
Gummiband und High-Speed Exoten
Was bei der Entwicklung eines Rennspiels auf keinen Fall schief gehen sollte, ist die genaue Bearbeitung der Fahrphysik. Sei es eine Simulation oder ein Aracde-Racer, beides braucht Feintuning, das in ,,The Run" auf Need For Speed: Most Wanted Niveau geblieben ist. Zum Glück gehört Most Wanted zu den NFS Spielen, die auf der Xbox 360 ihrer Zeit überzeugen konnten. Die Fahrzeuge im neuen Need For Speed steuern sich, wenn man es einfach ausdrücken möchte, alle gleich. Macht man sich es etwas schwerer, merkt man, das ein heckbetriebenes PS-Monster beim Beschleunigen durchaus quer geht, was ein Fronttriebler zum Glück nicht macht. Auch in den Kurven gibt es feine Unterschiede, wer es drauf anlegt, kommt aber mit jedem Wagen fast ohne zu bremsen durch ein Großteil der Rennen. Ein wenig so wie auf Schienen. Ist es doch mal zu knapp, reicht ein kleiner Stoß auf die Bremse und man kommt locker quer durch die Kurve. Need For Speed ist definitiv ein Arcade-Racer. Aber auch bei einem Arcade-Rennspiel lassen sich verschiedene Qualitäten in die Fahreigenschaften der Fahrzeuge entwickeln. Das fehlt!
Klar macht es Spaß mit Vollgas überall durch zu rasen, der Spaß hört aber auf, wenn der BMW M3 GTS bei Tempo 296 von einem schwächeren amerikanischen Muscle-Car kurzerhand überholt wird. Oder um es anders und nicht so spezifisch auszudrücken: Es ist völlig absurd, was die KI mit dem Spieler macht. Angefangen bei einem Gummiband, zwischen Fahrer und KI, das sich mal locker ausdehnt, dann aber ganz schnell wieder zusammenzieht und so dafür sorgt, das Gegner kilometerweit voraus sein können, kurz vor dem Ziel dann aber doch noch so langsam fahren, das man sie locker einholt. Das gibt es aber auch umgekehrt, bis hin zu extrem aggressiven KI Fahrern und Polizeiwagen, die so auf der Straße keine halbe Stünde überleben würden, und euch mit vielen kleinen Schubsern das Rennen vermasseln.
Jeder Crash, der zum Totalschaden führt, bedeutet einen Neuanfang am letzten Checkpoint. Zurückspulen kann man nicht. Die Checkpoints sind relativ fair gewählt, manchmal aber auch zu weit auseinander. Je nach Schwierigkeitsgrad (es gibt vier Stück) hat man unterschiedlich viele Möglichkeiten, einen Checkpoint neu zu laden. Das Laden dauert für die Verhältnisse lange und nervt. Schafft man eine Aufgabe nicht oder kann nicht mehr am Checkpoint einsteigen, muss man das Rennen komplett neu starten. Das kann man so oft wie man will und manche Passage fordert das durchaus heraus.
Wenigstens ist Porsche dabei
Was ein Glück, EA hat dieses Jahr wieder exklusiv für alle Need For Speed-Fans die Sportwagen mit dem Pferd im Wappen im Spiel. Pech für den Spieler, dass diese und auch die anderen Fahrzeuge, nicht gerade vor Details strotzen. Langweilige Lacke, wenig Details am Äußeren und keine Cockpit-Perspektive, das sind die Mankos für Autoliebhaber. Die Fahrzeuge, welche vom ersten VW GTI, über einige Exoten, Muscle-Cars und deutsche Serienwagen bis hin zu Sportwagen wie dem neuen McLaren MP4-12C reichen, sind nicht sonderlich spannend in Szene gesetzt.
Die Autos setzen im Aussehen also keine neuen Maßstäbe, wie siehts mit der Landschaft aus? Nicht arg viel besser. Man könnte meinen San Francisco, New York oder Las Vegas wären prächtige Kulissen für heiße Rennen. Sind sie aber leider nicht. Nicht in NFS The Run. Die Umgebungen wechseln sich zwar ab und so gibt es Schnee, Wüste, Stadt und Nationalpark, aber alles in einem tristen Einheitsbrei ohne wirklich markante Sehenswürdigkeiten. Alles fließt vorüber und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Auffallend sind dafür aber Pop-Ups, unscharfe Texturen und kurze, nicht wirklich ins Gewicht fallende Freezes. In NFS The Run werkelt die Frostbite 2 Engine, welche es immerhin schafft, mit schönen Lense Flare Effekten zu überzeugen. Ein dynamisches Wettersystem oder Wechsel von Tag zu Nacht in den Rennen gibt es nicht. Ebenso bleibt auch ein tieferes Schadenssystem aus. Nur optisch macht der Rempler am Gegner etwas aus.
Soundmäßig scheint das neue Need For Speed den großen Löwen noch irgendwie verschluckt zu haben. Motorensounds sind qualitativ nicht schlecht. Aber leise! Fehlzündungen und andere Effekte klingen gut, aber wenn das Brüllen fehlt, ändert das auch nichts mehr. Der Soundtrack ist in Ordnung, fällt manchmal gar nicht auf und spielt eben einfach so vor sich hin.
Ohne Tuning, ohne Splitscreen, ohne Einzelrennen!
