
Bladestorm ist zurück. Zurück fragt ihr euch? Das letzte Mal konnte der Spieler Ende 2007 auf der Xbox 360 in den hundertjährigen Krieg eintauchen. Auch in dem aktuellen Spiel für Xbox One wird erneut der hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England thematisiert. Dieser entstand aus dem Streit um die französische Thronfolge. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines bzw. mehrerer Söldner, die er zu Beginn selbst erstellen kann. Wie genau dieses Spiel ankommt und in welchen Punkten erneut Nachholbedarf besteht, könnt ihr im folgenden Review lesen.
Es war einmal im mittelalterlichen Frankreich
Das Spiel beginnt mit einigen Videos, welche die grobe Geschichte des Spiels umreißen. Anschließend findet sich der Spieler in einer Taverne wieder, in welcher ein schnurbärtiger Wirt dem Spieler das Prinzip eines Söldners erklärt. Anschließend geht es auch direkt zu dem völlig überladenen Charaktereditor. Die Pre-Sets an Charakteren sind bereits hier schon vielfältig. Nach der Wahl des Grundgerüsts, gibt es Unmengen an Individualisierungsmöglichkeiten. Nebst völlig abstrusen Hautfarben ist es schwer, sich für eine der 111 Frisuren zu entscheiden. Diejenigen mit einem Hang zur historischen Korrektheit sollten Accessoires wie die Horn- oder Sonnenbrille lieber im Schrank lassen. Wer sich aber mal richtig groß fühlen möchte, kann mit bis zu 2,70 Meter Körpergröße mal eine ganz andere Art von Größe nachspielen.
Wenn der Söldner nach den persönlichen Vorlieben gestaltet wurde, geht es auch direkt ins Gefecht. An dieser Stelle sei direkt erwähnt, dass Aufpassen sehr wichtig ist. Das Kampfsystem ist sehr umfangreich, und selbst die schrittweise Einführung macht es schwer, alles auf Anhieb zu verstehen. Die verschiedenen Truppen-Arten bringen auch verschiedene Angriffe mit sich. Prinzipiell bilden Söldner und Squad eine Einheit und Attacken werden stets synchron ausgeführt, sofern vom Spieler angeordnet. Auf dem Schlachtfeld wird es gerne unübersichtlich, und auch bei höchster Sensitivität des rechten Sticks ist das Umsehen schwerfällig.
Die Spielmodi teilen sich auf in den Hundert Jährigen Krieg- und in den Nightmare Modus. Ersterer gibt dem Spieler, wie bereits im Vorgänger, die Möglichkeit, jedes Mal die Seite zu wählen. Dies bedeutet, dass der Söldner entweder dem angreifendem England zur Seite steht, oder Frankreich bei der Verteidigung hilft. Die Schlacht wird tageweise entschieden und Ziel ist es, nebst maximalem Erringen von Schätzen, so viele Standorte wie möglich zu übernehmen. In diesem Modus ist von Story jedoch nicht allzu viel spürbar.
Der Nightmare Modus hingegen bringt deutlich mehr Geschichte mit sich. Frankreich und England schließen sich zusammen, um die Quelle der nicht abreißenden Scharen von Monstern zu finden und zu eliminieren. Es ist jedoch unwichtig, welchen Modus der Spieler wählt, seinen Squad samt Vor- und Nachteile sowie der entsprechenden Attacken zu kennen ist unerlässlich.
Die trockene Steppe der Bretagne... ähm halt was?!
Grafisch hat sich seit Bladestorm der hundertjährige Krieg kaum etwas getan. Die Landschaft wirkt karg und die vereinzelten Bäume und Büsche können das Bild auch nicht aufbessern. Stellenweise hüpft ein Reh durchs Bild, aber auch das wirkt eher zufällig und lieblos. Es sieht tatsächlich so aus, als hätten die Entwickler dasselbe Grundgerüst wie für den 8 Jahre alten Bladestorm Titel genommen und lediglich die Charaktere aufgehübscht. Diese wirken nämlich noch am detailliertesten im ganzen Spiel.
