Review zu Call of Juarez: Bound in Blood

Alles Gold was glänzt?

Techland hat mehrere Störfaktoren aus dem ersten Teil in die ewigen Jagdgründe geschickt. Zudem verfügt das Spiel über eine interessant gestrickte Story, die euch als Westernfan in ihren Bann ziehen wird. Eure Protagonisten verfügen über genügend Identitätspotenzial und durchweg gelungene Animationen, so dass man durchaus von einer Westernstory sprechen kann, die einem Hollywood-Western sowie Italo-Western in nichts nachsteht. Ja, Techland bietet uns mit Call of Juarez: Bound in Blood richtig cooles Western-Kino.

Leider wird das Westernvergnügen dennoch gestört, weil zum einen die Checkpoints zwecks Zwischenspeicherung, das Spiel immer wieder gehörig ins Stocken bringen. Warum dadurch immer wieder das gesamte Spielgeschehen zum Stillstand kommt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, welches selbst der große Manitu nicht erklären kann.

Des Weiteren haben die Entwickler dafür gesorgt, dass bei Missionen bei denen sich die Wege der beiden Helden trennen, mit besonderer Vorsicht vorgegangen werden muss. Entfernt ihr euch zu sehr von eurem Bruder, erhaltet ihr einen Hinweis, dass ihr zu weit gegangen seid. Geht ihr auch nur zwei Schritte weiter, wird die Mission abrupt beendet und das Scheitern der Mission ist besiegelt. Sehr unglücklich gewählt, da ihr kaum Spielraum zur Kehrtwende vorfindet und durch den abrupten Stopp der Mission der Spielfluss mit staubigen Stiefeln, in Form von zu linearer Levelstruktur, getreten wird.

Auch die KI lässt Unmengen an Intelligenz vermissen. Selten hat man Gegner in einem Shooter gesehen, die an einem solch fortgeschrittenen Zellenschwund leiden. Einzige Entschuldigung wäre der selbstgebrannte Whiskey, der in den Saloons wohl in Strömen zu fließen scheint, so dass sinnvolle Handlungen der Gegner selbst im Ernstfall gänzlich auszuschließen sind. So dürft ihr euch selbst den einen oder anderen Extraschluck Feuerwasser getrost gönnen, ohne schlotterige Knie zu bekommen, wenn die Luft wieder mal extrem bleihaltig wird. Auf zielgenaue gegnerische Schützen braucht ihr bei Call of Juarez: Bound in Blood nicht zu hoffen, da ihr nun mal die echten Helden des gesamten Westens seid und die Feinde vielleicht allein aus diesem Grunde nur vortäuschen, euch mit Blei vollpumpen zu wollen. Nur die Wahl der höchsten Schwierigkeitsstufe kann hier etwas Abhilfe schaffen.

So sieht der Westen aus

Call of Juarez: Bound in Blood präsentiert uns einen berauschenden Einblick in die Welt des Wilden Westens. Zwar stellt die eingesetzte Chrome Engine nicht mehr das Maß aller Dinge dar, aber was die Entwickler aus ihr herausgekitzelt haben, kann sich durchweg sehen lassen. Das Spiel überzeugt mit viel Liebe zum Detail und schafft ein fast perfektes Wild West Feeling. Die optische Präsentation ist so gut gelungen, dass ihr die staubige, bleihaltige Luft fast schmecken könnt.

Egal ob nähere Umgebung oder der Blick in die weite Ferne, Städte, Farmen, Wälder, Hügel und Steppe, alles sieht so aus wie ihr euch das Land der sprechenden Colts vorstellt. Selbst bei extrem hoher Präsenz von Gegnern läuft das Spiel flüssig und jederzeit sauber. Bei der Fernsicht wurde zwar etwas an Detailtiefe gespart, aber der Blick zum fernen Horizont ist trotzdem immer wieder eine sehenswerte Angelegenheit. Auch die Darstellung der Charaktere wurde gut in Szene gesetzt und rundet das gelungene Bild ab.

Zwar sorgen einige kleine Mängel immer wieder dafür, dass ihr auf den Boden der Realität zurückfindet, wer aber ab und an aufkommendes leichtes Tearing verkraften kann und über  die teilweise etwas zu langsam aufbauende Grafik während des Reitens hinwegsieht, der kann eine optisch gelungene Atmosphäre genießen.