
Strategie mit diesem Ding?
Kommen wir aber wohl zur wichtigsten Frage: Wie spielt sich Halo Wars 2 mit einem Controller? Unverändert gut, lautet die kurze Antwort. Die Grundlagen sind dabei denkbar einfach: Die Sticks regeln Sichtfeld und Blickrichtung, mit A werden Einheiten gewählt und mit X oder Y (Spezialattacke) werden Angriffe ausgesprochen. Das war es im Grunde. Neu hingegen ist der rechte Trigger, der es euch, zusammen mit dem Steuerkreuz, erlaubt, verschiedene Gruppen anzulegen. So kann man theoretisch schnell einen Gegner flankieren oder auf die verfeindeten Einheiten reagiert werden.
Soweit die Theorie, denn im Endeffekt ist nicht allzu viel Taktik gefragt. Wer bei Halo Wars 2 einen Strategiehammer erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Es handelt sich hier eher im leichtere Kost im Stile von Command & Conquer oder eben des eigenen Vorgängers. Im Kern steht hinter dem Ganzen ein Schere-Stein-Papier-Prinzip. Das bedeutet im Spiel einfach, dass Infanteristen Flugeinheiten schlagen, die wiederum Fahrzeuge schlagen, die wiederum effektiv gegen Infanteristen sind.
Wenn sie Krieg wollen, geben wir ihnen Krieg
In der Praxis wird dieses Prinzip aber durch Spezialeinheiten aufgeweicht, was dazu führt, dass man genau beobachten muss, mit was euch der Kontrahent das Leben schwermachen will, um richtig reagieren zu können. Dann reicht es aber eben oft auch aus alle Einheiten auszuwählen und alle Truppen in eine entscheidende Schlacht zu werfen.
Gerade in der Kampagne wird man langsam an die einzelnen Einheitentypen sowie deren Stärken und Schwächen herangeführt. Fügt man noch altbekannte Missionen hinzu, in denen man Stellungen halten muss oder nur mit ein paar speziellen Einheiten ein Ziel verfolgt, hat man eigentlich alles umrissen, was auf die Spieler wartet. Das ist aber nicht negativ gemeint, im Gegenteil, die 6 - 10 Stunden, je nach Spielertyp und Schwierigkeit, wird man gut unterhalten, zumal durch die verschiedenen Aufgabenarten die Abwechslung einfach stimmt.
Positiv ist die Tatsache, dass man die gesamte Kampagne kooperativ angehen kann und es immer eine Menge Neben- und Bonusziele gibt. Kombiniert mit Schwierigkeitsgraden, freischaltbaren und nutzbaren Schädeln sowie einer Punktwertung, die Medaillen verleiht, werden die meisten User sicher nicht nur einmal die Kampagne durchlaufen.
Mann gegen Mann, Schwere gegen Papier
Wer sich erfolgreich durch die Kampagne taktiert hat oder generell eher auf Action gegen menschliche Widersacher steht, springt einfach in den Multiplayer. Hier reicht die Bandbreite von 1v1 bis 3v3 in einfachen Deathmatches, wahlweise auch gegen die KI, bis hin zu Festungen und Domination – beide Modi verlangen die Kontrolle über Festungen oder Knoten auf der Karte.
Das alles ist Standardkost, was aber natürlich nicht heißt, dass es nicht unterhält. Die Matches laufen flüssig und mit 7 wählbaren Anführern (ein Anführer wird kostenlos als DLC angeboten, weitere werden im Season Pass enthalten sein) inklusiver einzigartiger Einheiten wird es so schnell nicht langweilig.
Schlachtfelder sind natürlich ebenfalls wichtig, sind jedoch auch nicht wirklich herausragend in Halo Wars 2. Die Entwickler haben hier eher auf Symmetrie gesetzt, damit man nicht schon durch die Position der anfänglichen Basis einen Nachteil hat. Im Großen und Ganzen gibt es nicht viel zu meckern, bleibt nur zu hoffen, dass auch in den kommenden Monaten noch viele Gegner online anzutreffen sind.
