
Altbackene Karriere
Sobald der Fahrer erstellt ist, kann es auch schon losgehen. Zunächst müssen wir aber in einem Prestigerennen auf uns aufmerksam machen. Dies ist auch überhaupt gar kein Problem und schnell ziehen uns ein paar Rennställe als neuer Fahrer in Betracht. Anfangs starten wir mit der Moto3-Serie, wo wir uns dann nach einer Saison für die Moto2 bewerben und anschließend sogar den Sprung in die Königsklasse schaffen können - der MotoGP.
Bis dahin läuft alles nach dem alten Schema ab, was wir schon aus den Vorgängern kennen. In einem Wohncontainer haben wir den kompletten Überblick der Fahrer-WM, können an unserem Outfit basteln, den Rennkalender überblicken und mit dem Teamchef per E-Mail Kontakt halten. Sind dann alle Nachrichten gecheckt, die wie immer ohne jegliche Emotionen auskommen und die passenden Stiefel und Handschuhe ausgesucht, geht es dann von einem Rennen zum nächsten. Wenigstens hat Milestone wieder komplette Rennwochenenden integriert, sodass sich Simulationsfreunde auf ein Training, Qualifying, Warm-Up und das eigentliche Rennen freuen dürfen. Jedoch wurde dabei auf jegliche Höhepunkte wie eine Siegerehrung komplett verzichtet. Stattdessen sehen wir unseren Fahrer nach einem Rennen jubelnd neben seinem Motorrad stehen und müssen uns immer wieder dieselben langweiligen Sätze des Kommentators anhören. Auf Dauer wirkt das einfach nur einschläfernd und öde.
Doch am Horizont gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, denn die Entwickler haben tatsächlich etwas "Neues" in der sonst so stupiden Karriere eingeflochten. So gibt es jetzt erstmals die Möglichkeit ein komplett eigenes Team auf die Beine zu stellen. Jetzt bekommen wir auch endlich ein wenig Individualität geliefert. Wir können nicht nur einen eigenen Teamnamen wählen, sondern auch ein eigenes Logo auswählen samt der passenden Lackierung für unser Motorrad. Selbst die Investoren lassen sich bestimmen.
Die Sache hat nur leider einen Haken, denn bis wir unseren eigenen Rennstallt aufbauen können, müssen wir uns durch die biedere Präsentation der Karriere quälen. Warum bekommt es Milestone nicht auf die Reihe, etwas mehr den ganzen Rummel um die MotoGP in das Spiel zu transferieren? Wir wollen Siegerehrungen, größeren Fokus auf den Rennzirkus neben der Strecke, authentische Fans und mein Gott ja, eine packende Story wäre auch mal nicht schlecht. Da nichts davon der Fall ist, rühren wir Jahr für Jahr in demselben Brei der öden Karriere der MotoGP-Serie von Milestone.
Speziell für Spieler der Xbox One kommt noch ein weiteres Ärgernis hinzu, denn bis zum heutigen Tag ist der Karriere-Modus schlichtweg unspielbar! Zwar hat Milestone schon vor Release eingeräumt, dass es Probleme mit der Xbox One-Version gibt, diese aber durch einen Patch behoben werden. Leider wurde dabei der Karriere-Modus nicht berücksichtigt und so kommt es auch nach dem Patch zu heftigen Problemen. Im Ladebildschirm nach einer Rennsitzung friert der Bildschirm erst ein und bringt dann das Spiel zum Absturz. Wer zudem noch Pech hat, kann sich dabei auch die Konsole aufhängen und es hilft dann nur noch diese vom Strom zu trennen. Bei einem kompletten Rennwochenende könnt ihr also das Spiel oder wer wirklich Pech hat, die Konsole 4 Mal neustarten. Wir hoffen, dass Milestone an einer Problemlösung arbeiten und diesen üblen Fehler mit dem nächsten Patch beseitigt.
Absoluter Stillstand in der Entwicklung
Gibt es neben dem eigenen Rennstall im Karriere-Modus eigentlich noch eine Neuerung? Die Antwort lautet kurz und knapp: Nein! Wer MotoGP 14 schon gespielt hat, der wird schon alle Spielmodi kennen. Es gibt ein Sofortrennen, bei dem zufällig ein Fahrer, die Rennklasse und die Strecke ausgewählt wird. Zusätzlich kann noch ein komplettes Rennwochenende erstellt werden, bei dem der Spieler alle Parameter wie Rennort, Fahrer und Wetter festlegen kann.
Zudem gibt es den Meisterschaftsmodus, bei dem ihr um den Titel auch mit einem offiziellen Fahrer kämpfen könnt. Vertreten ist dabei die aktuelle Saison der Moto3, Moto2 und MotoGP sowie die Saison des vergangenen Jahres. Außerdem könnt ihr euch auch in der Zweitaktlasse messen, die von 1994 bis 2001 für Furore gesorgt hat und dabei fast ohne elektronische Hilfen auskam. Natürlich sind auch wieder die Zeitrennen mit von der Partie, bei dem eine vorgegebene Rundenzeit geschlagen werden muss. In "Real Events 2014" wurde die letzte Saison noch einmal aufgearbeitet und die spannendsten Momente können in nachgestellten Rennen noch einmal erlebt werden.
