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Der Kampf im Spiel

Anfangs drückt man wild auf den Knöpfen herum und kann noch punkten. Da fragt man sich doch glatt, was an dem Spiel so schwer sein soll. Wenige Minuten später kämpft man gegen mehrere Gegner gleichzeitig oder nimmt die falsche Abzweigung und weiß die Antwort. Die Kämpfe sind nämlich weitaus komplexer, als es zu Beginn den Anschein hat. Es gilt z.B. abzuwägen, ob es sinnvoll ist die Attacke zu blocken, was, je nach Schild, trotzdem Schaden verursacht, ob man eine Parade versucht, die den Gegner bei Erfolg zurückwirft, bei Misslingen den Schlag durchlässt oder ob man sich nicht lieber mit einer zeitlich genau abgestimmten Rolle aus dem Angriffsradius des Gegners entfernt, um dann zurückzuschlagen.

Das Erlernen der gegnerischen Bewegungsabläufe wird mit zunehmender Spieldauer immer essentieller, mit Buttonmashing gewinnt man keinen Blumentopf mehr. Und als ob das nicht schon alles genug wäre, verhalten sich sämtliche Waffen unterschiedlich, was z.B. in verschiedenen Reichweiten, Angriffswerten und Angriffsgeschwindigkeiten gipfelt.

Zudem gilt es zu bedenken, was für eine Rüstung man trägt. Legt man die leichte Lederrüstung an, rollt man wie ein junger Gott durch die Arena, riskiert aber heftige Treffer einzustecken, während man in voller Eisenmontur einiges aushält, bei einer Rolle aber aussieht wie ein Walross im Turnunterricht.

Wenn die Magie einsetzt

Und was schon beim Schreiben kompliziert ist - beim Lesen vermutlich umso mehr - lässt einem im Spiel auch anfangs verzweifeln. Genau dann heißt es aber dranbleiben. Denn wer erst einmal seine Ausrüstung gefunden und die Gegner studiert hat, feiert plötzlich erste Erfolge. Und spätestens wenn der erste Bossgegner besiegt ist, während bei einem selbst das Herz höher schlägt als beim ersten Date mit der Traumfrau und bei der Energieanzeige nur Pixel zwischen digitalem Tod und Leben unterscheiden, dann weiß man, dass man in Dark Souls angekommen ist.

Dann gibt es dieses Klick, von dem ich weiter oben geschrieben habe und man will den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen. Schließlich könnte hinter dieser Ecke noch ein Schatz versteckt sein und den Gegner da hinten kann ich ja eigentlich auch noch versuchen... und oh Mist, jetzt bin ich schon so weit vom letzten Leuchtfeuer, was als Speicher- und Erholungspunkt dient, entfernt, da kann ich gleich den nächsten Rastpunkt suchen. Und ehe man es sich versieht ist es 3 Uhr in der Früh und eigentlich muss man ins Bett, denn morgen ruft die Arbeit wieder. Aber den nächsten Endboss nehme ich noch mit ins Land der Träume, so viel Zeit muss sein!

Die Hilfe aus dem Jenseits

Wenn dieser denn nur so einfach in die Knie gehen würde. Meine Schläge richten nur wenig aus und ständig muss ich in Bewegung sein, damit er mich mit seinen Attacken nicht ernsthaft verletzt. Mein Energiebalken ist auch schon niedrig und mein Estus-Flakon - mein immer wieder aufladbarer Lebenstrank, der durch gefundene Scherben immer mehr Schlucke fassen kann - ist auch schon leer. Da hilft nur ein Lebensstein... Na klasse. Ich habe den richtigen Zeitpunkt zum Heilen verpennt und bekomme während des Benutzens des Lebensteins eine volle Breitseite ab. Das war's, ich kann wieder von vorne anfangen. Doch dieses Mal nicht ohne Hilfe. Ich kämpfe mir also den Weg zum Boss frei und platziere, in menschlicher Gestalt, mein Zeichen um Hilfe zu rufen.

Nach kurzer Zeit stehe ich mit zwei weiteren Spielern, die als Phantome/Geistform in meiner Welt erscheinen, vor dem Tor des Bosses. Damit dürfte der Kampf wohl zu meinen Gunsten ausgehen! Eine Hoch auf meine vernetzte Welt, in der ich jederzeit Hilfe rufen kann, über Blutflecken andere Spieler beim Scheitern studieren kann oder in der Nachrichten auf dem Boden mir Hinweise auf Geheimnisse oder Strategien für die nächsten Gegner geben.

Die Hölle aus dem Jenseits

Und wenn mir all die Herausforderungen, die mir das Spiel entgegenwirft, nicht mehr genug sind, dann dringe ich halt in die Welten anderer Spieler ein. Dann heißt es Auge um Auge, Zahn um Zahn. Der Stärkere gewinnt, der Schwächere wird zurück zum letzten Lagerfeuer geschickt. Doch Vorsicht: Was ich bei anderen Spielern kann, können diese auch jederzeit bei mir. Es gilt also immer, auf der Hut zu sein!

