
Strategie und Action vereinen
Neben dem Strategie-Spiel, welches trotz großer Mängel und fehlendem Spannungsbogen doch ganz unterhaltsam sein kann, gibt es nämlich ebenfalls Actionmomente. Momente, in denen ihr z.B. eure Mitstreiter (die ihr gegen Entlohnung anheuern könnt und euch in bestimmten Missionen mit eigenen Fähigkeiten unter die Arme greifen) vor einem Übergriff rettet, einfach nur ein Polizeipräsidium stürmt oder einen sonstigen Überfall plant.
Doch ist das Spielprinzip der Kampfaction ein richtiger Flop. Rundenbasiert könnt ihr - und das muss man in dem Falle so nennen - eure Spielfigur bewegen und angreifen mittels Bewegungs- und Angriffspunkten. Verschiedene Spezialfähigkeiten und Trefferwahrscheinlichkeiten, gepaart mit der Wartezeit der Runden und dem nicht vorhandenen Einfluss auf die ,,Action" wirken eher wie ein Kartenspiel, ein Brettspiel, als ein kaltblütiges Mafioso-Geballer. Es ist einfach sooooo Anti-Gangster nach zwei abgegebenen Schüssen einfach zu warten und sich 2 Runden von Gegnern beschießen zu lassen. Und das Kampfsystem ist noch nicht einmal ausgereift: Besonders die Bewegungen auf dem ,,Spielfeld" sind ungenau und die Charaktere laufen nicht immer dahin, wo sie sollen. Und der eine Schritt hinter die Deckung kann über Leben und Tod entscheiden.
Zwar kann man diese Actionsequenzen auch simulieren lassen - doch man sucht schnell nach den ,,Kampf"-Abwechslung von dem recht schnell einseitigen Strategieaspekt. Wobei ich so ehrlich bin und sagen muss, dass ich nach 3 Stunden Spielzeit versucht habe, die idiotischen Kampfszenen weitestgehend zu vermeiden.
Doch, um es mit den Worten von Fredi Bobic zu sagen: ,,Man darf jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es wirklich war." Will sagen: Auch Omerta macht Spaß. Z.B. in den doch vielen verschiedenen Möglichkeiten, Handel abzuschließen. Sammelt dreckiges oder sauberes Geld, besorgt euch Bier, Schnaps oder Feuerwaffen um mit diesen Handel zu betreiben. Schmiert die Polizei, Politiker oder Journalisten (damit ihr nicht entdeckt werdet) und baut nebenbei euer Netz aus um den Einschüchterungslevel hochzuhalten. Die Kampfmissionen lassen euch außerdem ,,aufleveln", neue Fähigkeiten freischalten und Statuswerte steigern. Sicherlich bleibt die meiste Interaktion gering - aber zumindest die ersten paar Stunden wirken somit faszinierend.
Ein letzter Blick auf die Präsentation... und verschenktes Potential
Wo Omerta aber alles richtig macht, ist im Bereich der Präsentation und Atmosphäre. Allein der überzeugende Soundtrack (der allerdings etwas mehr verschiedene Songs vetragen könnte) fängt das Lebensgefühl der 20er Jahre so gut ein, dass man sich gleich in einen alten Schwarz/Weiß-Film zurückversetzt fühlt. Mafia-Ambiente inklusive. Und, oh große Überraschung, es gibt sie noch: Eine gute deutsche Synchronisation! Die raue Stimme des Untergebenen, die verführerische Sprache der Frau und selbstverständlich die bedrohlichen Aussagen von Polizisten und andern Verbrechern. Es passt!
Grafisch ist Omerta ebenfalls gar nicht schlecht. Schade ist aber, dass die nette Grafik nicht weiter ins Spiel eingebunden wird. Normalerweise spielt ihr mit der Kamera im höchsten Tele, um eine gute Übersicht zu behalten. Doch zoomt ihr mal ran, seht ihr, dass eigentliche viele Details auf den Straßen (wie Fußgänger oder abbiegende Autos) zu sehen sind. Doch es fehlt einfach der Einfluss darauf! Wie gerne würde man in ein Gebäude gehen, oder einfach mal in der Stadt spazieren und Leute einschüchtern.
