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I’m a Survivor

Nun hören die Ähnlichkeiten mit Metal Gear Solid auf, denn das Survive im Titel nimmt dieses Spiel sehr ernst. Die Aufgabe ist zu überleben, darüber hinaus müsst ihr eure Basis aufbauen und in der Wüste nach Daten und neuem Equipment suchen, um wieder in die eigentliche Realität zurück zu kehren.

Der Schwierigkeitsgrad hierbei ist hoch bis frustrierend. Eure Spielfigur hat nicht nur Energie und Ausdauer, sondern auch Hunger und Durst. Nicht nur beeinflussen diese Parameter die maximale Energie und Ausdauer, der Spieler kann auch verhungern oder eben verdursten. Abbau von Nahrung und Wasser geht hierbei sehr schnell, daher muss vor, nach und oft Während einer Mission auf Nahrungsjagd gegangen werden. In den ersten zehn bis 15 Stunden des Spiels habt ihr kaum Möglichkeiten, Nahrung in eurem Lager zu generieren und müsst daher ständig auf die Suche nach Wasserquellen und Tieren gehen. Wasser findet sich noch relativ häufig, auch wenn dieses abgekocht werden muss, sonst gibt es eine Infektion. Bei Fleisch ist es genauso, erst braten, dann essen. In der Not geht es auch roh, dann solltet ihr aber Medizin im Gepäck haben.

Da nur sporadisch auf der Karte markiert wird, wo Tiere grasen (ihr könnt aber selber Markierungen vornehmen) ist es schwierig und zitaufwendig, Essen zu besorgen. Das macht das Spiel sehr zäh und zwischen den Missionen steht Farming auf dem Programm. Nebenbei müsst ihr die Basis managen. Hier können Stationen zum Bau von Waffen und anderen Elementen gebaut werden. An diesen Stationen könnt ihr nun Items craften. Vieles macht aber wenig Sinn, ein Kartoffelfeld wirft zum Beispiel nur alle paar Stunden eine einzelne Kartoffel ab, das bringt den Spieler kaum voran.

Generell ist das Basis-Management sehr mühselig. Es wäre einfacher und komfortabler, das Crafting von einer zentralen Station aus durchzuführen. Gerade wenn Zeitdruck herrscht (Verteidigung der Basis im Angriffsfall) sorgt es für -unnötigen- Stress zwischen den einzelnen Stationen zu wechseln und sich dann durch Menüs zu blättern.

Ein weiteres großes Element des Spiels sind die Tower-Defense Abschnitte. Mit gesammelten Ressourcen könnt ihr in de Basis zum Beispiel Zäune herstellen und diese dann in Missionen an beliebiger Stelle aufbauen. Dies ist oft nötig. Einen großen Teil der freien Spielwelt stellen nebelige Abschnitte dar, diese erinnern an die Konfrontationen mit den Skulls in Phantom Pain. Hier habt ihr nur begrenzt Sauerstoff, also wieder Zeitdruck. Um dennoch weite Reisen zu tätigen, gibt es regelmäßige Transporter. Diese müssen allerdings erste aktiviert werden. Das Hochfahren dauert lange und es lockt Gegner an. Nun müsst ihr mit Zäunen und Waffen den Teleporter verteidigen, bis er hochgefahren ist. Dieses Element taucht regelhaft – auch in Hauptmissionen auf – und ist dank mangelnder Ressourcen ohne Farming nicht zu schaffen.

Höher wird der Schwierigkeitsgrad noch durch seltene Save Points gesteigert. Selten wird gespeichert, dafür aber oft gestorben. Zwangsläufig bedeutet dies, viele Wege doppelt, dreifach oder vierfach zu gehen und dabei noch seine Ressourcen zu verlieren. Lässt man sich nach dem Sterben zurück zur Basis teleportieren, blieben benutzte Items verloren.

