
Mit der Ultimate Edition von Zeno Clash versucht das Entwicklerstudio von Atlus, den Arcadebereich des Xbox LIVE Marktplatzes ein wenig aufzumischen. Mit einem ungewöhnlichen Setting soll uns der Prügel-Shooter mit seinem teils exotischen, teils skurrilen Leveldesign aus der Ego-Perspektive, ein Spielerlebnis der etwas anderen Art präsentieren. Wir haben uns für euch mutig in das Kampfgeschehen gestürzt und wollten einmal herausfinden, ob sich die Investition lohnt, oder ob das Spiel nichts weiter als ein Schlag unter die Gürtellinie ist.
Grafik
Kaum habt ihr die Welt von Zeno Clash betreten, werdet ihr mit einer Fantasywelt der etwas anderen Art Bekanntschaft machen. Das Leveldesign vermittelt ein wenig den Eindruck, als hätte sich die Welt zurück in die Steinzeit entwickelt, wobei sich die Rückentwicklung nicht so ganz ohne evolutionstechnische Mängel vollzogen hat. Die gewöhnungbedürftige und recht leblose Landschaft wird überflutet von den merkwürdigsten Kreaturen. Einäugige Zwittergestalten und sonstige, völlig entstellte Kreaturen prägen das Landschaftsbild. Die optische Anomalie gehört bei Zeno Clash jedenfalls zum Standard. Nicht Fisch, nicht Fleisch...nicht gut aber auch nicht völlig daneben, in jedem Fall anders.
Sound
Soundtechnisch hat man sich bei der Entwicklung des Spiels im Gegensatz zur grafischen Präsentation deutlich weniger phantasievoll gezeigt. Hier beschränkt man sich auf das Wesentliche, so dass die Soundkulisse nicht dazu in der Lage ist, dem kampfbegeisterten Zocker zu zusätzlichen Adrenalinschüben zu verhelfen. Viel Besser sieht es hier auch nicht bei der Sprachausgabe aus. Während die englischen Dialoge teils undeutlich und somit schwer verständlich sind, wirken die Textübersetzungen teils wie im Schnellverfahren durch einen online Übersetzer gejagt, und ergeben somit häufig recht wenig Sinn.
Story
In Zeno Clash schlüpft ihr in die Rolle des offensichtlich unterernährten Gaths. Gath scheint bereits einiges auf dem Kerbholz zu haben und hat offensichtlich seine Eltern in Gestalt von ein und derselben Person um die Ecke gebracht. Das ein solche Tat ggfs. bei Freunden, Verwandten oder gar Geschwisterkreaturen nicht gerade auf Begeisterung stößt, klingt verständlich. Dies ist dann wohl auch der Grund, warum ihr euch von einer Schlägerei zur nächsten begeben müsst, ohne dabei jedoch so richtig den Sinn eures Handelns im Spielverlauf besser zu verstehen. Ebenso unverständlich wie der Sinn eures Handelns bleibt auch die Bedeutung der meisten Charaktere im Spiel. Der eigenen Phantasie für eine Erklärung bzw. Vertiefung der Grundstory sind bei Zeno Clash leider fast keine Grenzen gesetzt.
Umfang
Wenn es bei Zeno Clash eines in nahezu unbegrenztem Umfang gibt, dann sind es Nahkämpfe. Die Quantität steht hier ganz hoch im Kurs. Leider dürftet ihr den Singleplayer je nach Vorgehensweise nach 5-6 Stunden locker durchgespielt haben. Für ein bisschen Spielspaß im Anschluss hat die Ultimate-Version dann noch ein wenig online Prügelei im petto. Alles in allem aber ein eher überschaubares Spielvergnügen.
Spielspaß
Der Spielspaß variiert von gelangweilt über nervig bis hin zu Frustmomenten. An dieser Tatsache sind in erster Linie die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade schuld, welche offensichtlich auf jeder Stufe an irgendwelchen Stellen im Spiel fehl am Platz zu sein scheinen. Leicht ist ganz schnell langweilig, schwer ist teilweise schon frustrierend und dazwischen gibt´s selten etwas. Die Nahkampf-Klopperei aus der Ego-Perspektive kann in einem skurrilen Leveldesign jedoch für ein wenig Unterhaltung sorgen.
