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Mit Thimbleweed Park ist ein Spiel erschienen, welches sich wie kaum ein anderes vor Klassikern verbeugt, welche viele jüngere Gamer gar nicht kennen dürften. Ob ein Point and Click Adventure ganz im Stile der guten alten Zeiten auch heute noch funktioniert, haben wir für euch getestet.

Und wieder Crowdfunding

Thimbleweed Park hat eine Entstehungsgeschichte, wie sie aktuell nicht wenige Titel haben. Nur in diesem Fall ist der Ursprung der Geschichte noch vor Kickstarter und Konsorten zu finden. Ein einziger Name reichte aus, um die Finanzierung des Titels zu sichern; Ron Gilbert. Gilbert ist für viele Spieler älteren Semesters und vor allem für mich ein großer Name. Titel die Ron Gilbert zu verantworten hatten, sind für mich das Sinnbild meiner frühen Videospiel-Kultivierung. Mein Vater und ich haben bereits als ich jung war zusammen Maniac Mansion gespielt, genau dieser Titel hat den Startschuss für eine ganze Generationen von Games abgegeben.

Ron Gilbert und Gary Winnick haben 1987 für Lucasfilm Games (später LucasArts) ein Point and Click Adventure entwickelt, welches Humor und Rätsel vereinte, jedoch auf die frustrierenden Momente der Sierra On-Line Spiele verzichtete, dieses Game war Maniac Mansion. Eine ganze Reihe an Spielen folgten diesem Vorbild und so wurde LucasArts zum Qualitätsmerkmal, was Point and Click Adventures angeht. Solche Spiele waren stellenweise ohne Lösung nicht zu schaffen und wichen mit der Zeit immer lauteren und einfacheren Titeln, die mit Sicherheit auch ihre Berechtigung haben. Das Groß der aktuellen Konsumentenschicht hatte kein Interesse an solch gemächlichen Titeln und so wurden diese Spiele zu Exoten.

Eines Tages schrieb Ron Gilbert in seinem Blog, wie viel Spaß er und Winnick bei der Entwicklung von Maniac Mansion hatten und das sie dies gerne wieder tun würden. In nur einem Monat ergatterten die beiden via Crowdfunding mehr als 600.000 Dollar und so konnte nicht nur das Spiel entwickelt werden, sondern auch eine Übersetzung in mehrere Sprachen war gesichert.

Akte X vs. Twin Peaks

Thimbleweed Park ist ein klassisches Point and Click Adventure, viel klassischer könnte der Titel nur sein, wenn er 1991 erschienen wäre. Grafisch orientiert sich der Titel an Monkey Island, hat jedoch einen eigenen Look, auf welchen ich später eingehen werde.

Die Story könnte aus einer Cheesy 90er Jahre Mistery Serie stammen. In einer kleinen amerikanischen Vorstadt passiert ein Mord und zwei Bundesagenten werden entsannt, um diesen zu klären. Agent Angela Ray und Antonio Reyes sollen den Fall klären, da natürlich die Vorstadtbewohner zu verschlafen dafür sind. Die beiden Agenten sind das perfekte Abziehbild von Mulder und Scully der X-Files. Es macht Spaß zu sehen, wie Ray immer wieder von der Naivität eines Reyes‘ genervt ist.

Spielerisch erinnert der Titel einem der größten Genrevertreter; Day of the Tentacle. Wir haben dynamisch die Wahl zwischen den beiden Protagonisten, es kommen jedoch auch immer wieder andere Figuren ins Spiel, welche von uns bewegt werden müssen. Zusätzlich gibt es einige Rückblenden, welche das Thimbleweed Park der Vergangenheit zeigen.

Eine angehende Spieleentwicklerin und ein Clown, welcher so viel flucht, dass die Hälfte seines On-Screen-Textet nur *biiep* ist, runden die Truppe der merkwürden Gestalten dabei wunderbar ab.

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Fazit

Ich bin direkt mit den Figuren warmgeworden und hatte viel Spaß an den Rätseln und Dialogen. Klar, dass ein oder andere übersieht man leicht oder es ist zu skurril, sowas hält sich aber in Grenzen. Die Grafik und der Sound werden Fans der Vorbilder mehr begeistern als Neulinge, aber keiner kann sagen, das Spiel wäre in sich nicht stimmig.

Es scheint, als sei Dr. Emmet Brown gerade aus seinem DeLorean gestiegen und hat uns Thimbleweed Park aus seiner Reise ins Jahr 1989 mitgebracht. Es fühlt sich an, als hätte der Trend um Point and Click Adventures nie aufgehört. Für diese perfekte Vermittlung des Spielgefühls der späten Achtziger und der frühen Neunziger gibt es von uns den XBoxUser Special Award.

Zwanzig Euro könnten Neulinge abschrecken, aber lasst es euch von einem Kenner sagen: Das Spiel ist jeden Cent wert, daher rate ich euch „gehe zu“ Microsoft Store und „kaufe“ Thimbleweed Park.


Bewertung

Pro

  • Knüpft perfekt an die Klassiker des Genres an
  • Witzige Dialoge
  • Zwei Schwierigkeitsgrade
  • Coole Rätsel

Contra

  • Einige Items übersieht man leicht
  • Der Look richtet sich hauptsächlich an Nostalgiker

Story / Humor 9 von 10
9/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Umfang 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

2 Kommentare

XBU Razor Di, 09.05.2017, 04:15 Uhr

Ich finde die Anspielungen an Maniam Mansion und Zak McKracken überragend. Alleine in der Zirkusszene mit dem Clown sind mMn alle Charaktere der früheren Teile vorhanden.

Super Spiel!!!

StruC Mo, 08.05.2017, 15:31 Uhr

Großartiges Spiel - das Ende hat mich total geflashed, aber einen enttäuschten Nachgeschmack hinterlassen. Trotzdem jeden Cent Wert! :)