
Metro-Atmosphäre
Ihr habt immer wieder Zwischenstationen in denen ihr einen anderen Teil der Metro kennenlernt. Da gibt es Lager, Händler und Hilfsbedürftige. Aber auch so was wie ein Theater im Moulin Rouge-Stil. Die Show ist durchaus amüsant und wurde fantasiereich gestaltet. Die Atmosphäre ist ein großer Pluspunkt in dem Spiel.
Das harte Leben in dem Untergrund kommt gut herüber, denn das Überleben ist in dieser Welt kein Pappenstiel. Das eine oder andere Empfindsame Gemüt sei hiermit gewarnt, denn auch Tabuthemen wie sexuelle Gewalt werden hier nicht bei Seite gelassen. Allerdings sei hiermit darauf hingewiesen, dass man zum Glück keine Details sieht. Aber die trotz angezogener Klamotten angedeutete Szene ist nicht harmlos. Daher sei Eltern hiermit ausdrücklich gesagt, das Spiel auf keinen Fall in Kinderhände fallen zu lassen. Meiner eigenen Meinung nach, hätte es voll ausgereicht dies anzudeuten. Im Film mag das eine Sache sein, aber im Spiel kommt es aber deutlich (unnötig) härter herüber.
Die verschiedenen Fraktionen sind im Spiel sehr gut dargestellt und man bekommt eine gute Vorstellung davon warum sich die Parteien bekriegen. Das Leben wirkt allerdings schon erschreckend und die bedrückende Stimmung, kommt sehr deutlich herüber. Wobei diese durch gelegentliche Mini-Spiele und Attraktionen wie diverse Shows aufgelockert wird. Der Humor kommt auch nicht zu kurz und wird durch kernige Charaktere gut eingestreut.
Die Welt erkunden
Tja hier haben sich die Entwickler leider in die Nesseln gesetzt. Auf der einen Seite wird damit geworben, dass sich das Spiel vor allem um den Survival-Faktor und dem Erkunden der Welt dreht, aber auf der anderen Seite wird alles dafür getan damit man als Spieler genau das nicht tut.
Der Grund sind die Filter, die so unglaublich schnell verbraucht werden, dass sie in der Realität schon lange nicht mehr für die Menschheit verfügbar wären. Man hat wirklich in einem brandneuen Gebiet nur ein 3-4 Minuten Zeit sich gegen diverse Monster zu erwehren, nicht im Sumpf unterzugehen und panisch nach weiteren Filtern zu suchen.
Das ist nicht spannend, sondern äußerst nervig. Sobald man anfängt in Ruhe die Wildnis zu erkunden, sieht man sich auch schon bald selber wie ein Asthmatiker vor sich hin husten und röcheln. Der Protagonist pfeift aus dem letzten Loch vor sich hin, ist kurz vor dem Umkippen und wird auch noch von etlichen Monstern traktiert, für aber nur unzureichend Munition verfügbar ist. Wir sahen uns im Test vor die Situation gestellt, im Sumpfgebiet minutenlang ohne Munition auf die Monster einzudreschen, x-Mal zu krepieren, weil Artyom mal wieder an nem Hustenanfall wenig heldenhaft erstickte. Wir schafften es gerade rüber ins nächste Kapitel, nur um festzustellen, dass die Luft immer noch komplett weg ist. Wir finden zum Glück zwar einen weiteren Filter aber haben wir nur 2 min bis zur nächsten. Nervig. Dazu greifen uns natürlich weiterhin diverse Monster an, gegen die wir immer noch keine Munition haben, weil wir vorher damit beschäftigt waren Filter zu finden...
Das Balancing ist also ein großes Problem in dem Spiel und kann einem nicht-frustrations-toleranten Spieler schnell die Freude an Metro Last Light verderben. Schlimmer noch: Es ist nicht möglich das Kapitel von vorne zu spielen! Man darf sich dann röchelnd und tausend Tode sterbend zum nächsten Checkpoint hangeln, sofern man es denn schafft. Sehr schade, denn ansonsten könnte man sich die Welt wirklich mal anschauen und das Spiel weiter erforschen.
