
Neue Lackierung, alter Motor
Ein frischer Anstrich macht aus einem Oldtimer noch keinen Neuwagen. Diese Weisheit trifft auch auf Dragon Quest III HD-2.5 zu. Die schicke neue Optik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass darunter die Mechaniken von 1988 werkeln.
Die trägen Kampfabläufe sind das beste Beispiel: Statusmeldungen wie "Gegner besiegt" kriechen über den Bildschirm und müssen einzeln weggeklickt werden. Klar gibt es eine Schnellkampf-Option – aber warum ist das überhaupt nötig? Wenn selbst die Entwickler wissen, dass das normale Tempo zu lahm ist, hätte man das Grundtempo doch gleich anpassen können.
Nach 30 Spielstunden wird die monotone Kampfroutine zur echten Geduldsprobe. Man vermeidet gezielt größere Gegnergruppen, einfach weil es schneller geht. Dabei zeigten Dragon Quest VII und XI bereits, wie dynamische Kämpfe mit taktischer Positionierung funktionieren.
Das veraltete Speichersystem setzt dem Ganzen die Krone auf: Nur an bestimmten Altären dürft ihr speichern. Der Quick-Save? Verschwindet nach dem Neustart. Wer in einem zweistündigen Dungeon kurz vorm Ende scheitert, darf nicht nur von vorne beginnen, sondern verliert auch noch alle gesammelten Erfahrungspunkte und Items.
Umfassende Welt mit Sammlerqualitäten
Dragon Quest III HD-2.5 glänzt mit seiner vielfältigen Spielwelt und cleveren Sammelaufgaben. Überall warten Mini-Medals und versteckte Items darauf, entdeckt zu werden.
Das neue Monster-Sammel-System ist eine willkommene Ergänzung: Anders als im Original könnt ihr jetzt Monster fangen – vorausgesetzt, ihr habt die richtigen Fähigkeiten. Diese Kreaturen treten dann in der neuen Monster Arena gegen NPC-Teams an. Zwar laufen die Kämpfe automatisch ab, aber ihr bestimmt zumindest die Taktik eurer Monster.
Die klassische NPC-Interaktion bleibt dabei erhalten: Gespräche mit den Bewohnern liefern wichtige Hinweise zu Schätzen und Hauptquest. Ein solides System, das Erkundung belohnt.
Fazit
Dragon Quest III HD-2.5 ist ein Remake mit zwiespältiger Bilanz. Die neue HD-2D-Optik ist eine Augenweide und beweist, dass der Octopath-Traveler-Stil auch Klassikern gut zu Gesicht steht. Moderne Features wie Mini-Map, Questmarker und das neue Monster-Sammel-System bringen frischen Wind in den 36 Jahre alten Titel.
Doch unter der schicken Oberfläche schlummern die Mechaniken von 1988 – und das nicht immer zum Vorteil des Spiels. Frustrierende Speicherpunkte können stundenlangen Fortschritt zunichtemachen, ständige Random Encounters zerreißen den Spielfluss, und die leblosen Kämpfe ohne Heldenanimationen wirken wie aus der Zeit gefallen.
Für Genre-Veteranen und Nostalgiker bietet das Remake dennoch einen umfangreichen JRPG-Ausflug mit vielen Qualitäten: Eine weitläufige Spielwelt voller Geheimnisse, ein spannendes Sammel-System und die neue Monster-Arena sorgen für Abwechslung. Die Quest selbst bietet genug Substanz für viele Spielstunden und nimmt euch mit auf eine klassische Fantasy-Reise.
Wer mit den alten Mechaniken leben kann oder bewusst das Original in neuem Gewand sucht, findet hier ein solides JRPG mit historischer Bedeutung. Neueinsteiger und Spieler, die an moderne Komfortfunktionen gewöhnt sind, sollten vor dem Kauf eine Proberunde wagen. Dragon Quest III HD-2.5 ist damit ein Remake, das seine Nostalgie-Mission erfüllt, aber die Chance auf eine grundlegende Modernisierung verpasst.
Bewertung
Pro
- Gelungene HD-2D-Optik im Stil von Octopath Traveler
- Umfangreiche Spielwelt mit vielen versteckten Schätzen
- Neues Monster-Sammel-System mit Arena-Kämpfen
- Moderne Komfortfunktionen wie Mini-Map und Questmarker
Contra
- Störende Random Encounters unterbrechen häufig die Erkundung
- Veraltetes Speichersystem mit Verlustrisiko von Spielfortschritt
- Monotone, animationsarme Kämpfe ohne sichtbare Helden
- Träge Kampfabläufe mit langsamen Statusmeldungen
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