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Basierend auf einem erfolgreichen spanischen Comic versucht es die schwarze Katze als Privatdektiv nun unter anderem auf der Xbox One. Wir konnten das Adventure-Game, das eine Mischung aus Telltale und Sherlock Holmes ist, testen und berichten in unserem Review, warum das Spiel manchmal glänzt und manchmal einfach nur nervt.

Clevere Story, die aber nicht immer auf der Höhe ist

Es fängt alles ganz spannend und dramatisch an, sofort wird auch der Noir-Stil klar. Der Privatdetektiv Blacksad wird von einem Klienten bedroht und muss sich wehren und eine schwere Entscheidung treffen. Ein Mann betrügt seine Frau, doch er bietet euch sehr viel Geld dafür an, dass ihr die Fotos seiner Affäre nicht an die Frau weitergebt... Euer moralischer Kompass ist nun gefragt.

Ehe ihr euch verseht, seid ihr aber dann auch in einer potentiellen Mordaufklärung, denn der Besitzer eines Boxclubs hat sich erhängt - und doch bleiben Zweifel, ob es Selbstmord war.

Das Spiel schafft es, eine spannende Story zu bieten, bei der auch später nicht immer ganz klar ist, wer denn jetzt der Täter war. Es kommen immer wieder neue Charaktere ins Spiel, es passieren immer wieder kleine neue Dinge, die euch wieder umdenken lassen und es nieseln immer wieder neue Informationen rein, die euch weiterhelfen. Der Stil des Spiels ist fast schon Klischee Noir: Eine hübsche junge Dame tritt in das Büro des Privatdetektivs und ist weniger unschuldig, als sie vermuten lässt. In kleinen, verlassenen Gassen werden gutangezogene Jungs von anderen gutangezogenen Jungs vermöbelt. Natürlich darf auch ein kleiner Trip in das verruchte Hafenviertel, sowie die nächtliche Pokerrunde mit der Mafia nicht fehlen. Alles schon einmal gesehen – deswegen nicht sonderlich neu und auch nicht immer so spannend, wie erhofft.

Insgesamt ist die Story das Beste am Spiel, auch wenn man sagen muss, dass nicht immer alles so clever präsentiert wird, wie die Entwickler es vielleicht gerne hätten. So versucht das Spiel mittels schwarzer oder dunkelfelliger Tiere eine Rassendiskussion zu führen, was irgendwie etwas deplatziert wird. Ist ein schwarzer Jaguar wirklich mit einem Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu vergleichen? So ganz überzeugend ist es nicht, auch wenn das Spiel die Geschichte selbst recht clever in die Kriminalfälle einbindet.

Erst mal laaaaaaaangsam hier!

Was das direkte Gameplay angeht, so forciert einen das Spiel unglaublich langsam zu spielen. Ihr steuert Blacksad i.d.R. aus der Third-Person-Perspektive und die Langsamkeit des Spiels beginnt damit, dass keine Zwischensequenz und keine Dialoge überspringbar sind, egal wie fest und schnell ihr auf die Knöpfe eures Controllers haut. Das kann unglaublich frustrierend sein. Denn schaut ihr euch z.B. ein Bild an einer Wand an, so bewegt sich die Kamera in einem ganz langsamen Schwenk drüber hinweg, zoomt einmal rein und man hört den inneren Monolog von Blacksad dazu. Solltet ihr aus Versehen ein zweites Mal darauf geklickt haben, müsst ihr die 30-Sekunden-Szene komplett nochmal aushalten, denn es gibt kein Überspringen.

Ganz zu schweigen davon, dass ihr euch als Blacksad ganz gemütlich umherbewegt ohne Sprint- oder Laufbutton. Und euer Protagonist steuert sich so richtig schlecht. Die klobige und hölzerne Steuerung sorgt für sehr ungenaue Bewegungen. Dabei leuchten Hotspots, mit denen ihr interagieren könnt, nur auf, wenn ihr nahe genug und im richtigen Winkel zu ihnen steht und ihr die Kamera auch richtig darauf ausgerichtet habt. Das macht das Suchen nach allen Interaktionsmöglichkeiten mehr als anstrengend.

Noch nicht langsam genug? Dann hat das Spiel einige sehr lange Ladezeiten für euch parat. Warum auch immer ein solches Spiel dermaßen lange laden muss, wie sonst ein Battlefield oder GTA, Blacksad spielt man nicht „mal so eben kurz ‘ne Runde“. Jeder neue Schauplatz, jede geskriptete Dialogszene und jede noch so kleine Traumsequenz, ja sogar das Menü oder das Inventar aufrufen, ist mit ellenlagen Ladezeiten verbunden, die einfach nur nerven. Man kann sich das Erscheinen der Xbox Series X nicht früh genug erhoffen.

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Fazit

Wer sich in die Haut einer humanoiden Katze, die als Privatdetektiv in einem New York der 50er-Jahre agiert, versetzen möchte, kann dies in Blacksad: Under The Skin sehr gut tun. Die Noir-Atmosphäre passt, die Story ist spannend und die verschiedenen Elemente des Gameplays, die einige Rätsel-Adventures in einem verbindet, sorgen für ordentlich Spielspaß.

Allerdings gibt es auch einige negative Aspekte, die unsere Begeisterung etwas bremsen. So ist das unglaublich langsame Gameplay, gekennzeichnet durch nicht überspringbare Sequenzen, einen fehlenden Sprint-Button und ellenlange Ladezeiten, ein Garaus für ein Spiel „zwischendurch“. Die technische Seite wirkt einfach veraltet und die Story ist nicht immer ganz so clever, wie sie gerne wäre.

Insgesamt kann man das Spiel aber weiterhin Fans von Noir/Detektiv-Games empfehlen. Es macht durchaus Spaß, beinhaltet genügend Elemente, um es immer weiterzuspielen und auch die Auflösung der Story ist spannend genug, um am Ball zu bleiben. Es bleibt aber der fade Beigeschmack, dass man aus dem Spiel – und vor allem aus der Story und dem Hauptprotagonisten – noch so viel mehr hätte rausholen können, als schlussendlich präsentiert wird.


Bewertung

Pro

  • Rätsel-Gameplay à la Sherlock Holmes funktioniert gut
  • Teils spannende Story und coole Charaktere
  • Jazziger Soundtrack
  • Cooler Comic-Stil mit humanoiden Tieren

Contra

  • Furchtbar (!) lange Ladezeiten und geringes Spieltempo
  • Ewig hakelige und anstrengende Steuerung
  • Teils langatmige, rein erklärende Dialoge
  • Schwache Technik (Ruckler, Pop-Ups etc.)

Grafik / Technik 6 von 10
6/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
7

2 Kommentare

XBU Philippe Mi, 19.02.2020, 18:30 Uhr

Das Spiel gibt es auch in kompletter deutscher Snychro! Ist allerdings nixht ganz so gut wie die englische Vertonung. Kann man Ingame jederzeit umschalten.

LaVolpe Sa, 01.02.2020, 09:26 Uhr

Der Grafikstil sieht interessant aus. Etwas schade, dass es nur in englischer Sprache ist. Aber wenn ich es mal günstiger bekomme, greife ich wohl zu.