Page
K.O. in der zweiten Runde

So positiv Facebreaker auch auf den ersten Blick aussieht, hinter der schönen Schale verbirgt sich ein schwer verdaulicher Kern. Das, wo es beim Spiel auch besonders drauf ankommt, sind nämlich das Gameplay und das Spielen an sich. Und hier fällt Facebreaker leider durch. Fangen wir mit der Steuerung an. Simpler geht's kaum: Tiefe Schläge mit A und hohe Schläge mit X. Kombos gibt es nicht. Es kommt auf verrücktes Button-Smashing an! Und das nicht zu kurz, es gewinnt oftmals derjenige, der schneller auf die Tasten hämmern kann. Ein bisschen Abwechslung gibt es zwar, aber die reicht nicht, um dem Spiel ein komplexes Kampfsystem zu geben. Mit Y macht ihr die ,,Breaker", also schwere Schläge. Je höher sich eine Leiste durch erfolgreiche Treffer gefüllt hat, desto stärker wird dieser Spezialschlag, der etwas Zeit in Anspruch nimmt. Ohne diese Schläge ist es fast unmöglich, einen Gegner zu besiegen. Mit B könnt ihr eure Feinde auch noch von euch weg oder in die Ecke drücken, um sie auf Distanz zu halten (schadet ihnen aber nicht).

Es gibt noch einen kleinen Verteidigungsmodus, der aber der Rede nicht wert ist. Beim Halten von RT verteidigt der Boxer sich und drückt ihr zusammen mit RT auch noch im richtigen Moment A oder X, kontert ihr die Attacke des Gegners. Trotzdem bleibt der Spielverlauf langweilig. Fingerkrämpfe sind vorprogrammiert, da man erstmal die ganze Runde über RT gedrückt hält und dauernd auf X und A hämmert. Kombi, etwas kompliziertere Angriffe oder Abwechslung in der Verteidigung gibt es nicht; jeder Kampf sieht gleich aus, auch mit verschiedenen Charakteren.

Spannend wird es allerdings bei Bosskämpfen im ,,Schlag dich durch!" Modus (in etwa ein ,,Karriere"-Modus ohne Story). Die starken Bosse haben nämlich unterschiedliche Fähigkeiten, die sich von den normalen Kämpfern unterscheiden. So stampft der große Brick einmal kräfitg auf den Boden, um dich zu paralysieren oder der schwere Vodoo versucht, dich zu vergiften, damit du dich selbst schlägst. Den Modus kann man in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielen, doch aufgepasst! Bereits der leichteste wird euch Kopfschmerzen und viele Frustrationsmomente bringen. Die Bosse sind teilweise so stark, dass man ratlos vor der Konsole steht und sich fragt, wie der denn überhaupt auf einer höheren Schwierigkeit zu besiegen ist. Fliegende Controller und wütende Spieler wird es bei diesen Bosskämpfen wohl öfter geben...

Das komische Drumherum

Die Menüpunkte haben es in Facebreaker in sich. Man muss sich erst mal ein bisschen umschauen, bis man verstanden hat, um was es geht. ,,Kämpft!", ,,Schlag dich durch", ,,Couch Royal", ,,Boxer-Werkstatt", ,,Recht auf Respekt"... Das sind alles Kategorien, welche man anwählen kann, die aber nicht viel über deren Inhalt aussagen. Nichts desto trotz ist der Umfang des Spiels akzeptabel. So gibt es zum Beispiel einige Kämpfer und Arenen freizuschalten, indem man viele Kämpfe bestreitet. Es ist ermutigend, dass man sie freischalten kann, ohne gewinnen zu müssen. Ausdauer ist das, was hier zählt.

Mein Favorit unter den Extras, den Boni neben dem normalen Kampfmodus, ist die ,,Boxer-Werkstatt", wo man sich seinen eigenen Boxer zusammenbasteln kann. Highlight ist hier wohl das Feature ,,Photo Game Face", bei welchem man das eigene Gesicht per Xbox Live Vision Cam ins Spiel bringen kann. Hinzu kommen mehrere Frisuren, die einem dazu verhelfen, sich selbst im Spiel sehr ähnlich zu sehen. Das Feature funktioniert sehr gut, nur dauert es etwas und auch das Fotoschießen selbst will gekonnt sein (gutes Licht, richtige Größe und Position usw.).

Doch das ,,Erstelle-dir-deinen-Boxer" hat leider auch seine Grenzen. Das Gesicht kann man ziemlich gut bestimmen und anpassen mit vielen Möglichkeiten, was die Proportionen angeht. Doch der Körper selbst ist nicht sehr wandelbar. Man muss sozusagen eine Hülle eines bereits bestehenden Charakters aus dem Spiel nehmen und es gibt nur ein Set Klamotten für männliche und für weibliche Boxer. Das Einzige, was man da personalisieren kann, ist die Farbe und das Muster der Hose (bzw. bei den Frauen auch noch des BHs). Körperproportionen wie z.B. Größe, Muskeln oder sonstiges kann man überhaupt nicht einstellen und das Fehlen von verschiedenen Klamotten ist traurig. So sieht im Endeffekt doch jeder selbst erstellte Boxer nahezu gleich aus. Dabei macht EA Werbung damit, dass man seinen Boxer auf den EA Server hochladen und andere Boxer herunterladen kann - was bringt es, wenn sie dann eh alle gleich aussehen? Personalisierung fast gleich null.

Mehr Spaß mit menschlichen Gegnern

Fakt ist, das Spiel ist im Einzelspieler oft zu schwer. Deswegen macht es umso mehr Spaß, mit einem Freund in den Ring zu steigen. Ob lokal oder über Xbox Live, welches uns auch Bestenlisten und Boxer-Hochladen Funktionen bietet, es macht einfach mehr Spaß gegen menschliche Gegner. Dies oft aus dem einfachen Grund, dass es einfacher ist, gegen andere Spieler als gegen die CPU zu gewinnen, aber auch, weil bei einem solchen Kampf mehr Emotionen rüberkommen.

Die Spiele über Xbox Live liefen bei unserem Test so, wie sie sollten, ohne Lags und ohne weiteren Probleme. Natürlich ist es schade, dass man nicht mit mehreren Leuten in den Ring steigen kann, aber so ist Boxen nun mal. Ein Pluspunkt gibt es wegen den Kämpfen mit den selbst kreierten Charakteren, auch wenn viele sich ähnlich sehen.

Seite

 

Fazit

Facebreaker ist auf Dauer sicherlich kein großer Knaller. Das Problem liegt nicht an dem Gerüst des Spiels, wie z.B. Grafik, Sound oder Gestaltung, sondern es ist das Herz von Facebreaker, was leider durchfällt.

Das Gameplay ist zu einseitig, um dauerhaft für Spielspaß zu sorgen und die Anpassungsmöglichkeiten für selbst erstellte Boxer sind zu gering.

Für ein Hau-Drauf Spiel à la Mortal Kombat bietet Facebreaker zu wenig Neues und kann sich durch nichts selbst auszeichnen, es fehlt dem Spiel an Charakteristik und Wiedererkennungswert.


Bewertung

Pro

  • XBL Vision Cam benutzen, um eigenen Boxer zu kreiieren
  • Gute Präsentation
  • Nette Charaktere

Contra

  • Gameplay auf äußerst niedrigem Niveau
  • Hoher Schwierigkeitsgrad
  • Sehr streng limitierter Charaktereditor

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
7

0 Kommentare