagen. Es ist einfach so, dass gute Waffen teuer sind und gute Skills erst richtig Spät zu erreichen sind. Vor Level 25 machen dreitägige Jobs kaum sinn. Damit ihr euch nicht an High-Level Crews haftet um die EXP abzustauben, zieht das System nach einer Mission erhebliche Erfahrung vom Ergebnis ab, wenn die Level zu groß auseinander sind. Am besten und witzigsten klappt es mit Freunden, doch man kann auch in öffentlichen Lobbies durchaus zum Erfolg kommen.
Das Spiel macht einfach süchtig, da die Erfolgskurve sehr gut balanciert ist. Habt ihr das erste Mal einen großen Job geschafft, wollt ihr noch größere Beute und mehr Erfahrung, hierfür müsst ihr aber immer und immer wieder andere Jobs machen, damit ihr bereit seid. Mein Tip, bleibt bei einem Skilltree, es macht keinen Sinn von jedem etwas zu nehmen, habt ihr eine feste Crew, dann sprecht euch ab, vier geskillte Klassen bringen richtige taktische Komponenten ins Spiel und das macht Spaß.
Fazit
Auf dem Papier ist Payday 2 kein besonders guter Titel. Technisch legt der Titel der Räuber-Atmosphäre einige Stolpersteine in den Weg, wenngleich der Soundtrack treibend ist. Wer offline spielen möchte, sollte dieses Game im Regal stehen lassen, es ist schlicht und ergreifend zu schwer mit der passiven KI an eurer Seite.
Online entwickelt das Game dann aber ein Suchtpotential. Fehlende Animationen und ewig gleicher Level- und Missionsaufbau sind vergessen. Das Leveln macht Spaß, es gibt einiges zu kaufen und freizuschalten. Mit jeder neuen Errungenschaft werdet ihr besser und wagt euch an neue Aufträge. Für 39,99 Euro ist Payday 2 ein wirklich guter Koop Spaß, insgesamt kein überragend gutes Spiel, aber der Spaß stimmt und ihr könnt wirklich lange Spaß damit haben.
Leider fehlt es an Story und an Dynamik. Schön wäre es, die Missionen frei zu begehen und nicht alles von einer starren Karte zu wählen. Trotz aller Unzulänglichkeiten werde ich noch die ein oder andere Bank ausrauben. Das empfehle ich euch auch, wenn ihr nicht gerade Offline-Veteranen oder Technik-Fetischisten seid.
Bewertung
Pro
- Skillsystem abwechslungsreich
- Guter Soundtrack
- Motivierend durch wachsende Aufgaben
Contra
- Grafisch schwach
- Hoher Schwierigkeitsgrad
- Repetitive Missionen
- Für Einzelspieler kaum spaßig
1 Kommentar
Amani HT Mo, 26.08.2013, 15:39 Uhr
unterschreib ich mal so
Story ? Wo hast du die gefunden ? Bisher such ich vergebens :D