Review zu Family Guy: Zurück ins Multiversum

Bei Family Guy weiss man nicht wann Schluss ist.

Bei einigen Gags der Serie denkt man sich, die Schreiber wissen einfach nicht, wann Schluss ist. Genau das bestätigen diese auch in Interviews. Wenn man einen Gag findet, bei dem dieses Gefühl entsteht, dann wäre es immer genau der, welche man in der Serie haben wolle. Ähnlich geht es dem Spiel, weniger auf humoristischer Eben, viel mehr jedoch im Gameplay Sektor. Das Grundgerüst des Spiels ist ein Third Person Shooter und das leider kein herausragender. Es gibt diverse Waffen, Granaten, einige Items und Attribute, welche verbessert werden können (mehr Granaten, mehr Energie etc.).

Zugegeben, die Items sind dann doch etwas besonderes. Hier handelt es sich um Anspielungen auf die Serie, ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen als ich plötzlich das große gelbe Huhn als Verstärkung hatte und im Hintergrund Surfin' Bird von den Trashmen lief. Darüber hinaus setzt sich das Spiel leider aus besagten Abläufen und einigen eher nervigen Sprungpassagen zusammen. Ansonsten heisst es einfach nur Schießen, Schlagen und Granaten werfen. Und das am laufendem Band. So gibt es z.B. Erfolge, mit jedem der zwei Figuren 500 Kills zu sammeln. Dies ist mir in einem Durchgang gelungen und das noch bevor ich ¾ der zehn Level geschafft habe. Es sind also weitaus mehr als 1000 Mal die selben Gegner, die selben Kämpfe. Hier kommt der springende Punkt, man weiss nicht, wann es reicht. Hat man einige nervige Gegnerwellen besiegt, dann kann der Spieler sich sicher sein, es kommen noch mindestens zwei mehr. Ist man z.B. auf dem Piratenschiff und darf zur Abwechslung mal auf andere Schiffe schießen, dann genießt man diese Abweichung zum normalen Gameplay nur kurz, denn auch hier kommen wieder Schiffe und Schiffe und Schiffe...

Collectibles und Herausforderungen als Erweiterung des Pakets

Neun der zehn Level im Spiel sind in 30 Minuten locker zu schaffen, eine Stage braucht sogar deutlich weniger Zeit. Grund hierfür ist zum einen der niedrige Schwierigkeitsgrad, zum anderen aber auch, dass jeder Abschnitt einfach kurz ist. Das macht vielleicht drei bis vier Stunden Spielspaß für die Kampagne. Um das Ganze zu entschleunigen gibt es sekundäre Ziele. Diese Ziele sind immer Collectibles in verschiedener Form: Befreiung von Figuren, Sammlung von Fotos oder Zerstörung von Gegenständen. Diese Aufgaben addieren pro Level gerne 20 Minuten, besonders da einige so gemein versteckt sind, dass oft ein zweiter Durchgang unumgehbar ist. Für diese Items erhaltet ihr Multiplayer Figuren oder andere Boni, im Prinzip aber nichts Brauchbares ausser einen Erfolg, wenn ihr alle sekundären Ziele geschafft habt.

Zusätzlich gibt es nun einen Herausforderungsmodus, welcher von Modern Warfare 2 abgekupfert wurde. Ihr erhaltet je nach Schwierigkeitsgrad 1-3 Sterne und schaltet damit weitere Herausforderungen frei, insgesamt gibt es 21 Sterne, ähnlich wie bei MW 2 nur für Coop Spieler, denn eine Herausforderung geht nur im Split Screen. Hier muss ich ehrlich sagen, dieser Modus ist so schwachsinnig und frustrierend. Das Hauptgame ist wirklich easy aber die Herausforderungen sind unfair und uninspiriert. Ihr müsst z.B. Fotos von nackten Frauen durchs Fenster machen (nein, ihr bekommt davon nichts zu Gesicht). Für diese Aufgabe habt ihr wenig Zeit und es verfolgen euch Studenten und aufgebrachte Frauen und halten euch davon ab, diese Fotos zu machen. Bekämpft ihr die Frauen, reicht die Zeit nicht, bekämpft ihr sie nicht, unterbrechen sie euch beim Fotografieren. Dies ist sogar nicht einmal die schlimmste aller Missionen. Dieser Modus hätte gerne gestrichen werden können. Die Maps sind identisch mit der Story, nur die Aufgabe ist anders, Spaß macht das nicht.