Was früher bei Need For Speed Ehrensache war, gibt es in The Run gar nicht mehr: Tuning. Einzig verschiedene Karosserievarianten/Bodykits kann man wählen, um das Fahrzeug irgendwie zu verändern, mehr nicht. Schade ist auch, dass es keinen Splitscreen-Modus gibt und noch ärgerlicher, das man keine ,,schnelle Rennen" wie früher starten kann. Zwar gibt es neben der Karriere noch einen Modus, dort kann man aber nicht wie gewohnt Strecke, Renntyp und Fahrzeug auswählen, sondern hat nur die Möglichkeit, von vorgegebenen Rennen einzelne zu starten, natürlich mit vorgegebenen Autos... Das passt irgendwie dazu, dass es auch keine freie Fahrt gibt und die Strecken sehr dünn angelegt sind.
Autolog & Multiplayer
Wie auch in Hot Pursuit gibt es in Need For Speed The Run das Autolog-Feature, welches den Spieler mit anderen Gamern verbindet, bestimmte Challenges vorschlägt und allgemein die Motivation durch das Anzeigen von Highscores und Spitzenzeiten steigert. Ein cooles und solides Feature!
Online kann man zwischen verschiedenen Events wählen, in denen Challenge und Fahrzeuge schon vorgegeben sind. In den Events gibt es verschiedene Rennen, die immer aus mehreren Etappen bestehen. Die Spieler können vor Start durch eine Abstimmung das gewünschte Event auswählen. Herausforderungen für die Events sorgen für mehr Motivation und sind gut eingebunden. Manche Herausforderungen bekommt man schon durch das Halten der ersten Position für eine bestimmte Zeit, andere erst wenn man eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen überholt hat. Eine insgesamt schöne Sache! Ein Rangsystem sorgt dafür, dass der Spieler nach dem erfolgreichen Beenden einiger Rennen immer mehr neue Fähigkeiten, wie Nitro etc., bekommt.
Fazit
Need For Speed: The Run lässt die Fans nicht aufatmen. Die Zeiten unterdurchschnittlicher Ableger der Serie sind leider noch nicht vorbei. Ein neuer Ansatz, mit Quick-Time-Events und übertriebender Hollywood-Darstellung, bringt der Story keine Pluspunkte und die kurze Spielzeit lässt auch zu wünschen übrig.
Der Fuhrpark ist nicht sonderlich groß, bietet aber eine solide Auswahl an Fahrzeugen, die leider mit viel zu wenigen Details auf den Bildschirm kommen. Man mag sie zwar kaum von nahem sehen, das macht es aber nicht besser, wenn man weiß, welche Details man nun sehen könnte. Die Umgebung ist abwechslungsreich im Setting, im Einzelnen aber auch langweilig und ohne Highlights. Unscharfe Texturen und Pop-Ups sieht man immer wieder.
Wirklich störend ist die schlechte KI, die verdammt aggressiv sein kann, aber auch einfach unlogisch und unkonsequent fährt. Das Fahrverhalten ist typisch Arcade, mit ganz wenigen Unterschieden bei den diversen Fahrzeugen. Vollgas ist angesagt!
Der Multiplayer bietet verschiedene vorgegebene Events mit vorgegebenen Fahrzeugen. Wirklich viel Auswahl hat man, wie auch im Singleplayer bei den Einzelrennen, nicht. Schade!
Der "alte" Ansatz im letztjährigen NfS: Hot Pursuit war definitiv besser. Need For Speed: The Run hat aus meiner Sicht kein Hitpotential.
Bewertung
Pro
- Gutes Autologsystem
- Herausforderungen im Multiplayer
- Lizensierte Fahrzeuge, auch Porsche
Contra
- Teils lange Ladezeiten
- Grafik zu lasch
- Keine Cockpit-Perspektive
- Kein Tuning möglich
- Schwache Story
- Gummiband KI
- Online-Pass
6 Kommentare
Nightskull Di, 27.12.2011, 16:16 Uhr
Ich hab mir The Run von nem Kumpel ausgeliehen.
Ich hatte die Story nach sage und schreibe 2,5 Std durchgespielt!
Bin sehr enttäuscht, abgedroschene Story, langweiliges Fahrgefühl, keine Tuningmöglichkeiten und die Autoauswahl auch nicht gerade eine Granate.
Als Schulnote würde ich dem Spiel eine 4-5 geben. Furchtbar.
SoulEnte Di, 27.12.2011, 12:45 Uhr
demm stimme ich voll und ganz zu also the run ist reiner müll und dafür zahlt man 50 - 70 € hallo ma ja jedem das seine
XBU Philippe Do, 01.12.2011, 00:50 Uhr
Au ja... Need for Speed 2. Habe ich auch gezockt ohne Ende. Meine Lieblingsstrecke war die australische, weil man da die Schilder plattfahren konnte ^^ Mensch, war das interaktiv! :D
andreas2807 Mi, 30.11.2011, 23:05 Uhr
Kenne auch alle Teile von NfS. Aber meiner Meinung nach kam nach Most Wanted nichts gescheites mehr. Also zumindest nichts was mich länger mitreissen konnte als einmal durchspielen. Besitze auch alle Teile für die 360. Spiele sogar momentan Carbon. Aber ob ich mir den neuen Teil zulege ist fraglich:-k
XBU Valle0204 Mi, 30.11.2011, 23:01 Uhr
Bin bei Need For Speed 3 eingestiegen. Junge junge, Windows 98:D Dann Need For Speed Porsche, Hot Pursuit 2 und dann die Konsolenteile. Da fand ich Carbon noch am besten, boah wurde das intensiv gezockt:smt023
Echt schade wenn man sich die heutigen Titel anschaut:(
:smt039