Durchwachsene Optik
Die Konsolenversion kann nicht mit der PC-Fassung mithalten und schwankt zwischen brillanter und mittelmäßiger Optik. Die Screenshots sind daher kein zuverlässiger Indikator. Interessanterweise sind die meisten männlichen Figuren sehr detailreich und hochaufgelöst dargestellt, während vor allem die Frauen einer Polygondiät unterzogen wurden und somit sehr Detailarm aussehen. Der Rest des Spiels kann sich durchaus sehen lassen, hat aber darüber hinaus aber noch weitere Probleme bei der Animation.
Die Figuren gehen zum Teil nicht, sondern fahren teilweise stehend in die Szene. Das passiert zum Glück nicht so häufig, wirkt aber ungewollt komisch. Hin und wieder stören auch Clippingfehler das Bild und sorgen für einen surrealen Eindruck.
Punkten kann das Spiel hingegen bei der Außenoptik. Die Gräser wiegen sich im Wind, Schlamm und Wasser spritzen euch realistisch gegen die Gasmaske und der Horizont erscheint im fahlen Sonnenlicht. Die Szenerie bietet zwar keine Spitzenqualität wie bei Crysis 3, ist aber durchaus einen Hingucker wert.
Der direktionale Sound kann sich hingegen durchaus hören lassen. Die Waffen klingen authentisch und die Stimmen wurden charakteristisch gesprochen.
Fazit
Metro Last Light ist ein solider Shooter, der leider mehr sein will als er ist und dabei über seine eigenen Füße fällt. Der Stealth-Part ist aufgrund mieser KI ein Witz und die menschlichen Feinde stellen keine echten Gegner dar. Der Shooter-Anteil funktioniert aber auf einfachem Niveau durchaus und kann ausdauernde Spieler bei Laune halten.
Die harte Gewalt ist allerdings mit Sicherheit nicht jedermanns Sache und die ständig leeren Filter verderben das Potential an möglicher Spannung und ruinieren die Lust am Erkunden völlig. Ein Held der auf dem Schlachtfeld zum x-ten Mal an einem Hustenanfall stirbt, wirkt nicht sonderlich episch. Anfänger sollten daher lieber erst Mal probe-Spielen.
Nimmt man die Probleme aber in Kauf, erlebt man eine spannende Geschichte rund um die post-apokalyptische Welt von Artyom, dem Protagonisten des Spiels.
Bewertung
Pro
- Hübsche Außenwelt
- Gut vertont
- Interessante Geschichte
Contra
- KI ist unterirdisch
- Erkunden ist dank der Filter kaum möglich
- Keine Möglichkeit das Kapitel zurückzusetzen
11 Kommentare
Mungo Jerry Mo, 08.07.2013, 13:17 Uhr
Zu viel gescriptete Ereignisse, sprich, zu wenig Interaktionsmöglichkeiten und flaches Ende. Aber ansonsten, sehr Detailverliebt, und entsprechend lohnenswert.
TheGreenChris Mi, 05.06.2013, 09:36 Uhr
Also Metro 2033 erzählt die Geschichte des Buchs, da das Buch besser als das Spiel ist, ließ das Buch (gib's auf deutsch). Last Light hat eine frei erfundene, an die Ereignisse von 2033 anschließende Handlung. Kenntnisse der Vorgeschichte sind nicht zwingend nötig, aber empfehlenswert.
Ach und bei der Buchreihe würde ich mich auf 2033 beschränken 2034 ist nicht so stark, die Ableger kann ich nicht beurteilen.
pinamalle Mi, 05.06.2013, 09:19 Uhr
Dann werd ich mir die Bücher auch mal holen sofern es die auf deutsch gibt.. :D Und Metro 2033 \o/ Wird schon empfehlenswert sein sen Vorgänger zu erst zu spielen, oder?
tagi xD Di, 04.06.2013, 15:40 Uhr
Dazu sollte gesagt sein, das die Bücher lange vor dem Spiel erschienen sind und einen sehr großen Erfolg hatten.
Hatte das Buch vorher gelesen und fand den ersten Teil auch nicht so stark wie alle immer behaupten.
Teil 2 war ganz gut aber nachdem die Story einmal durch war, liegt das Spiel hier rum und wird wohl wieder weiterverkauft.
TheGreenChris Di, 04.06.2013, 12:46 Uhr
Also mal so am Rande: Die Bücher waren vor den Spielen da und Metro 2033 (das Buch) ist eines der spannendsten ScienceFiktion-Endzeitbücher, die ich je gelesen habe. ;)