
Technik die begeistert
Sei es drum, auch so funktionierte natürlich das bekannte Spielprinzip, bei dem ich abwechselnd kleinere Rätsel durch Stase lösen musste oder gegen kleinere Horden Nekromorphe kämpfte. Gegen Ende des zweiten Drittels des Spieles ist man viel im Weltall unterwegs, um z.B. von Raumschiffen oder Satelliten Materialien zu bergen. Spätestens hier fiel mir dann doch mal die Kinnlade herunter. Dead Space sieht richtig gut aus und wird perfekt vom Sound untermalt. Im Weltall ist es eher ruhig, Schüsse sind dumpf, an Bord des Schiffes hallt jeder meiner Schritte und Gegner sind zu jeder Zeit gut hörbar und dank Dolby Surround gut zu orten. Zudem kann auch die deutsche Synchronisation mit einigen bekannten Sprechern begeistern. Grafisch ist das Spiel dank der Erde, einigen Weltraumwracks, den tollen Weltraumspaziergängen und dem Eisplaneten sowohl abwechslungsreich wie überzeugend. Klassische Ladezeiten gibt es zudem auch nur nach dem Ableben, sonst werden sie geschickt durch Türen oder Fahrstühle getarnt. Technisch leistet sich Dead Space also keine Fehler.
Die Geschichte vom Shooter, der gar keiner war.
Anders sieht es mit dem Gameplay aus, welches sich im letzten Drittel der rund 12-stündigen Spielzeit deutlich verschlechtert. Dabei beginnt nach der Ankunft auf dem Eisplaneten alles noch so gut. Durch einen Unfall ist mein Anzug beschädigt und um zu überleben muss ich immer wieder die Wärme von Räumen oder Feuern aussuchen, um nicht zu erfrieren. Eine nettes Feature und eine gute Idee. Doch nach dem Fund des nächsten Anzuges fängt das Dilemma an. Denn es werden euch zunehmend größer werdende Gegnerhorden entgegengeworfen, die zudem immer mehr Munition schlucken.
Leider ist das Gameplay überhaupt nicht auf solche Situationen ausgelegt. Es ist einfach unmöglich gegen mehrere, teils sehr schnelle Gegner mit den vorhandene Waffen zu kämpfen, zumal später neben den Nekromorphs auch zurückschießende Menschen zu den Gegner gehören. Wenn diese einen mit einem Raketenwerfer beharken und gleichzeitig mehrere Nekromorphs auf mich einprügeln, hilft oft nur Glück oder die Flucht. Schlecht ist auch, dass mir in diesen Passagen permanent die Munition ausging und die Gesundheit im Keller war, ich aber keine Ressourcen hatte, um meine Vorräte - die übrigens stets zum Bersten voll im Weltall waren, als Survival Horror vorherrschte und dort ein Mangel mehr Atmosphäre bedeutet hätte - aufzufüllen.
Der lange Weg zum Glück
Auch fällt gerade hier das permanente Backtracking auf. Wenn ich zum vierten Mal durch das selbe Gebiet latschen muss, ist das nicht nur langweilig sondern auch nervig. Hier hatte ich das Gefühl, dass man auf Biegen und Brechen das Spiel strecken wollte, egal zu welchem Preis. Und auch nette Ideen wie das Abseilen bzw. der Aufstieg an einer steilen Felswand wissen bei den ersten Malen zu Gefallen, wenn ich dann jedoch den 10ten Ausflug an einer Wand unternehme, bin ich erneut leicht genervt.
Und so quälte ich mich die restlichen Stunden bis zum etwas überraschenden Finale, vorbei an dutzenden Monstern, gegen die ich in ihrer Masse meist den kürzen zog, und das auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Der Endboss war dann auch noch wesentlich einfacher als ein bestimmter Zwischenboss, der einen während des gesamten Spieles verfolgt. Letztlich war ich dann doch froh endlich den Abspann zu sehen und hoffe, dass es bei evtl. neuen Ablegern wieder zurück zum Survival Horror geht.
Zu zweit gruselt es sich gleich besser...
Bevor ich es noch vergesse. Ein Koop-Modus ist in Dead Space 3 auch vorhanden. Dieser ist zwar leider nur online, und dann nur mit Online-Pass spielbar, bietet jedoch echten Mehrwert. So spielt ihr gemeinsam die gesamte Kampagne, könnte aber in zusätzliche Areale, was das Spiel noch etwas länger macht. Zudem sind einige Waffen klar auf den Koop-Modus ausgelegt und Situationen zwingen zum Teamplay. Schön ist auch, dass ihr so mehr über den Charakter John Carver erfahrt, der nun endlich ein Gesicht bekommt. Hervorzuheben ist auch, dass es bestimmte Situationen gibt, in denen z.B. John Carver Gegner sieht, die Isaac Clarke nicht sehen kann. Durch diese Halluzinationen entsteht für beide Mitspieler ein ganz neues Erlebnis der Kampagne.
Fazit
Dead Space 3 ist ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es technisch wirklich auf einem hohen Stand und leistet sich keinerlei grobe Schnitzer. Zudem weiß die Story durch Wendungen zu überzeugen und echtes "Dead Space"-Feeling kommt während der Szenen im Weltall durchaus auf.
Auf der anderen Seite ist gerade das letzte Drittel eine kleine Tortur und man möchte eigentlich nur den Abspann sehen. Stattdessen kämpft man sich durch immer größere Gegnerhorden und durchläuft die immer gleichen Areale.
Zusätzlich Missionen und der gelungene Koop-Modus wissen jedoch durchaus zu überzeugen. Fraglich ist jedoch erneut, warum der Koop-Modus nicht lokal funktioniert und man stattdessen mit einem Online-Pass gezwungen wird, über das Internet zu spielen. Auch sind die vielen zu Beginn erschienen DLCs ein kleines Armutszeugnis, ohne die man meiner Meinung nach nicht in den vollen Genuß der verschiedenen Waffen kommt.
Somit bleibt Dead Space 3 ein Spiel für die Fans der Serie, die umbedingt die Geschichte verfolgen wollen oder generell für Fans des Action-Genre. "Hardcore"-Fans dürften an dem Einschlag in Richtung Action keine Freude finden.
Bewertung
Pro
- Tolle Atmosphäre im Weltall...
- Einfallsreicher Koop-Modus
- Technik auf hohem Niveau
Contra
- ... die auf dem Eisplaneten zunichte gemacht wird
- Gameplay nicht auf Gegnerhorden ausgelegt
- Viel Backtracking und sich wiederholende Gameplay-Elemente

1 Kommentar
Ajkster Mi, 20.02.2013, 15:18 Uhr
Ich bin noch nicht im letzten Drittel, deswegen kann ich den hohen Actionanteil nicht wirklich beurteilen. Aber bisher ist es das beste was ich dieses Jahr gespielt habe. Vor allem die Grafik, der Sound und die Atmosphäre sind nach wie vor unerreicht. Es fühlt sich wie ein Erwachsenenspiel an – vielleicht ist das der Grund warum es mir bisher so gut gefällt.
Mal sehen wie ich das sehe, nachdem der Actionanteil ansteigt. Bisher ist es für mich eine der wenigen positiven Überraschungen dieses Jahres.