Review zu Battlefield 3

Seit Ende letzter Woche steht Electronic Arts neues Flagschiff Battlefield 3 in den Regalen und wartet auf die hungrigen Massen der Spieler, die sich dank monatelanger und brutal offensiver Werbekampagne nun nicht mehr halten können und zuschlagen. Aber lohnt es sich wirklich, hat Battlefield auf der Xbox 360 all das, was wir erwarten? Wir haben es für euch getestet!

Déjà-vu

Actiongeladener könnte ein Start einer Videospielkampagne kaum sein. Wir sind ungebetener Passagier in einer U-Bahn, kämpfen uns von Wagon zu Wagon, müssen über das Dach ausweichen und einen Terroristen nach dem anderen ausschalten. Umso weiter wir vordringen, desto schlimmer wird das Gefühl, nicht recht zu wissen, was da gerade vor sich geht. Wer sind wir, gegen was kämpfen wir da gerade und wo zum Teufel ist das Ziel? Immerhin schaffen wir es - fast! Unser erster Ausflug in Battlefield 3 endet mit der Pistole am Kopf - Wir sind geschlagen! Und Cut!

*8 Stunden zuvor*

Battlefield 3 schmeißt uns aus dem Actiongeschehen direkt in ein unangenehm wirkendes Büro, wobei das wohl vor allem an den zwei Bundesagenten liegen wird, welche uns nun durch die Story führen. Wir sind Sergeant Blackburn und haben einiges zu erzählen, glauben von einem drohenden Terroranschlag in New York zu wissen und können den zwei Bundesagenten bis zum Ende nicht sonderlich glaubwürdig erzählen, was sie in dem Verhör erfahren wollen. Von Erinnerung zu Erinnerung springt nun die Story, zwischendrin sitzen wir dann wieder im Büro, werden von Fragen durchlöchert, die dann die nächste Mission einleiten und so die Kampagne voran treiben. An dieser Stelle wollen wir nicht zu viel über den eigentlichen Inhalt der Story loswerden. Zum einen ist sie nur sechs Stunden lang, zum anderen gibt es eh schon genügend Parallelen zu Call of Duty Black Ops und Kampagnen, die jeder Shooter-Fan schon mindestens einmal gespielt hat.

Die Kampagne war in Battlefield bisher immer nebensächlich. Online Schlachten, das war es, was EA immer sehr gut umsetzte. In den letzten zwei Jahren gab es da einen kleinen Wechsel. Mit Bad Company 1 und 2 gab es erstmals eine wirklich ansehnliche Story in Battlefield. Mit Witz, einem coolen Squad und frischem Wind überzeugten die beiden Teile. Battlefield 3 geht da in eine komplett andere Richtung. Die Geschichte ist ernst, Schenkelklopfer gibt es nicht und die groß angepriesene Soloerfahrung verläuft sich leider in einer aufgesetzten Militärgeschichte, mit bodenständigem Helden, aber zu wenig WOW-Effekten, welche irgendetwas neues beschreiben könnten.

Fliegen. Fahren. Schießen.

Gekämpft wird zum größten Teil im Iran, kleine Ausflüge nach Paris oder Aserbaidschan sind aber durchaus auch drin. Dazu schlüpfen wir nicht nur in die Rolle von Sergeant Blackburn, sondern auch noch in die von Dima dem Russen oder einer Kampfliegerin. Das Spielgeschehen ist durch relativ enge Kämpfe geprägt, aber Dice gönnt dem Spieler zum Glück auch Abwechslung. Einmal nehmen wir Platz in einem F18 Kampfjet und müssen mehrere Minuten lang feindliche Flieger mit dem Board-MG und Raketen erledigen. Selbst ans Steuer können wir nicht, nur das Waffenarsenal sowie die Täuschkörper stehen unter unserem Kommando. Coole Abwechslung! Battlefield wäre nicht Battlefield, wenn uns nicht auch ein Ausflug mit dem Panzer gewährt würde. In Linienformation kämpft man also im unheimlich schweren Stahlklotz gegen ein paar todesmutige Gegner - Keine große Herausforderung für geübte Schützen...

Die Kämpfe mit dem Team der U.S. Soldaten werden garniert mit ein paar wenigen Slow Motion-Szenen, in denen Gegner den Spieler direkt angreifen. In einem automatischen Kampf muss der Spieler dann auf die Sekunde genau die richtige Taste drücken, um den Gegner zu erledigen. Die eigentlichen Feuergefechte sind bis auf die Schwächen der KI, welche gleich genauer erläutert werden, spannend, einen Tick realistischer als gewohnt und -wie es für einen Shooter sein soll- actionreich.

Armee der Kopflosen

Überschattet werden die Kämpfe in den engen Straßen von Teheran, in Paris oder in den weitläufigen Wäldern von einer künstlichen Intelligenz, die ihren Namen so ganz und gar nicht verdient hat. Angefangen beim Team, welches nur ansatzweise anfängt zu kämpfen, wenn der Spieler selbst das Frontschwein spielt, bis hin zu Gegnern, die hier und da einfach aufploppen und euch auch nur sehen wollen, wenn ihr von der richtigen Seite kommt, bietet Battlefield 3 alles, was es eigentlich nicht soll. Die KI Kameraden haben, wieso auch immer, sehr festgelegte Laufrouten und Deckungspunkte. Des öfteren sind wir gestorben, weil wir vom Kameraden aus der Deckung, einem Pfeiler zum Beispiel, geschoben wurden. Nur weil er dahin möchte ...

Skurrile Szenen gibt es auch mit der feindlichen KI. Manchmal läuft sie an euch vorbei, manchmal tötet sie euch nicht, obwohl ihr direkt vor ihr steht und manchmal, besonders im schwersten Schwierigkeitsgrad, trifft sie auf unmögliche Weise direkt euern Kopf, was natürlich das baldige Aus bedeutet. Kopflos auch die Entscheidung, die Gegner wieder unendlich respawnen zu lassen, solange man nicht einen bestimmten Punkt erreicht bzw. über eine Linie läuft.