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Viele Grusel- und Horrorspiele haben den Vorteil auf einen ausgewachsenen Protagonisten zugreifen zu können, der sich meistens mit den Fäusten oder einer Waffe wehren kann. Doch was passiert, wenn ihr ein kleines, unschuldiges Etwas spielt, wie in Little Nightmares? Das wollen wir euch in unserem Testbericht zum Spiel gerne erzählen.

Lauf, kleines Wesen

Schon der Startbildschirm des Spiels lässt jedes Herz erweichen. Wir sehen eine düstere aber malerische Welt mit einem kleinen Wesen darauf. Und bis auf ein paar Einstellungsmöglichkeiten und der Aufforderung das Spiel zu starten, gibt es nicht viel. Also legen wir los und drücken auf "Neues Spiel beginnen". 

In der ersten Sekunde wird einem schnell klar, dass der Titel dem Spiel alle Ehre macht. Wir starten in völliger Dunkelheit. Einzig in der Ferne schimmert ein Lichtlein für uns an dem wir uns orientieren können. Es ist nicht genau zuzuordnen, wo wir uns befinden. Es scheint eventuell eine Art Lagerhalle zu sein. Also wird erstmal vorsichtig die Steuerung ausprobiert. Wir können laufen, schnell laufen, springen, greifen und haben auch ein kleines Feuerzeug was uns in genau solchen Situationen etwas Licht spendet. Es befinden sich sonst weiter keine Hinweise oder Anzeigen auf dem Bildschirm, die uns in irgendeiner Weise Hilfe liefern könnten. Uns bleibt also nichts weiter übrig, als loszulaufen. Zu dem kleinen Lichtschimmer, den wir am Anfang erhaschen konnten.

Little Nightmares

Kein Pulsmesser erforderlich

... den kann nämlich selbst der Nachbar im Nebengebäude noch hören. Die ganze Zeit durch dunkle Gänge schleichen, vor Ratten und Blutegel wegsprinten, die von der Decke fallen und versuchen einem das Leben auszusaugen, ist schon sehr anstrengend. Und der Angstschweiß sowie der Puls befinden sich knapp vor dem Maximallevel. Es ist immer noch nicht ganz klar, wo wir uns befinden. Die Welt um uns herum scheint etwas zu schwanken. Vielleicht auf einem Schiff? Dinge rollen über den Boden, kleine Wesen hüpfen aus ihren Verstecken und laufen von uns davon. Jedes Szenario ist sehr abwechslungsreich gestaltet. In vielen Räumen müssen wir Rätsel lösen um weiter zu kommen. Alles ist sehr düster und beklemmend. Einzig die Musik lässt einen erahnen, ob wir uns gerade in Gefahr befinden und uns beeilen müssen oder ob eine Verschnaufpause drin ist. Hier und da ein Knarren und Seufzen, Wut- und Angstschreie. Am schlimmsten sind jedoch diese merkwürdigen Knackgeräusche, die der Alte mit den langen Armen macht. Vielleicht hat jemand von euch The Last Of Us gespielt. Die Clicker dort machen dieselben Geräusche. Wer weiß wovon ich rede, wird sicher verstehen können, wie ich mich gefühlt habe.

Alles scheint im Vergleich zu uns, einem kleinen Mädchen, Six, welches sich hinter der Kapuze einer gelben Jacke versteckt, sehr riesig. Türgriffe lassen sich nur durch Gegenstände, die wir heranschieben erreichen. Wir klettern an gewaltigen Schubladen hoch und hangeln uns so zum nächsten Balken, der uns durch einen kleinen Lüfungsschacht in den Nachbarraum führt.

Ein richtiges Tutorial gab es nicht. Was gar nicht schlecht ist, denn das würde die Stimmung etwas stören. Ihr habt nur euch und die anderen kleinen Wesen, die euch entweder helfen, wenn der Magen knurrt und ihr nicht weiterlaufen könnt oder aber die Feinde, vor denen ihr euch in Acht nehmen solltet. Der einzige Hinweis, den ihr bekommt, ist, wenn es dazu kommt Dinge werfen zu müssen. Das könnt ihr im Spiel nämlich auch. Sei es um Schalter zu aktivieren oder um den Feind abzulenken. Praktisch ist es definitiv. Leider lässt es den kleinen Protagonisten noch schwächer aussehen und uns wird wieder einmal bewusst, dass wir total ausgeliefert sind und die einzige Verteidigung entweder weglaufen oder verstecken ist. Wir haben aber die Option, mit vielen Dingen aus der Welt interagieren zu können um so Dinge miteinander zu kombinieren, was uns doch etwas Macht verleiht.

Eine skurrile Traumwelt

Wer aus den Albträumen des 9-jährigen Mädchens entkommen will, braucht Köpfchen. Little Nightmares spielt sehr mit unseren Instinkten und versetzt uns damit in Paniksituationen in denen Fehler passieren. Viele Rätsel lassen sich deshalb nur durch Trial and Error lösen. Was eigentlich auch eine prima Sache ist. Leider ist der Ladebildschirm total schwarz und die Ladezeiten sehr, sehr lang. Sterben wir also mehrmals an derselben Stelle hintereinander, kann es schon total frustrieren. Einzig das kleine Auge in der unteren rechten Ecke lässt darauf schließen, dass wir uns im Ladebildschirm befinden. Dabei bietet das Spiel so viele tolle Artworks, die man hätte dafür verwenden können bei einer Ladezeit von fast einer Minute. 