Im Endeffekt wurde einfach zu viel Potential verschenkt. In allen Gameplay-Elementen wäre noch viel mehr Ausfeilung nötig. Tiefergehende Spielaspekte, komplexere Geschäftsbeziehungen und auch mehr Action! Wenn ihr gesucht werdet, erkennt ihr das höchstens an euren Sternen des Fahndungslevels am Rand des Bildschirms. Bei voller Anzahl erscheint eine Nachricht, dass euch die Polizei nun verhaften wird (ihr könnt sie bestechen, einen Politiker rufen usw.) - aber das erfolgt rein textlich! Keine Polizeisirenen, keine Actionszene, NICHTS! Wie stinklangweilig.
Um es ebenfalls nicht unerwähnt zu lassen: Der Multiplayer ist so unnötig wie ein Share-Button auf dem Controller. Denn im reinen Online-Mehrspieler-Modus könnt ihr zu zweit lediglich Kampfmissionen spielen. Diese eh schon langweiligen Spielpassagen werden durch das zusätzliche Warten auf den Mitspieler, der seine Runde beenden muss, nur noch mehr in die Länge gezogen - und bringen das eigentliche Spiel keinen Meter weiter. Warum nicht den Strategie-Part ausbauen und verschiedene Mafias gegeneinander konkurrieren lassen? Sich in der Stadt um die wertvollen Ressourcen streiten? Nein... auch hier pure Einfallslosigkeit. Multiplayer = Tonne.
Fazit
Das einzige, was mir bei Omerta: City of Gangsters einfällt, ist: Verschenktes Potential. Nicht umsonst, hatte es im Vorfeld auf der Gamescom und der E3 so viele Preise gewonnen - bestechende Grafik, toller Vertonung und die Andeutung auf viele geniale, strategische Spielelemente ließen hoffen. Doch leider konnte man nicht viel von diesen Versprechungen einhalten. Strategisch begeistert das Spiel nur anfänglich - schnell wiederholen sich die eigentlich sinnlosen Spielmomente, das Bauen von Flüsterkneipen, das Bestechen von Politikern, das Pflegen guter Relationen mit Informanten verkommt insgesamt zum Text-Adventure. Die klaustrophobisch machenden kleinen Level ohne Sinn tun ihr Übriges dazu bei, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Schlimmer sind die Kampfszenen, die rundenbasiert im krassen Kontrast zum Mafia-Gedanken von Vergeltung, Rache und Kaltblütigkeit stehen. Ungenauigkeit führt zu Langeweile und Frust und das Potential, was bestenfalls im Multiplayer gesteckt hätte, wird ebenfalls im Keim erstickt. Denn zu zweit könnt ihr nur Kampfszenen spielen: Strategie ade.
Spaß kann zwar immer noch haben, da nicht alles schlecht ist. Besonders die ersten Spielstunden überzeugen, allein durch den tollen Soundtrack, und lassen einen hoffen, dass es doch da Geld wert war. Doch ein Dauerspaßgarant kann Omerta nie werden - dafür fehlt einfach zu viel an der Substanz. Schade - Potential war da.
Bewertung
Pro
- Strategiespiel in Mafia-Atmosphäre
- Anfänglich viele verschiedene Spielmöglichkeiten
- Ansehnliche Grafik und toller Soundtrack
Contra
- Zu viel verschenktes Potential
- Schnell eintöniges und eingeschränktes Gameplay
- Kampfszenen sowas von "Anti-Gangster" (rundenbasiert)
- Multiplayer: Keine Strategie, nur Kampfszenen (absolut unnötig)
1 Kommentar
Hanniball Mi, 27.02.2013, 12:40 Uhr
Also ich habe vorher noch nie vom Spiel gehört. Der Titel klingt schon komisch.