Der Überlebensaspekt ist wirklich gut umgesetzt, leider zu gut. Dieses Feature ist auch der größte Spaßkiller an dem Spieler. Um wenige Hauptmissionen zu meistern, muss stundenlang nach Ressourcen gesucht werden, das zieht die Spielzeit genauso wie die häufigen wiederholten Abschnitte.

Technisch ein Metal Gear Solid?

Metal Gear Solid 5 war technisch ein guter Titel. Das lag an der schönen Optik, passender Inszenierung und auch an den vielen guten Synchronsprechern. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, was davon nun Metal Gear Survive auch bieten kann. Optisch ist der Titel nicht schlecht auch wenn das gebotene HDR kaum zur Geltung kommt. Problematischer als die eigentliche grafische Leistung ist das Setting. Die Wüstenlandschaft wirkt an jeder Ecke gleich, das wirkt klaustrophobisch und kommt der Atmosphäre zu Gute, doch es ist auch einfach langweilig und unspektakulär. Gerade in den nebeligen Gebieten ist es dann auch stellenweise zu dunkel, die Übersicht geht einfach flöten.

In einigen Missionen geht es in alte Gebäude, welche von Infizierten befallen sind, es geht durch spärlich ausgeleuchtete Tunnel und düstere Keller. Hier bietet das Spiel die nötige Abwechslung, leider gibt es diese Momente zu selten.

Die Synchronsprecher ist englisch belassen, was auch gut ist. Die meisten Sprecher sind gut und machen ihren Job ordentlich, auch wenn die Story insgesamt wenig interessant und sehr konstruiert ist. Was wirklich nervtötend ist, ist die künstliche Intelligenz, welche euch bei der Überwachung der Basis und eurer Vitalparameter helfen soll. Permanent wird eine anstrengend künstliche Stimme laut und macht den Spieler darauf aufmerksam, dass er ohne Ausdauer nicht mehr rennen kann. Der Spieler sieht, dass er nicht rennen kann, weil er nicht rennen kann, da muss keine KI permanent daran erinnern. So wird nahezu alles kommentiert, das nervt wirklich.

Geldschneiderei

Komment wir jetzt zum wirklichen Problem von Metal Gear Survive. Das Konzept von Games as a Service wird hier grenzüberschreitend getestet. Der Titel ist im Midprice Segment angesiedelt und verlangt rund vierzig Euro vom Kunden. Das ist zwar kein Vollpreis aber eben auch kein Schnäppchen. Wer nach einigen Spielstunden nun testen möchte, ob andere Skills oder andere Bauweisen besser sind, ohne dabei seinen primären Charakter löschen zu wollen, der guckt in die Röhre.

Ein weiterer Slot für einen neuen Charakter und somit ein neues Savegame ist blockiert. Ganz einfach lässt sich dieser Slot mit der Ingame-Währung freischalten. Diese lässt sich aber nicht einfach so farmen, hin und wieder gibt es ein paar Taler (zum Beispiel als Entschädigung bei Serverproblemen) doch um genug Münzen zu sammeln, um den Slot freizuschalten, muss im hohen zweistelligen Bereich gespielt werden. Netterweise haben die Entwickler euch die Möglichkeit gelassen, euer hart erarbeitetes Geld in die digitale Währung zu tauschen. Umgerechnet schlägt ein zweites Savegame somit mit zehn Euro zu Buche.

Hier hört der Griff in euer Portmonee nicht auf. Im Shop gibt es viel zu erwerben, unter anderem ein Boost. Die gesammelten Erfahrungspunkte werden somit verdoppelt, dies ist eine enorme Erleichterung, wenn man den Schwierigkeitsgrad in Auge behält. Boosts kosten ebenso euer echtes Geld.

Ihr könnt Erkundungstrupps zusammenstellen, diese erleichtern euch das Spiel enorm. Leider gibt es dabei nur einen Trupp, das Alpha Team. Auch hier schaffen bunte Scheine Abhilfe. Für jeweils umgerechnet zehn Euro könnt ihr gerne mehr Trupps auf die Reise schicken.