Leider bleibt der Spielablauf zu wenig abwechslungsreich, so dass die Neugier und das Interesse dieses nicht ganz alltäglichen Settings sehr schnell wieder nachlässt. Wer sich jedoch virtuell einfach nur mal eins auf die Zwölf hauen will, und persönlich mit dem optischen Auftritt von Zeno Clash etwas anfangen kann, dürfte mit diesem Titel bestens bedient sein.
Gameplay
Um mit Gath im Nahkampf erfolreich zu sein, müsst ihr euch schon ein wenig an die Tücken des Spiels gewöhnen. Die Steuerung geht für einen eingefleischten Shooter-Fan nicht so leicht von der Hand wie man es ggfs. erwarten würden. Am Anfang ist es eher eine Frage der Gewohnheit, bis man alle taktischen Kloppattacken auf der Pfanne hat. Nach einiger Zeit kommen dann aber erste Zweifel auf, ob die "technischen Macken" der Steuerung und der KI gewollt oder tatsächlich unzureichende Pflege des Quellcodes sind. So könnt ihr euch beim Einsatz der blanken Fäuste durchaus durch Blocken gegen Angriffe schützen, habt ihr jedoch eine der wenigen Waffen im Anschlag, bleibt euch jeglicher Schutzmechanismus verwehrt.
Waffen stehen euch zwar grundsätzlich zur Verfügung, das Hauptaugenmerk des Spiels liegt aber offensichtlich im Faustkampf. Die Nachladezeiten der vorhandenen Waffen sind derart lang, dass ihr in der Zwischenzeit eurem aktuellen Gegner auf konventionelle Art teilweise schneller das Fürchten lehren könnt. Diese sind durch die ganze Prügelei im Oberstübchen nicht selten ein wenig durcheinander. Die KI des Spiels hält das Intelligenzniveau der Spielcharaktere auf Sparflamme. So hängt eine Kreatur schon einmal einem Vorsprung fest und ist nicht mehr in der Lage sich selbständig zu befreien. Diese und ähnliche Phänomene scheinen Teil des evolutionstechnischen Rückwärtsgangs zu sein.
Nervig, wenn auch nicht unrealistisch, sind in der Ego-Perspektive Angriffe aus dem Hinterhalt. Während ihr gerade damit beschäftigt seit, den Boss Gegner zu vermöbeln, gibt´s nicht selten unpassende Kloppe aus dem Hinterhalt. Hat man sich an die ganzen Tücken gewöhnt, ist Zeno Clash durchaus als spielbar zu bezeichnen.
Multiplayer
Wer nach der Single-Player Kampagne noch Lust auf ein paar online Prügeleien hat, bekommt in der Ultimate Edition von Zeno Clash durchaus die Gelegenheit dazu. Hierzu werden euch unterschiedliche Multiplayer-Modi geboten, welche ihr sowohl via Xbox LIVE als auch im Splitscreen online zocken dürft. Online geht es spielerisch in jedem Fall unterhaltsamer und abwechslungsreicher zur Sache als im Singleplayer. Alleine schon weil die Chance, auf einen Gegner mit höherem IQ als den der KI zu treffen, unwahrscheinlich hoch ist.
Fazit
Die Zeno Clash: Ultimate Edition präsentiert einen First-Person Prügelmarathon in einer skurrilen Phantasiewelt, die rein optisch schon recht gewöhnungsbedürftig, dafür aber nicht alltäglich ist. Entstellte Kreaturen wie einäugige Zwitter warten nur darauf von euch malträtiert zu werden.
Grafikenthusiasten sowie audiophile Zocker dürfen dem Spiel aber nicht allzu viel abverlangen. Die Logiker unter euch, sollten ebenfalls ihre Erwartungshaltung an die KI ein wenig zurückschrauben. Bei Zeno Clash gibt´s halt einfach nur was auf die ....! Für Freunde der groben Leberwurst ist der Titel nach etwas Eingewöhnungszeit somit genau das Richtige.
Wer also noch wenig Platz auf seiner Platte hat, darf bei grundsätzlichem Interesse an diesem Genre durchaus mal einen kostenfreien Blick auf die Demo werfen. Alle anderen sparen sich das Geld besser für den Kauf des nächsten Spieletitels auf der Wunschliste.