Bei all diesen Kämpfen, die immerzu stattfinden, kann ich sogar über die altbackene Grafik hinwegsehen. Denn diese ist weder schön anzusehen noch sehr detailreich. Klar, auf der Xbox One bekommt man dann schon mal ein paar nette Lichteffekte und auch das Design an sich, seien es die Umgebungen oder die Gegner, geht voll in Ordnung. Doch am Ende haben wir es mit einem Titel zu tun, der optisch lange nicht so überzeugt, wie das Gameplay, für das es so gelobt wird.

Im Gegensatz dazu weiß der Sound aber zu überzeugen. Ob es nun die Sprecher - die jedoch nur Englisch sprechen, für uns deutschsprachige Spieler gibt es Untertitel - sind, die Melodien, die in ruhigen Momenten ans Ohr dringen oder die Geräusche der Waffen und Schilde, die hörbar wuchtig aufeinander knallen - die Geräuschkulisse trägt viel zur fast schon erdrückenden Atmosphäre bei.

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Fazit

Letztlich will Dark Souls 2: Scholar of the First Sin nur ein Spiel sein. Keine allzu komplexe Story, keine groß inszenierten Zwischensequenzen, keine Grafiken, die als Blender dienen. Im Titel steht das Gameplay klar im Vordergrund, und das merkt man dem Spiel auch von Beginn an.

Man könnte es fast die alte Schule nennen, im Jahre 2015 ein Spiel herauszubringen, dass einfach nur als solches funktionieren will, dabei aber zu gleichen Teilen bockschwer wie auch fair ist. Und ganz ehrlich: Das fühlt sich, so schräg es auch klingen mag, extrem erfrischend an!

Wer also über die altbackene Grafik hinwegsehen kann und zudem eine echte Herausforderung sucht, der sollte einen Blick riskieren. Ein wenig Geduld und der Wille, sich in das Spiel hereinzuarbeiten, sind aber von Nöten. Doch wenn einem Dark Souls erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen ist, dann will man gar nicht mehr fort.

Für das gnadenlose, aber nie unfaire und extrem komplexe Gameplay vergeben wir unseren XBoxUser Special Award!


Bewertung

Pro

  • Freie und weitläufige Spielwelt
  • Vernetzte Welten, die interessante Interaktionsmöglichkeiten bieten
  • Spannende Kämpfe, bei denen jeder Sieg ein Erfolgserlebnis auslöst
  • Sehr komplexes und ausgereiftes Gameplay...

Contra

  • ... in welches man sich einarbeiten muss und was Anfänger überfordern könnte
  • Veraltete Optik

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

4 Kommentare

Finanzminister Do, 14.05.2015, 23:29 Uhr

Die Kämpfe sind wie bei Punch-Out reine Reaktionsspielchen, Gegner bewegt sich so oder so, man reagiert so oder so, nutzt die Lücke und schlägt zu.

Bayonetta wird zwar immer wieder als Hack n Slay abgestempelt aber ist vom Kampfsystem sehr ähnlich, nur die Frames sind etwas größer und die Attacken der Gegner werden aufgrund der Geschwindigkeit etwas deutlicher dargestellt.

Spielt die Spiele mal abwechselnd dann sieht man die Ähnlichkeit recht deutlich.

Wegen der KI schau mal in den XBU Showroom Thread hab ein Video reingepackt, die KI ist absolut dämlich, 1/4 der Kämpfe kann durch Ausnutzung der praktisch nicht vorhandenen KI gewonnen werden, vor allem der Bogen ist extrem mächtig, zB. Bei den 2 Titanen für die Alten Seelen. Vom zweiten "Nebel" Wald bis zum dunklen Loch bin ich ohne Sterben durchmarschiert, das waren 8 Stunden ohne nur ansatzweise Gefahr zulaufen das zeitliche zu segnen.

Die DLCs sind aber knackig, bzw. das Hauptspiel wenn man den gern das Leuchtfeuer anheizt.

Also es ist nicht schlecht, unterm Strich hätte ich es mir aber dann lieber nicht gekauft.

XBU TNT2808 Do, 14.05.2015, 22:36 Uhr

@Dom Die Grafik habe ich explizit mit nichts verglichen. Allerdings wirkt alles einfach altbacken und es gibt keine wirklich scharfen Texturen. Das Spiel wirkt schon verglichen mit 360-Spielen einfach nicht auf der Höhe der Zeit.

@Finanzminister Was Punch-Out mit Dark Souls zu tun haben soll, versteh ich nicht. Und mit Bayonetta kann man es auch nicht vergleichen. Das eine ist ein Hack 'n' Slay, das andere ein RPG-Adventure. Der Rest ist wohl Geschmackssache, aber was an der KI so verkehrt sein soll, weiß ich nicht.

Finanzminister Do, 14.05.2015, 21:46 Uhr

Das Spiel ist ansich nicht schlecht aber viele kleine Designschnitzer, schwache KI und zähe Steuerung macht das Spiel mir persönlich kaum Spaß.

Als Bayonetta Freak und Punch-Out Fan bin ich vermutlich schon zusehr abgestumpft. :smt003

XBU Bautze Do, 14.05.2015, 21:35 Uhr

Danke für den Test.

Bei der Grafik kann ich leider nur von Videos sprechen, allerdings finde ich die gar nicht so schlecht. Die Texturen sind einfach düster und passen zur Atmosphäre.

Mit welchen Spielen vergleichst du DS denn von der aktuellen Gen?