Nicht Zeitgemäß; eine umstrittene Floskel

Es ist einfach einem Spiel nachzusagen, es sei nicht zeitgemäß, das zu belegen und zu begründen ist nicht immer so leicht. Nehmen wir z.B. die Grafik von Family Guy: Zurück ins Multiversum. Diese ist bei weitem nicht auf Top Niveau, doch ist dies nicht zeitgemäß? Auf jeden Fall ist die Grafik für ein Family Guy Spiel angemessen, sie trifft den Stil des Spiels gut. Doch leider haben wir hier keine Cartoon Optik, sondern eine Art 3D Cell Shading Version von Quahog, was den Stil der Serie gut imitiert, jedoch immer etwas befremdlich aussieht. Die Optik ist durch die Universen abwechslungsreich gelungen, wenn auch es einige Kameraprobleme und Clipping Fehler gibt.

Ein einziger Fehler dürfte wohl der Multiplayer sein. Gut ein Drop in Coop Modus ist sicherlich sinnvoll und macht Spaß, doch was soll der Rest? Es gibt Deathmach, einen Modus mit Gegnerwellen, Infiltration (eine Mischung aus allem) und eine Art Capture the Flag. Nichts neues, alles natürlich im Family Guy-Gewand verpackt (die Flagge wird von einem eingeölten, tauben Mann entführt...). Doch nun kommt der Genickbruch für den Multiplayer: Alle Modi sind nur im Splitscreen spielbar. Es heisst also maximal 4 Spieler auf kleinen TV-Abschnitten gegeneinander auf dementsprechend kleinen Karten. Das macht keinen Spaß und hier kann ich mit Recht behaupten: DAS ist nicht zeitgemäß.

Wir haben eine PEGI Fassung des Games als Muster vorliegen, eine Fassung mit englischen Stimmen und deutschen Bildschirmtexten, meiner Meinung nach der beste Weg. Schon in der Serie sind die deutschen Stimmen nicht schlecht, jedoch verlieren sich viele Witze, weshalb ich Family Guy seit Jahren nur noch im O-Ton schaue. Es sind alle Sprecher der Serie dabei, Seth Macfarlane, Seth Green und sogar Mila Kunis. Dies verleiht dem Spiel ein Flair und eine Glaubwürdigkeit, welche direkt in das Family Guy Universum führt und das ist es - wenn auch das Einzige- was diesen Titel auszeichnet.

Warum es dann doch Spaß macht

Hand aufs Herz; Family Guy Zurück ins Multiversum ist kein gutes Spiel, es ist bei aller Liebe gerade durchschnittlich. Doch hier kommt, was das Game in meinen Augen rettet: Es ist ein echtes Family Guy Spiel. Es handelt sich hier quasi um eine weitere Folge der Serie. Man möchte die Sequenzen sehen und man wartet auf den nächsten Gag. Das Spiel geht ganz klar an die Fans der Serie, es gibt so viele Anspielungen. Es gibt einen Erfolg für den, der sich traut, Meg als Charakter zu wählen (natürlich auch für den, der sie tötet), die schon genannte Verwendung von Surfin' Bird, die Szene in der Peter als Pirat sein Knie verletzt und zum Schluss gibt es sogar noch einen Fight mit dem gelben Huhn. Das ist nur ein kleiner Teil, überall sind Figuren, Gags oder einfach nur Poster an den Wänden, die an gute Family Guy Momente erinnern. Erinnert sich jemand an den ,,Kotzwettbewerb" um das letzte Stück Kuchen? Das Brechmittel gibt es z.B als Granate, mit dem selben Effekt.

Als Fan - und nur als Fan - lächelt man die gesamte (kurze) Spieldauer. Man schaut viel genauer hin, weil es überall etwas zu sehen gibt. Doch man merkt als Fan auch die Schwächen, so wurden viele Gags für das Spiel recycelt. So kommt z.B. die Tonspur des ,,Over" Gags am Funkgerät in einer neuen Szene zum Einsatz und es ist wirklich die original Tonspur genommen worden und es gibt keine Neuerungen bei diesem Gag. Das kommt öfter vor, doch als Family Guy Fan musste man bei diesem Spiel über so viel hinweg sehen, da schafft man dies auch noch.