
In unserem Test zu The Technomancer erfahrt ihr, wie viel Rollenspiel in diesem Titel wirklich steckt und ob der neue Xbox One Titel uns überzeugen konnte.
Techno?
Als ich The Technomancer in den Händen hielt, musste ich mich erst einmal über das Wort wundern. Kurz macht sich Angst breit, es handelt sich um die Biographie von Hans Peter Gerdes (besser bekannt als H.P Baxxter), der in Form eines Games erzählt, wie er auf die Idee für den Scooter Song „How much is the fish“ gekommen ist. Zum Glück gibt mir der Publisher Hilfe und verrät mir, worüber es wirklich in diesem Spiel geht und was ein Technomancer ist. Darunter versteht man jemand, der die Technik gemeistert hat und so zum Beispiel Blitze aus seinen Händen schießen kann. Als Technomancer gehört ihr einer Art Religion an, die strikte Auflagen hat und scheinbar nur das Gute für die Welt möchte.
Das Setting des Spiels ist in einer ungewissen Zukunft angesiedelt. 200 Jahre nach der Kolonialisierung des Mars durch den Menschen herrscht der Krieg des Wassers. Wie der Name es vermuten lässt, geht es dabei um die wichtigste Substanz für die Menschen und diese ist auf dem Mars Mangelware. Ähnlich wie in Total Recall können die Strahlen auf dem Mars die Menschen töten oder lassen sie mutieren. So entstehen verschiedene soziale Stufen, wobei nur die reichen unbegrenzten Zugang zu Wasser haben. Das jedoch nicht alles nur schwarz und weiß ist, findet der Spieler im Laufe der Geschichte heraus.
Späte Blüte
Als Spieler bekommen wir die Kontrolle über Zacharias Mancer, ja genau der junge Herr heißt wie seine Profession, auch bei Menschen ist das nicht ungewöhnlich, wenn man sich anschaut, wie viele Bäckers und Müllers es bei uns gibt.
Ihr startet kurz vor eurer Beförderung zum General, die letzte Prüfung vor dem erhöhten Rang ist zeitgleich auch euer Tutorial. Vorerst folgt eure Figur stumpf den Befehlen und Regeln der Vorgesetzten, doch ihr hab ihn Dialogen und auch in Missionen die Möglichkeit, dies zu beeinflussen. Entweder ihr folgt diesem Weg oder ihr könnt ihn auch hinterfragen. Je nachdem wie ihr euch entscheidet, werden Wege sich ändern und das Ende des Spiels wird ebenfalls anders ausfallen, typisch für ein Rollenspiel eben.
Ihr seid aber nicht so frei, wie man es von einem typischen RPG erwarten würde, geradezu Beginn, seid ihr relativ gefesselt. Das Startgebiet, eine futuristische Stadt, welche an Blade Runner erinnert, ist sehr steril und klein. Hier passiert leider wenig, die Passanten laufen merkbar die gleichen Wege und unterhalten sich immer über gleiche Themen. Unabhängig davon, wie ihr euch verhaltet, werdet ihr die Stadt verlassen müssen und hier fängt der Titel eigentlich erst an. Zwar könnt ihr nicht durch eine riesige freie Oberfläche wandern, jedoch geht es in neue Städte, bei welchen das Setting komplett anders ist, wie zum Beispiel in der Wüstenstadt, welche ihr direkt zu Beginn bereisen müsst.
Bevor man diesen Titel also als ausschließlich einfallslos und steril abtut (was er zweifelsohne in Teilen ist), sollte man schon über zehn Stunden Spielzeit hinter sich gebracht haben, dann werden sowohl Setting als auch eure Entscheidungen abwechslungsreicher.
Einsteigerfreundlich
Dem geneigten RPG-Spieler könnte The Technomancer zu wenig Tiefgang bieten. Wer aber nicht so häufig und nicht so zeitintensiv in der Welt von Rollenspielen unterwegs ist, für den könnte dieser Titel etwas sein. Das Kampfsystem des Mancers ist durchaus überschaubar. Ihr legt Skills und Items auf Schnelltasten, da es hiervon nicht zu viele gibt, bleibt das Ganze überschaubar, wer auf etliche Magie-Skills steht, der geht hier leer aus.
Ihr könnt dynamisch zwischen Kampfstilen wechseln, was dem Wechsel der Klasse entspricht, da ihr aber in der Regel nur eine, maximal zwei Skilltrees levelt, macht der Wechsel später kaum Sinn. Je nachdem, welchen Stil ihr wählt, habt ihr nur Nahkampfangriffe oder eben auch eine Pistole für den Fernkampf, wie auch immer ihre euch entscheidet, der Fokus liegt auf Nahkampf. Dies geht recht einfach, es gibt nur drei Angriffe und dann noch Ausweichen und Parieren. Das funktioniert recht gut, doch gerade bei anvisiertem Gegner lässt sich nicht so gut kontrollieren, wohin eure Figur ausweicht. Hier macht es die hakelige Kamera nicht unbedingt einfacher.
Steigt ihr auf, könnt ihr Attribute und Skills verbessern. Einige Kategorien nur jedes dritte Level, einige auch bei jedem Aufstieg. In den Skilltrees ist klar zu erkennen, welche Verbesserung für welchen Spieltyp passt. Hier wird der Fan von The Witcher und Co. sicherlich einige Möglichkeiten vermissen, die Figur aufwendig zu entwickeln. Ich finde es aber schön, dass auch noch Titel kommen, die ich zwischendurch spielen kann ohne mich zu sehr darin zu vertiefen. Genau das bietet das Technomancer Kampf- und Charaktersystem, eine Art Action-RPG Light, das ist aber in Ordnung. Ich trinke auch gerne Light-Getränke, es muss nicht immer das volle Programm sein.
Fazit
The Technomancer sticht durch das Science-Fiction-Setting aus der Masse hervor. Leider wird dieses optisch nicht adäquat präsentiert und leider ebenso nicht konsequent spannend erzählt.
Spielerisch dürfte der Titel Hardcore-RPG-Spieler unterfordern, der einfache Aufbau ist für mich aber ein Plus. Technomancer ist ein Titel für Leute, die Zwischendurch ein Action-RPG spielen wollen, ohne sich lange in die Materie einlesen zu müssen. Ein RPG-Light sozusagen.
Spiders zeigen in vielen kleinen Momenten, dass sie gute Spiele machen können. In ebenso vielen kleinen Momenten zeigen sie aber auch, dass es einfach an Feinschliff und möglicherweise auch an Budget fehlt. So bleibt dieser Titel nur einer unter vielen, dessen einziges Alleinstellungsmerkmal am Ende wohl der einfache Zugang sein dürfte.
Wer Sci-Fi und RPG mag, der kann gerne einen Blick riskieren. Wer es aber sowohl technisch als auch inhaltlich groß mag, der dürfte enttäuscht werden.
Bewertung
Pro
- Charaktersystem ist einsteigerfreundlich
- Attribute von Rüstung und Waffen sehr übersichtlich
Contra
- Keine Quick-oder Autosave Funktion
- Technisch nicht auf der Höhe der Zeit
- Nebenquests sind deutlich als Füllmaterial zu erkennen
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