Das Design der Menüs wirkt altbacken und ist zudem stellenweise sehr unübersichtlich und unhandlich zu bedienen. Wer die Screenshots vom Vorgänger mit dem aktuellen Titel vergleicht, wird feststellen, dass sich sogar die Schaltflächen auf dem Schlachtfeld - außer einer hochauflösenderen Optik - nicht verändert haben. Nebst Grafik, auf welcher Finger dick der Staub liegt, sorgen immer wieder auftretende Ruckler für ungewollte Mini-Pausen. Die wenigen Cutscenes im Nightmare Modus machen es nicht wirklich besser. Die Dialoge sind zu Missionsbeginn auch nur insofern vorhanden, als dass die Charaktere nebeneinander aufgestellt ihren Text runterbeten. Die Spielfiguren sind, wie bereits erwähnt, jedoch relativ hübsch gestaltet und erinnern zu dem an andere Fantasy Spiele wie zum Beispiel Final Fantasy.
Soundtechnisch hingegen gibt es nichts auszusetzen. Das Rasseln der Schwerter und Ertönen von Fanfaren wirkt authentisch und verschafft etwas Atmosphäre. Die englische Vertonung wirkt ebenfalls sehr echt, da die französischen Charaktere einen doch sehr starken Akzent aufweisen. Für die Freunde der japanischen Sprache gibt es im Menü die Option auf das japanische Voice-Over umzuschalten.
Gemeinsam in die Schlacht!
Während Bladestorm der hundertjährige Krieg auf der Xbox 360 vor rund 8 Jahren noch komplett ohne Multiplayer daher kam, können sich nun zwei Spieler via Online-Coop zusammentun, um gegen die bösen Monster zu kämpfen. Scheinbar gibt es dieser Tage aber noch relativ wenig Spieler, welche ebenfalls online nach Kampfgefährten suchen. Selbst nach mehreren Anläufen zu verschiedenen Tageszeiten such man vergebens nach einem Mitspieler. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies mit den steigenden Verkaufszahlen eventuell bessert.
Die fehlenden Kampfgefährten werden jedoch durch zusätzliche Protagonisten wieder ausgeglichen. Vor dem Kampf kann der Spieler im Menü mehrere Hauptfiguren mit ihren Truppen zu einer Armee formen. So lassen sich eine Gruppe Infanteristen gut mit Fernkampftruppen wie Bogenschützen oder Magiern kombinieren. Im späteren Spielverlauf werden auch weitere Anführer freigeschaltet, sodass sich eine Armee aus maximal vier Anführern und vier Squads bilden lässt. Wenn wirklich alle Schlachten geschlagen sind, wird der Spieler um die 100 Stunden in dem Spiel verbracht haben. Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt somit definitiv.
Fazit
Bladestorm Nightmare ist in meinen Augen ein fehlgeschlagener Versuch, Bladestorm auf die Next-Gen zu holen.
Das Spiel bedient sich erneut verschiedener Genres und sorgt dabei auch durchaus für Spielspaß. Fans solcher Fantasy-Abenteuer können sicherlich über die genannten Mankos hinweg sehen und werden auch viele Stunden auf dem Schlachtfeld verbringen.
Es lässt sich aber leider nicht schön reden, dass das Spiel grafisch kaum besser als sein Vorgänger ist und das komplette Gameplay lediglich auf die Xbox One portiert wurde. Das sehr umfangreiche Kampf- und Spielsystem verzeiht keine Unachtsamkeit beim Tutorial, da es nicht intuitiv designed ist.
Wer sich ein neues Fantasy-Action-Spiel für die Xbox One gönnen möchte, sollte um Bladestorm Nightmare erstmal einen Bogen machen. In Anbetracht der Tatsache, dass es aktuell aber wenig Auswahl gibt, ist wohl eher Warten angesagt.
Bewertung
Pro
- mehrere Söldner für verschiedene Wege kreirbar
- große Auswahlmöglichkeiten im Charaktereditor
- authentische Vertonung
Contra
- grafisch kaum Unterschied zum Vorgänger
- Spielprinzip nicht intuitiv und zu umfangreich
- Cutscenes nicht wirklich liebevoll gestaltet
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