Nimmt der Spieler nur den neuen Save Slot und ein extra Team, sind wir schon bei zwanzig Euro Aufpreis und somit bei 60 Euro, was dem Preis eines Vollpreistitels entspricht.

Selbst für ein Free to Play Titel wäre diese Menge und dieses Gewicht der Mikrotransaktionen kaum tragbar, doch für ein Game, welches initial vierzig Euro kostet, ist das nichts anderes als eine Frechheit. Hierfür gibt es Abzug in der Kategorie Gameplay.

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Fazit

Metal Gear Survive macht einem Teil seines Namen alle Ehre. Leider ist dieser Teil nicht Metal Gear. Das Spiel wäre unter neuem Namen viel besser gefahren, denn es kommt selten an die Qualität der Reihe heran. 

Dem Namen Survive wird der Titel zu jeder Sekunde gerecht. Das Spiel ist ein einziger Überlebenskampf. Positiv ist die daraus resultierende (An-)Spannung und die Atmosphäre. Negativ ist dabei der Schwierigkeitsgrad. Es ist zu anstrengend und zu schwer zu überleben, die Hauptmission wird dabei ausgebremst und die Geduld der Spieler auf eine harte Probe gestellt.

Das Erleichterung durch Mikrotranskationen im zweistelligen Euro-Bereich angeboten wird, ist dabei ein Schlag ins Gesicht für jeden Spieler.

Technisch ist der Titel solide aber langweilig und beliebig. Das ist auch das gesamte Problem von Metal Gear Solid. Neben spielerischen Unzulänglichkeiten fehlt dem Titel einfach eine Seele. Selten gab es ein Game, welches sich so sehr wie Ware angefühlt hat. 

Ohne den großen Namen hätte der Titel wohl kaum eine so große Aufmerksamkeit erhalten, denn Metal Gear Survive ist leider nur ein mittelmäßiges Spiel geworden, was viel Zeit und Geld vom Spieler verlangt.


Bewertung

Pro

  • Überlebenskampf passend dargestellt
  • Viel Spielzeit

Contra

  • Teure und freche Mikrotransaktionen
  • Schwierigkeitsgrad stellenweise frustrierend hoch
  • Steuerung nicht für den Nahkampf ausgelegt
  • Basen-Management umständlich

Story 6 von 10
6/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
6

4 Kommentare

Patte57 Fr, 02.03.2018, 19:51 Uhr

Ich habe selber die Beta angespielt und es ist absolut nicht mein Fall gewesen. Das kann allerdings auch daran liegen, dass ich kein großer MG Fan bin. Ebenso empfand ich das Spiel als sehr schwer - da ich es in der Beta allein gespielt habe.
Ich bin wirklich erschrocken über die Preise der Mikrotransaktionen und allein dadurch ist das Game ein NoGo für mich.
Vielen Dank an Zwobby für diesen Review! :-)

XBU Zwobby Fr, 02.03.2018, 17:51 Uhr

Danke. Man muss sagen,wenn es läuft und man voran kommt, macht es Spaß. Gestern lief es gut, da hat's mir gefallen. Ich hatte wegen Server Ausfall aber einen kostenlosen Boost Code. Dann ging es deutlich besser mit dem Farming und der Spaß war höher. Da sieht man wie sas Spiel auf die Käufe ausgelegt ist

XBU ringdrossel Fr, 02.03.2018, 11:36 Uhr

Gutes Review, Jan. Klingt mehr Qual als nach Spaß insgesamt. Ich hoffe zudem sehr, dass Konami mit dieser Vorgehensweise schön rote Zahlen schreibt. Kann ja nicht angehen, dass man als Spieler dermaßen dreist abgezockt wird.

BreakingLaw Fr, 02.03.2018, 10:47 Uhr

das mit den kosten für ein weiteres savegame ist echt krass :ugly01