Review zu Fallout 76

Teamplay ohne Team-Features

Hört sich zunächst sonderbar an. Aber das ist tatsächlich auch so. Man hat keinerlei gemeinsamen Fortschritt in den Quests, sondern jeder erhält seinen Fortschritt quasi für sich.

Es gibt keine Gilden oder Clan-Features, die eine solche Gruppe definieren könnten. Was schade ist, dann gerade die unterschiedlichen Fraktionen der Fallout-Welt würden wunderbaren Stoff dafür bieten.

Eine gemeinsame Basis gibt es ebenfalls nicht. Man kann zwar einzeln sein Camp bauen, aber es gibt kein Team-Quartier, zu dem man immer wieder zurückkehren könnte.

Obendrein gibt es auch keine Kiste für gemeinsamen Loot, über die man Items und Geld sharen könnte. Das kann selbst Minecraft besser. Dafür dass sich das Spiel gerade den Mehrspieler-Part so groß auf die Fahnen geschrieben hat, ist das schon eine peinliche Präsentation.

Fragwürdige Design-Entscheidungen

Es gibt neuerdings Events auf der Welt! Ein hoch auf Bethesda! Oder doch nicht? Man hat zwar einen Haufen von Events, die regulär stattfinden, doch die sind alle mehr oder weniger generisch aufgebaut. Die ersten ein-zwei Mal geht das noch, sobald man das gleiche Event aber zum dritten Mal spielt, wird es langweilig. Die Events verursachen auch ein Problem: Will man in Ruhe seine Quest erfüllen, wird man munter daran gehindert, weil zufällig gerade ein Event an der gleichen Location stattfindet. Das nervt unter Umständen schon ordentlich und kann zum spontanen Ableben führen.

Dann gibt es wie im vorigen Teil zum Glück eine Schnellreise-Funktion. Ein Hoch auf Bethesda? Nein, leider nicht. Denn ja, man kann Schnellreisen. Aber dieses Feature kostet ordentlich inGame-Währung. Warum das so ist, wird nirgendwo erklärt. Es ist auch aus einer Spielewelt-Perspektive nicht nachvollziehbar. An wen wird das Geld vergeben und warum? Das Ganze hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Und verursacht auch direkt ein weiteres Problem.

Wenn man mit seinem Kumpel unterwegs ist und nur noch wenige Caps (das ist die Ingame-Währung) übrig hat, dies aber zu spät bemerkt, hängt man an der vorherigen Stelle fest, während der Kumpel schon am nächsten Ort und der Stelle ist, die wie womöglich weit weit entfernt liegt. Doof.

Wenn man stirbt, verliert man gesammelte Ressourcen. Da hat wohl jemand von den Entwicklern zu viel Dark Souls gespielt? Das man ablebt, ist ganz normal. Die Gegner sind teilweise recht knackig und es gibt in Relation dazu sehr wenig Heilmittel. Das man aber seinen Kram verliert, ist ziemlich ärgerlich. Es reicht wenn man an einer Bergklippe ungünstig abrutscht und Schwupps sind alle gesammelten Ressourcen unwiederbringlich verloren weil man nicht mehr an den Todespunkt zurückkommt, ohne zu sterben. Unschön.

Die Preise der Händler sind leider zudem extrem schlecht. Dabei haben sie fast permanent zu wenig Geld. Wodurch man nochmal ein Platzproblem in seiner Kiste bekommt. Denn man muss den ganzen Kram ja horten, um ihn zu verkaufen.

Technischer Totalschaden

Auf einem Screenshot wie dem unteren mag Fallout 76 schicker ausschauen als Fallout 4. Allerdings nur solange man sich nicht bewegt und auf dem Server spielt. Denn dort passiert so einiges an grausigen Dingen.

Schön, dass es HDR-Features auf der Xbox One X gibt. Nicht so schön ist, dass es ruckelt! Das ist nicht entschuldbar. Der Titel sieht nicht schlecht aus. Aber ist weit vom aktuellen Standard von Spielen wie Assassin's Creed Odyssey, Shadow of Tomb Raider oder auch Red Dead Redemption entfernt. Dennoch schafft es Bethesda nicht den Titel so auszuliefern, dass es nicht ruckelt! Doch es geht noch schlimmer.

Selbst auf der Xbox One X friert dann und wann gerne mal der ganze Bildschirm für mehrere Sekunden ein. Dabei läuft die Zeit übrigens schön weiter. Befindet man sich gerade in einem tödlichen Gefecht, sieht man sich am Respawn wieder und verliert seinen Loot. Das nervt leider tierisch! Ganz zu schweigen von der Performance auf der normalen Xbox One, wo das Spiel zudem auch noch gerne abstürzt.

Was ebenfalls tierisch stört, ist dass man sich zwar ein mobiles Camp bauen kann, aber sobald man eine Hütte mit einer Treppe und weiteren Features hat, sich diese nicht mehr aufbauen lässt. Man erhält die Fehlermeldung, dass die schwebenden Gegenständen nicht platzieren werden können. Was zum...?! Die Foren sind voll von diesem Fehler, der eigentlich so gar nicht existieren dürfte, wenn man das Feature sinnvoll designt hätte. Hat man aber nicht. Man hat das hakelige Building-System von Teil 4 einfach übernommen und mobil gemacht. Zumindest theoretisch. Das führt dann dazu, dass man nach mehreren Moves des Camps, um eine bessere Stelle zu finden, kein Geld mehr übrig ist. Denn auch das Camp zu bewegen, kostet aus unerfindlichen Gründen inGame-Geld.

Fallout 76 kann auch Spaß machen

Für Solisten eignet sich das Spiel tatsächlich recht gut, da man fast nirgendwo auf Mitspieler angewiesen ist. Nur bei besonderen Events ist ein Minimum-Spieler-Anzahl vonnöten. Ansonsten gibt es sogar einen extra Perk, der den Solo-Spielern mehr Verteidigung und Action-Points gibt.

Ein interessantes Feature ist auch die Hunger und Durst-Entwicklung im Spiel. Das gab es vorher nur im bockschweren Survival-Modus. Von Zeit zu Zeit muss man sich ernähren bzw. etwas trinken. Tut man das nicht, hat das gesundheitliche Konsequenzen. Somit werden auf einen Schlag alle herumliegenden essbaren und trinkbaren Items sehr spannend.

Ansonsten baut das Crafting-System auf dem Fallout 4-System auf. Das bedeutet, dass man tatsächlich ca. 80% der gefundenen Gegenstände sinnvoll verwerten kann.

Das Erkundungsfeature ist hierbei altbewährt und macht Laune. Man untersucht erneut unzählige Locations, die alle ihre Tücken und Geheimnisse haben.

Hinzu kommt das Levelsystem, dass einen durch die Perk-Karten vielfältige Optionen bietet, seine Figur so anzupassen, wie es die jeweilige Gelegenheit erfordert.