Dich soll der Blitz beim…
Eine Neuerung gibt es im Multiplayer dann aber doch, und die bezieht sich auf einen Modus namens Blitz. In Blitz gibt es nämlich keine Basen, die gebaut und verbessert werden wollen, nein, hier stehen die Einheiten und das zugrundeliegende Schere-Stein-Papier-Prinzip im Fokus. Ähnlich einem Sammelkartenspiel lassen sich Decks für die verschiedenen Anführer zusammenstellen, aus denen dann im Match jeweils vier Karten gezogen werden, die sich mit Energie kaufen lassen. So weiß man nie zu einhundert Prozent, welche Einheit man nun als nächstes ausspielen kann. Neue Karten für die Decks – oder, falls bereits vorhanden, Verbesserungen für die Karten – lassen sich z.B. über Stufenaufstiege, gewonnen Kampagnenmissionen oder tägliche sowie wöchentliche Herausforderungen verdienen… oder durch Echtgeld.
Ja, auch in Halo Wars 2 gibt es Microtransactions. Einige gehen gar soweit und behaupten, dass es sich hier um Pay2Win handelt. Soweit möchten wir nicht gehen, dennoch hinterlässt es einen leicht miesen Beigeschmack, dass man evtl. gegen jemanden verliert, eben, weil er Geld ins Spiel gepumpt hat.
Blitzkrieg?
Traut man verschiedenen YouTubern, die momentan vermutlich eifrig damit beschäftigt sind, sich mit den Auswirkungen von Microtransactions zu beschäftigen, wirken sich Stufenaufstiege der Karten jedoch nur bis Level 6 merklich aus, der Rest ist, es sei denn, jemand steckt tausende Euros in die Blitz-Pakete, vernachlässigbar. Sollte dem so sein, sei Entwarnung gegeben, denn Level 6 dürfte auch jeder normalsterbliche Spieler nach wenigen Wochen bei vielen Karten erreicht haben. Am Ende ist es aber auch ein wenig egal, wenn der Modus keinen Spaß macht…
Allerdings macht Blitz eine Menge Spaß! Ich war selbst anfangs skeptisch, aber Blitz liefert extrem schnelle Action, die mir als Veteran der Shooter irgendwie genau in die Karten spielt. Man muss gut haushalten mit den beschränkten Energieressourcen und reagieren auf das, was der Gegner spielt. Nach wenigen Minuten ist das Gefecht dann vorbei und es kann gleich wieder von vorne losgehen – fertig ist die Sucht nach Erfolg. Blitz scheint demnach genau für die Spieler zu sein, die schnelle Action suchen, eher aus dem Shooter-Bereich kommen und bisher nur wenig Strategieerfahrung haben. Für eben jene ist es aber ein Heidenspaß – Mikrotransaktionen hin oder her.
Gemeinsam oder im Alleingang kann man die Mechanik übrigens auch gegen die KI nutzen – in Firefight gilt es möglichst viele vom Computer gesteuerte Horden zu überstehen. Das ist natürlich ebenfalls eine Gaudi und eignet sich gut um weiter die Stärken und Schwächen, auch der eigenen Karten und Decks, auszuloten.
Fazit
Halo Wars 2 ist und bleibt ein Spiel für Liebhaber. Es ist eh ein wenig verwunderlich, dass sich ein so großer Publisher an ein Genre wagt, dass zum einen nahezu exklusiv dem PC vorbehalten war und zum anderen in den letzten Jahren immer „unrelevanter“ wurde. Es ist aber auch eine kleine Liebeserklärung an all die Fans der Halo-Reihe und speziell die des ersten Wars-Ablegers.
Dabei ist der Einstieg dank intuitiver Steuerung und einfacher Mechanik denkbar leicht und wird durch zugängliche sowie actiongeladene Modi wie Blitz ideal weitergeführt. Hinzu kommen eine einfache, aber packende Geschichte, fette Cutscenes und ein guter Umfang.
Störend empfand ich nur wenige Bugs und einen Absturz im Ladebildschirm. Ich hätte mir auch ein paar mehr der genialen Zwischensequenzen gewünscht und das dem Antagonisten eine etwas größere Rolle geschrieben worden wäre. Mikrotransaktionen sind zudem einfach unnötig, egal wie spielentscheidend sie sich am Ende herausstellen.
Dennoch wollen wir es uns nicht nehmen lassen und verleihen dem Titel für die herausragende Inszenierung, sei es durch den überragenden Soundtrack oder die genialen CGI-Szenen, unseren XBoxUser Special Award!
