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Die neue Staffel von Telltales The Walking Dead steht für euch bereit. Perfekt also, um die Pause der TV-Serie zu überbrücken. Wie sich der zweiteilige Opener schlägt, lest ihr in unserem Testbericht.

A new Frontier

Wie der Name der neuen Staffel bereits andeutet, wird hier Einiges neu aufgelegt werden. Das merkt man bereits in den ersten beiden Episoden der dritten Staffel von Telltale Games Adaption der Comic-Buch Reihe. Mit Javi kommt eine komplett neue Figur mit einer ganz neuen Hintergrundstory in das Spiel. Natürlich werdet ihr auch bereits in der ersten Folge von der beliebten Figur Clementine hören, wir möchten hier jedoch nicht verraten, in welcher Form.

Die Gruppe im Spiel enthält keine bekannten Gesichter und hat eine ganz eigene Dynamik. Javi ist mir seiner Schwägerin in deren zwei pubertierenden Kindern in einem Van unterwegs und versucht zu überleben. Die größte Aufgabe ist dabei für den Spieler nicht, den Kampf gegen die Untoten zu gewinnen, sondern viel mehr, sich gegen die heranwachsenden Kinder zu behaupten. Eine ganz neue und sehr schwierige Erfahrung, welche dem Titel neue Würze verleiht.

Direkt in den ersten beiden Folgen gefallen mir die Figuren besser, als die meisten Charaktere aus Season zwei. Hier konnte ich für wenig Leute wirkliche Sympathie verspüren, das ist hier direkt nach dem Start anders. Natürlich kommen auch nach und nach wieder neue Figuren ins Spiel, die Gruppe wächst an manchen Stellen und je nach euren Entscheidungen schrumpft sie auch wieder. Für den Auftakt haben wir eine vielversprechende Crew.

Cineastisch

Die Telltale Spiele sind immer weniger als Games zu identifizieren und können eher als interaktive Filme gesehen werden. In Staffel zwei hat man versucht, dies etwas aufzubrechen. Die dafür genutzten häufigen Suchpassagen waren leider doch zu häufig und zu lang, in Episode eins und zwei von Staffel drei gefällt mir das Verhältnis von Suchpassagen zu Story-Momenten deutlich besser.

Die Eröffnungssequenz, in welcher wir Javi und seine Familie kennenlernen, ist sehr gut geschrieben. Auch die Kameraarbeit kann hier als eine der besten in allen Folgen der Serie bezeichnet werden. Die Winkel und Einstellungen sind perfekt. Ich fühlte mich etwas an den Start von Zack Snyders Dawn of the Dead erinnert. Das ist kein überragender Film, die ersten 15 Minuten sind aber super inszeniert.

Auch im späteren Verlauf der Geschichte sind die Stilmittel gut verteilt. Es gibt immer wieder kurze Rückblenden. So erfahren wir, was zwischen Staffel zwei und drei passiert ist. Die Dialoge sind gut geschrieben und es gibt sowohl liebenswürdige, als auch hassenswerte Figuren in „Ties that bind“ Teil eins und zwei. Hier gibt es einiges an Dynamik, was die TV Serie zu The Walking Dead aktuell vermissen lässt.

“Now, I am become Death, the destroyer of worlds.“

Wie einst Oppenheimer nach dem Manhattan-Projekt die Bhagavad Gita zitierte, so ist dieser Satz auch auf meine Gefühle beim Spielen von The Walking Dead A new Frontier anwendbar. Es ist davon auszugehen, dass jeder Spieler die vorrangegangenen Staffeln gespielt hat, bevor er sich an die dritte Season setzt. Speicherstände können hier natürlich importiert werden, um eure alten Entscheidungen auf die neue Staffel anzuwenden. Habt ihr keinen Speicherstand (weil ihr zum Beispiel auf dem PC gespielt habt), könnt ihr euch ein Szenario als Vorgeschichte erstellen lassen.

Ich erinnere mich gut, dass ich in Staffel eins immer den positiven Weg gesucht habe, ich habe versucht, keine anderen Gruppen zu beklauen und ich habe auch versucht, innerhalb der Gesellschaft für jeden einen Platz zu schaffen. In Staffel zwei wurde das schon weniger, ich war aber insgesamt weiterhin an Frieden interessiert. Das Ende der zweiten Staffel hat mach dann aber zu Entscheidungen getrieben, was kaum eine Figur überlebt hat.