Abgerundet werden die Einzelspielermodi von den Zweitaktevents, welche die Legendenrennen aus MotoGP 14 ersetzen sollen. Auf den Safety-Modus wurde dieses Mal verzichtet, was eine gute Entscheidung von Milestone war, da dieser im vergangenen Jahr komplett enttäuschte und auch so gar nicht zum Konzept des Spiels passte. Wer nicht immer gegen die KI fahren möchte, der kann sich im Online-Modus austoben. Hier stehen Sofortrennen, einfache Rennwochenende und ganze Saisons zur Verfügung. Dabei läuft alles nach dem gewohnten Schema ab, das wir schon aus dem letzten Teil kennen. Zudem kann sich ein Freund einen Controller schnappen und ihr könnt euch anschließend im Splitscreen duellieren.
Technisch hinter den Erwartungen
Zum Schluss möchten wir noch einen genaueren Blick auf die Grafik und die Performance der Xbox One-Version werfen. Angefangen von dem KI-Verhalten, das leider wieder einmal komplett enttäuscht. Die Computergegner fahren wie gewohnt stupide das gesamte Rennen ab und verlassen dabei nur selten die Ideallinie. Es kommt dabei weder zu spannenden Duellen, noch zu irgendwelchen spektakulären Unfällen. Jedoch führt diese Sturheit auch dazu, dass sich die KI als ein harter Gegner entpuppen kann, woran sich Anfänger auch gern einmal die Zähne ausbeißen können.
Wirklich enttäuscht sind wir von den langen Ladezeiten. Diese werden von Milestone sogar künstlich in die Länge gezogen, weil es gleich zwei lange Ladepausen gibt. Warum ausgerechnet zwei? Ja, genau das haben wir uns auch gefragt. Erst wird nämlich das Vorschauvideo zum Rennkurs geladen und danach muss noch einmal eine Wartezeit überbrückt werden, bis die Strecke geladen ist. Wer sich also das Video gar nicht anschauen will oder sich daran satt gesehen hat, was übrigens sehr schnell geht, muss tatsächlich zwei Ladezeiten abwarten, bis das Rennen endlich losgehen kann. In der Testphase konnten wir darüber nur mit dem Kopf schütteln. Apropos Vorschauvideos. Dabei handelt es sich tatsächlich um dieselben Filme, die auch schon im Vorgänger zu sehen waren. Copy & paste. Wir können es nicht mehr sehen...
Die Hauptkritik erhält Milestone allerdings in der Kategorie Grafik. Zwar läuft das Spiel recht flüssig und die Framerate bricht auch nur dann ein, wenn wir uns in einem Pulk aus vielen Fahrern befinden, jedoch hinkt der Gesamteindruck weit hinter dem zurück, was wir mit der neuen "NextGen"-Technologie erwartet haben. Die Entwickler haben es nicht geschafft, das Niveau der Xbox 360 auf ein neues Level zu heben. Zwar sehen die Fahreranimationen und die Motorräder ganz nett aus, jedoch bleibt alles andere blass. Die Fans auf den Rängen sind mit guten Willen als Pappfiguren zu bezeichnen und auch fernab der Strecke bekommen wir die unmotivierte Einstellung der Entwickler zu spüren. Alles fühlt sich so nach copy & paste (schon wieder) an. Der "Aha-Effekt" bleibt aus. Was wirklich bleibt, ist ein enttäuschendes "aha".
Fazit
Und wieder einmal liefert Milestone mit dem aktuellen Ableger der MotoGP-Serie, lediglich ein Update des Vorgängers ab. Die Spielmodi haben sich nicht verändert und auch die Karriere ist so stupide wie all die Jahre zuvor. Da fällt es schon fast unter den Tisch, dass die Entwickler die Möglichkeit integriert haben, nun auch ein eigenes Team auf die Beine zu stellen.
Dabei hätte eine Veränderung, ein neues Konzept, der Motorrad-Serie so gut getan. Stattdessen bekommen wir eine Standardkost dessen, was wir auch schon in den vergangenen Jahren vorgesetzt bekamen. Davon profitiert eigentlich nur das gewohnt gute und ausbalancierte Gameplay, was eins zu eins in MotoGP 15 integriert wurde.
Selbst grafisch kann das Spiel nicht überzeugen. Fernab der Strecke bleibt die Präsentation weiterhin blass und im Rennen haben Spieler mit matschigen Texturen und gelegentliche Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen. Von einer "NextGen-Grafik" ist MotoGP 15 noch meilenweit entfernt.
Eine klare Kaufempfehlung können wir nur für Hardcore-Fans der MotoGP-Reihe aussprechen. Für alle anderen, die vielleicht sogar den Vorgänger gespielt haben, raten wir von einem Kauf ab. Auch wenn eine gute Motorrad-Simulation für die Xbox One sehr verlockend klingt.
Bewertung
Pro
- Gelungene Helmansicht
- Splitscreen-Rennen
- Gewohnt gutes, forderndes Gameplay
- Komplette Rennwochenenden
- Umfangreiches Lizenzpaket
- Erstmals eigener Rennstall
Contra
- Grafisch weit hinter den Erwartungen
- Matschige Texturen und schlechte Präsentation abseits der Strecke
- Gelegentliche Einbrüche der Bildrate
- Dreistes Copy & Paste aus MotoGP 14
- Langweilige Karriere
- Keine neuen Spielmodi
- Stupide KI
- Lange Ladezeiten
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