Bewertung
Pro
- Inszenierung
- Steuerung
- Einsteigerfreundliches Gameplay
- Multiplayermodi
Contra
- Kleinere Bugs und/oder Abstürze
- Spannungsschwankungen in der Story
- Mikrotransaktionen


4 Kommentare
XBU TNT2808 Mi, 08.03.2017, 13:41 Uhr
Hätte ich noch ausführlicher den "traditionellen" Multiplayer beschrieben, hätte es vermutlich keiner mehr gelesen, ist so schon recht viel Text gewesen ;) Aber danke für's Lob :smt023 Und nein, ich hatte den Text zu dem Zeitpunkt schon fertig, habe anschließend nur wenige Änderungen vorgenommen, von Missbrauch kann also keine Rede sein :smt118
Zum PC kann ich nichts sagen, das macht meine Möhre leider nicht mit. Habe aber schon gehört, dass die Version auch vom Netcode her nicht die beste sein soll. Und ja, zumindest nach dem ersten Eindruck nach ein paar Partien scheint das Balancing nicht perfekt. Ich hatte auch die Patchnotes gelesen und mich gewundert, aber gestern standen dann ein paar Einheitenfixes drin, die man schon vor dem Release erkannt hatte. Derzeit arbeiten sie daran zu prüfen, was sie mit den Einheiten machen, die von Spielern gemeldet wurden. Ich denke man kann auch in Zukunft noch mit einigen Updates rechnen, Halo 5 hat ja auch bis heute noch einen guten Support und 343i hat in der Vergangenheit immer mehr gelernt, auch auf die Spieler zu hören, was man sehen mag, wie man will.
Zum Thema Pay2Win: Klar, wenn man das überspitzt betrachtet, kann es da natürlich krasse Unterschiede geben. Aber zum einen hoffe ich, dass ein Ranking-System da Abhilfe schafft, zum anderen müsste man schon sehr viel Geld reinstecken, damit man auch wirklich signifikant stärkere Einheiten hat. Letztlich spielt auch immer Erfahrung eine große Rolle. Jemand, der das Spiel beherrscht, wird auch mit Level 4 Einheiten jemanden mit Level 6 Einheiten vernichten.
Wenn ich mir z.B. Warzone in Halo 5 angucke, dann kann auch etliche Gegner über den Jordan schicken, ohne ein einziges REQ-Pack zu nutzen, einfach weil ich besser im Aiming oder Movement bin. Dennoch sollte man den Punkt nicht Kleinreden und die Kritik ist berechtigt. Am Ende bleibt es zum Glück aber ja bei einem Modus, wo die Karten greifen, der restliche Multiplayer verlangt Skill da Chancengleichheit.
RagnaroekGER Di, 07.03.2017, 15:57 Uhr
Schöne Review @XBU TNT2808! Auch wenn der Teil über den "traditionellen" Multi-Player etwas knapp geworden ist (deshalb hast du dich also eingeklinkt und uns missbraucht- ich fühle mich so schmutzig!). Leider ist das Balancing auch noch etwas schlecht. Taktiker können einfach mit haufenweise Kleinsteinheiten gerusht werden. Dazu benötigt man keinerlei taktisches Kalkül, was sehr schade ist. Irgendwie scheint man daran aber auch noch nicht zu arbeiten (Halo Wars 2 - Patch Notes (Updated Feb.28) | Halo Wars 2 | Forums | Halo - Official Site).
Wenn das so bleibt kann es sehr schnell passieren, dass einem die Lust am Spiel vergeht. Man plant und spricht sich ab, und die Kontrahenten bauen einfach alle Slots mit irgendwelchen Pisseinheiten aus und überrollen einen, bevor das Spiel eigentlich beginnt. Das kenne ich aus dem ersten Teil so nicht. Hoffentlich setzen sie den MP nicht voll in den Sand...
Am PC crashed das Spiel zudem permanent, fast ständig Spielabsturz nach einer Runde. Gar nicht mal so geil.
XBU MrHyde Sa, 04.03.2017, 09:07 Uhr
Prima Feedback und schon ein eigenes kleines Review (y)
Fl4m3rX Fr, 03.03.2017, 19:19 Uhr
Sehr schön, sehr schön Thorben.