Das ist aber nur ein kleiner Wehmutstropfen. Die skurrile Welt zieht uns einfach in den Bann. Wir wollen wissen, wo wir uns befinden und was die merkwürdigen Kreaturen in dieser Welt vorhaben. Zu der schon düsteren Spielwelt kommt noch die unheimliche Stille hinzu. Klar gibt es Musik, die uns begleitet. Aber niemand spricht. Sei es die schreckliche Gestalt mit ihren unendlich langen Armen, die uns versucht aus jedem noch so kleinen Versteck herauszuziehen. Oder aber der Koch, der auf sein Holzbrett hämmert und jedes gefundene Stück Fleisch in den Ofen schiebt oder in die Pfanne wirft.

Insgesamt gibt es fünf Kapitel in dem Spiel. Wer aufmerksam ist, wird auch ein Muster erkennen. Das Ende eines jeden Kapitels lässt sich daran ausmachen, dass ihr kleine "Bosskämpfe" habt. Bei jedem Abschluss müsst ihr die Kreatur erledigen, die euch die ganze letzte Zeit begleitet und versucht hat euch zu fangen und zu verarbeiten. Pro Kapitel werdet ihr also immer nur mit einem richtigen Gegner konfrontiert. Die Kämpfe sind auch nicht sonderlich schwierig und lassen sich gut bewältigen. Im ersten Kapitel kämpfen wir gegen das komische Wesen mit den langen Armen. Er hat uns in einen winzigen Raum gedrängt und ist zwischen Boden und dem heruntergelassenen Tor gefangen. Nur die Kiste zwischen Boden und Tor lässt ihr leben. Unsere Aufgabe ist es also den langen Fängen auszuweichen und die Kiste zu zerstören. Haben wir das geschafft und dem Gegner die Arme abgehackt, macht er sich fluchend auf und davon. Wir hingegen hocken keuchend in der Ecke und versuchen uns wieder zu beruhigen. Und mit wir, meine ich nicht die Spielfigur.

Der rote Faden

Im gesamten Spielverlauf folgen wir einer klaren Linie. Es ist immer deutlich und selbsterklärend, was wir als nächstes tun müssen. Die Rätsel sind zwar manchmal knifflig aber nicht unüberwindbar. Und nach guten fünf Stunden, je nachdem, wie viele Anläufe ihr gebraucht habt, seid ihr mit dem Spiel zwar durch, verliert aber den roten Faden, dem ihr das ganze Spiel hinterhergejagt seid. Mehr wollen wir an dieser Stelle aber gar nicht verraten.

Fazit

Trotz der langen Ladezeiten und des verlorenen Fadens, habe ich keine Sekunde bereut, die ich in dieses Spiel gesteckt habe. Little Nightmares ist ein sehr gelungenes Jump'n'Run Spiel mit vielen Rätseln, einer sehr atmosphärischen, düsteren Welt und einer tollen Soundkulisse. Die kleine Six ist so winzig und zerbrechlich, dass es meine Pflicht war, sie durch diesen Albträum zu begleiten und ihr bei jeder schwierigen Situation beizustehen. Kein böses Monster und kein fieser, dicker, hässlicher Koch durfte sie in die Finger kriegen. Ich mochte, wie das Spiel mit meinen Ängsten und Gefühlen gespielt hat. Ich war richtig in Panik, wenn ich nicht alles sofort beim ersten Mal geschafft habe. 

Little Nightmares bekommt ihr digital schon für 19,99 Euro. Normalerweise rate ich immer dazu, abzuwarten bis die Spiele reduziert werden - hier würde ich aber ohne Wimpernzucken den vollen Preis bezahlen. Schon alleine um die Entwickler von Tarsier Studios für ihre tolle Arbeit zu unterstützen. 


Bewertung

Pro

  • sehr atmosphärisch
  • abwechslungsreich
  • düster und fesselnd

Contra

  • lange Ladezeiten

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Atmosphäre 9 von 10
9/10
Steuerung 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

13 Kommentare

Ruepel Do, 24.08.2017, 12:37 Uhr

Also den Anschaffungspreis empfinde ich als recht hoch, 15 Euro hätten es auch getan. Aber mir hat das Spiel gefallen.

katze007 Mo, 19.06.2017, 13:56 Uhr

super Review.ich freue mich schon aufs spiel

StruC Mi, 03.05.2017, 15:29 Uhr

20€ für 3-5 Stunden ist schwer zu rechtfertigen, wenn es eine so große Auswahl an guten und (mittlerweile) günstigen Spielen gibt. Dennoch ist das Spiel 20€ wert - auch, wenn es bessere Angebote gibt.

Wenn ihr könnt, unterstützen!

XBU Böhser Onkel Di, 02.05.2017, 22:36 Uhr

Also Gow Spiele ich fast täglich im MP da sind 60€ Anschaffungskosten nix.:D
Hab drei Kollegen die das Spiel gezockt haben und die waren nach drei Stunden durch darum nehme ich das mal als Referenz.
Das Spiel sieht nett aus und macht sicher auch Spaß mich interessiert es ja auch aber 20€ für drei Stunden gemächliches Gameplay ist mir leider too much.
Wenn ich mal wieder günstig an Guthaben komme oder wenn es im Sale ist schlage ich zu.

XBU Buttercup Di, 02.05.2017, 17:13 Uhr

Liutasil schrieb:
Gears 4 hast du dir für die Kampagne geholt? Interessant....ich zocke das auch noch im Mp.... ;)

Jetzt mal nicht so kleinlich hier! :D Ich will nur sagen: 20 Euro ist nix.

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