
Es ist nicht alles Gold was glänzt
Gerade in den Zwischensequenzen fällt dann auch oft auf, wie hölzern und wiederholend die Animationen der Charaktere sind. Wenn Styx zum 30sten Male die Schultern hebt, möchte man einfach nur noch wegschauen. Und das ist schade, denn das Spiel hat grafisch schon was auf dem Kasten. Die beiden Hauptcharaktere sind, im Gegensatz zu den restlichen Menschen und Goblins, markant gestaltet und die Landschaften sind teilweise wirklich schön anzusehen. Das fällt vor allem dann auf, wenn man mal an der frischen Luft unter Bäumen unterwegs ist. Doch leider ist man viel zu oft in Höhlen oder Gebäuden, die zu karg und wiederholend gestaltet sind. Dennoch hat es mir die Welt angetan, denn sie ist dreckig und rau. Hier wird nichts beschönigt, hier wird eine Welt erzeugt, wie man sie vermutlich im echten Mittelalter vorgefunden haben wird. Und auch die Lichteffekte können auf ganzer Linie überzeugen, oft fallen schöne Lichtstrahlen durch die Decke oder die Schatten einzelner Bäume verteilen sich auf den Wegen.
Unverständlich ist jedoch, warum das Spiel an einigen Stellen einfach nicht flüssig laufen will. Es ist zwar nicht wirklich störend, trotzdem merkt man, wie die Framerate ein wenig in den Keller geht. Zudem treten selten Clippingfehler auf oder es gibt Probleme beim Nachladen der Texturen. Soundtechnisch ist nichts hervorzuheben. Die Synchronsprecher sind passend, könnten aber mehr Emotionen in ihre Stimmen legen. Der Soundtrack unterstützt das Visuelle gut, entwickelt aber keine Ohrwurmqualität. Und auch Waffen- und andere Soundeffekte können nicht dazu bewegen, die Anlage voll aufzudrehen.
Der Weg abseits der Straßen...
... existiert nicht. Wenn man sich dann wenigstens darauf freut, viele Schätze oder tolle Rüstungen zu finden, wird man erneut enttäuscht werden. Die Level sind teils schlauchiger als in einem Egoshooter und die Truhen, die sehr einfach zu finden sind, beinhalten dann meist auch eher unspektakuläre Gegenstände. Gold oder ähnliches gibt es nicht, möchtet ihr bei einem Händler neue Gegenstände kaufen oder eure Waffen und Rüstungen verbessern, braucht ihr Handelspunkte. Die bekommt ihr teilweise durch Missionen oder eben durch den Verkauf eurer überflüssigen Gegenstände. Ein paar Kisten mehr oder größere Areale hätten dem Spiel wirklich gut getan. Um die Spieldauer etwas zu erhöhen gibt es aber natürlich noch die für das Genre beliebten Nebenquests. Diese sind meist mit der Hauptstory verzahnt, bringen euch also z.B. Vorteile beim Aufbau eines Widerstandes. Wirklich nötig ist das Ganze aber nicht, wenigstens springen hierbei ein paar vernünftige Gegenstände heraus.
Die Qual der Wahl
Es bleibt zu jeder Zeit euch überlassen, welchen der beiden Protagonisten ihr steuern wollt und wie ihr vorgehen möchtet. Wenn ihr lieber vorsichtig vorgeht, könnt ihr euch mit Styx unsichtbar an die Gegner anschleichen und diese dann lautlos ausschalten. Da die Intelligenz der Gegner zudem nicht sehr hoch ist, müsst ihr euch auch nicht um die Leichen kümmern. Die Kammeraden latschen einfach über bereits ausgeschaltete Gegner. Werdet ihr dann entdeckt sollte ihr euch aber schleunigst zurückziehen, denn Styx kann nicht viel Einstecken und sollte eher aus dem Hintergrund agieren. Mit Arkail hingegen könnt ihr, zumindest auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad, einfach in Gruppen von Menschen, Hunden, Goblins oder versklavten Orks reinlaufen und habt trotzdem gute Chancen, die Gemetzel zu überleben. Auch weil Arkail ab einer bestimmten Anzahl durchgekommener Attacken in Wut verfällt und somit wesentlich stärker zuschlägt, jedoch auch nicht vor Verbündeten halt macht und unsteuerbar wird. Blöd nur, dass man oft genug den Löffel abgibt, weil Arkail in seiner Wut nichts Besseres zu tun hat, als die Gegner anzubrüllen statt zurückzuschlagen oder einfach nur auf Styx losgeht.
Auf in den Kampf, Buddy.
Es gibt Spiele, die sind einfach prädestiniert für einen Koop-Modus. So auch Of Orcs and Men. Doch leider gibt es weit und breit keine Option, um mit einem Kumpel in den Kampf zu ziehen. Das ist wirklich sehr schade, denn zu zweit könnte sicherlich einiges an Spaß aufkommen. So müsst ihr aber permanent beide Charaktere übernehmen, deren Attacken wählen oder nachrücken. Denn leider kommt es nicht selten vor, dass der Charakter, den ihr nicht steuert und der eigentlich euch auf Schritt und Tritt folgt, plötzlich keine Lust mehr hat und stehen bleibt. Dann müsst ihr mühsam in diesen Wechseln und hinterherstapfen.
Fazit
Of Orcs and Men ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es wirklich schön anzusehen und die Idee, mal als Ork oder Goblin seinen Frust ablassen zu können und gegen die Menschheit vorzugehen, ist erfrischend.
Leider ist die Story aber dann so belanglos, dass es im Endeffekt völlig egal wäre, auf welcher Seite man steht. Zudem ist das Kampfsystem kaum durchdacht und nahezu unnötig. Taktik kommt kaum auf bzw. wird nicht benötigt, um die recht wenigen Gegnertypen auszuschalten.
Was dem recht spaßigen Titel dann aber wirklich vermiest, ist das Fehlen eines Koop-Multiplayers. Warum muss ich alleine die Arbeit übernehmen und beide Grünhäute steuern, wenn man sich doch so schön mit nem Kumpel absprechen und den Menschen den Garaus machen könnte.
Somit ist das Spiel nur interessant, wenn man sich die Wartezeit auf ein anders Spiel verkürzen will, zumal man es dank schlauchiger Level leicht in 6-7 Stunden durchspielen kann. Oder man will einfach mal Dampf ablassen und stört sich nicht an dem Kampfsystem.
Bewertung
Pro
- Verschiedene Spielweisen möglich
- Schön anzusehende Außenareale
- Lang ersehnter Rollentausch
Contra
- Unnötiges Zeitlupen-Kampfsystem
- Fehlender Koop-Modus
- Schlauchige Levelarchitektur
- Lahme Story
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