Ich will auch noch mal ein paar Punkte ansprechen.
Die CGI Sequenzen sind wirklich ohne Untertreibung superb. Genau so sehen auch derzeitige vollwertige CGI Filme wie Final Fantasy aus.
Und auch den Soundtrack möchte ich nochmals hervorheben. Allein das Hauptmenü finde ich ist eines der schönsten der letzten Jahre. Es wurde mit kleinen Actionfiguren eine Schlachtfeld inszeniert, durch das dann ganz langsam die Kamera fährt. Quasi eine Mannequin Challenge im Krieg. :D Und dazu ein etwas ruhiger, aber dennoch epischer Soundtrack. Sehr geil.
Und ja, leider bekommt Atriox nicht die Aufmerksamkeit, die ich mir nach diesem Auftakt gewünscht und die ihm gebührt hätte. :( Der ist schon sehr badass.
Zum Thema Pay2Win: Es ist definitiv Pay2Win! Klar, nicht jeder Gegner wird seine starken Karten gekauft haben. Aber es wird einige geben, die das gemacht haben. Spielt auch keine Rolle. Sobald es die Möglichkeit gibt, mit Echtgeld stärkere Items zu erkaufen ist es Pay2Win. Und die Tatsache, dass die Karten keine Levelbegrenzung haben macht es nicht besser.
Ja, ich hab' auch gehört, dass der Unterschied "nur" bis Level 6 ziemlich hoch sein soll und danach abflacht. Aber Einheiten auf Level 6 haben verglichen mit ihrem Level 1 Pendant eine Effektivitätssteigerung von 60 - über 80 Prozent. Das steht so im offiziellen Guide. Das finde ich schon recht viel. Lass es also danach auf Level 12 5 - 10 Prozent sein - bei 10 gegen 10 Einheiten auf dem Schlachtfeld wirst du bei 5 - 10 Prozent untergehen. (Wenn du nicht ht gerade jede Einheit perfekt konterst, ohne dass sie selbst gekontert wird. Da aber niemand einzelne Einheiten irgendwo hinstellt, sondern immer mehrere Typen, wird auch deine Einheit von einem Typ irgendwie gekontert werden.)
Ist eigentlich auch völlig egal, wie viel stärker sie sind. Allein dass sie stärker sind ist einfach unfair. So was sollte es in keinem Competitive Multi-player geben. Schon gar nicht, wenn er mit allem darum und dran 90€ kostet. -.-
Bugs habe ich übrigens auch schon ein paar gehabt. Einen Absturz und zwei Mal lud sich der Ladescreen zu Tode. Der Steuerungsbug ist der schlimmste von allen. Deine Einheiten schnell auszuwählen ist das A und O, damit man sie effektiv managen kann. Und manchmal lassen sich einzelne Einheiten nicht mehr abwählen. Ist mir natürlich passiert, als der Gegner geradeeine Basis angegriffen hat. -.-
Und einen Tag hatte ich alle paar Minuten Freezes für gute 5 Sekunden. Die waren bei der Dauer auch nervig. So ganz stimmt die Performance hier also noch nicht. Aber verglichen mit dem, was man uns heutzutage sonst so auftischt kann man nicht großartig meckern. Und die Fehlerchen sind sicher schnell behoben in künftigen Updates.
Balancing und Matchmaking müssen sie auch verbessern. Ich hab' jetzt schon ein paar Matches gespielt und es scheint, als wären die Einheiten der Verbannten einfach insgesamt stärker als die der UNSC. Und ich werde permanent mit Gegner gematcht, die schon ein deutlich höheres Level haben, als ich. Gestern hab' ich so 10 Matches gespielt und der niedrigste Gegner war drei Level höher als ich. Die meisten hatten mehr als das Doppelte an Level. Auch einfach unfair und mega frustrierend. :/
Na gut, mal wieder zu Positivem. Das Spiel macht generell Spaß. Und ja, es gibt sehr viel zu tun alleine in der Kampagne.
Auch besonders gut finde ich die Abwechslung an Umgebungen. Da haben sie mit der Arche mit glaube ich 24 verschiedenen Lebensräumen genau das richtige Setting gewählt. Es gibt Wiesen, Felder, Abgründe, Wüsten, Blutsvätereinrichtungen,... Find ich sehr cool.