Staffel drei geht in der Hinsicht noch erbarmungsloser zu Werke. Die Verluste der Staffeln vorher mögen noch in meinen Gedanken sein, aber auch das Setting und die Figuren selbst beeinflussten mich in dieser Staffel ganz anders zu handeln. Wenn immer ich die Entscheidung bekam, potentielle Gegner leben zu lassen oder sie zu töten, entschied ich mich für den Exitus. In meiner Staffel drei von The Walking Dead gibt es keine Überlebenden Gegner. Meine Entwicklung im Mikrokosmus dieser Serie fühlt sich ähnlich an, wie die des Rick Grimes aus der TV Serie. War ich in Staffel eins des Spieles noch der Rick Grimes, welcher Shane trotz allem Übel in Ruhe lies, bin ich in a new Frontier der Rick Grimes, welcher abgetretene Savior-Köpfen noch das Gesicht zerschlägt, um in eine Basis einzudringen, in welcher dann alle Gegner umgebracht werden.

Ich finde es insgesamt bemerkenswert, wie das Spiel es schafft, Emotionen auszulösen und den Spieler dazu bringt, Entscheidungen zu hinterfragen. Im Prinzip verbirgt sich hinter jedem Dialog nur die Frage, ob wir rechts oder links abbiegen. Doch nach jeder Reaktion auf eine Entscheidung fragt man sich: „War es das wert?“. Insgesamt hat die Härte der Serie zugenommen, das ist nicht nur bei den Zombie-Kills so. Direkt in Folge eins gab es eine Szene, da war ich regelrecht geschockt, was mit einer Person passiert. Das ich nach 60 Minuten schon eine solche Bindung aufgebaut habe, spricht für den Titel.

Die Telltale Formel

Nachdem Telltale Games hoch gelobt wurden, sind sie in letzter Zeit häufig in der Kritik gewesen, da sie in diversen Franchisen ihre Formel nur noch marginal ändern. Dies ist auch in The Walking Dead a new Frontier nicht anders. Die Elemente Items-Suchen, diese benutzen und Gespräche führen, sind noch genauso wie in allen Vorgängern, nur etwas besser ausbalanciert. Spielerisch gibt es aber keine nennenswerte Neuerungen.

Auch technisch hat sich in all den Jahren nicht viel geändert. Der Comic-Stil passt zum Titel, aber grafisch kann ich kaum einen Fortschritt im Vergleich zu den Anfängen auf Tablets und der Xbox 360 ausmachen. Es wäre schön, wenn man hier in naher Zukunft mal eine Überarbeitung vornehmen würde. Einzig positive Veränderung ist, dass es nicht mehr zu den Rucklern zwischen zwei Szenen kommt, wie sie in Staffel eins und zwei an der Tagesordnung standen, das tut dem Fluss sehr gut.

An der Vertonung kann man nach wie vor nicht meckern. Das noch immer die originalen US Sprecher genommen werden und man nur deutsche Untertitel nutzt, kann ich begrüßen. Die Synchronsprecher leisten gute Arbeit und sorgen im Zusammenspiel mit dem minimalistischen Soundtrack für eine dichte Atmosphäre.

Wer die Telltale Spiele und ihre Figuren mag so wie ich, der wird sich auch in den etwas über 90 Minuten pro Folge nicht an der Grafik stören. In Zukunft muss es aber deutlich mehr werden als neue Symbole für Quick Time Events.

Fazit

The Walking Dead a new Frontier zeigt, wie auch anders mit einer bekannten Geschichte umgegangen werden kann. Die Story wird neu aufgezogen, es gibt viele neue Figuren, dennoch wird eine gute Verbindung zum Ursprung der Serie geknüpft.

Die verschiedenen Gameplay-Elemente sind besser ausbalanciert, als es in der zweiten Staffel der Fall war, dafür stagniert der Teil technisch. Bei weiterhin guter Intonierung ist die Grafik schon lange nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Dinge. Dies wird sich in dieser Staffel leider nicht mehr ändern, könnte in Zukunft aber zum Problem für Telltale Games werden.

Wer eine gute Geschichte und das Walking Dead-Universum mag, wird trotz technischer Mängel wieder sehr gut unterhalten. Der Auftakt ist von der Inszenierung und der Story für mich der beste Vertreter der Serie bisher.


Bewertung

Pro

  • Gute Kameraarbeit
  • Tolle Figuren
  • Gute Sprecher

Contra

  • Grafik veraltet
  • Wenig Neues

Story 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Grafik 6 von 10
6/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

1 Kommentar

Liutasil Di, 27.12.2016, 18:17 Uhr

Leider noch nicht zu gekommen. Zu wenig Zeit... :(