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Ein so suspektes Spiel ist noch nicht vielen Spielern unter die Augen gekommen. In Texas Cheat'em ist Schummeln erlaubt und zum Gewinnen absolut erforderlich. Ob sich mit diesem Spielprinzip Xbox Live Partien nicht als einziges Desaster darstellen und wie man auf legitime Art und Weise beim Poker betrügt, haben wir für euch getestet.

Der Hammer ist Texas Cheat'em sicher nicht. Zumindest, was die grafische Seite angeht. Wir haben es hier mit einer schlichten 2D Präsentation zu tun, die nicht weiter über das hinaus geht, was uns die Screenshots bereits offenbaren. Die Grafik ist nicht schlecht - jedoch auch nicht sehr ansprechend. Das Ganze zeigt sich übrigens auch in einem gewissen Comic-Look; die CPU Gegner sehen allesamt ganz nett aus und auch die Symbole und Effekte fürs Schummeln sind im gleichen Design entworfen worden. Die Schauplätze ändern nur insofern, das sich das Hintergrund-BMP ändert. Es fehlt ein bisschen an grafischer Würze, dennoch sollte man bedenken, dass es sich hier natürlich nur um ein simples Karten-Spiel handelt.

Was den Sound angeht, so schneidet dieser noch ein kleines Stück schlechter ab, als die Grafik. Zwar haben wir hier genügend Abwechslung und auch einen passenden Soundtrack, doch irgendwie will nicht die richtige Stimmung aufkommen. Die Partien selbst werden nämlich durch eine relativ langweilige Musik untermalt und dies kann schnell zu einem ermüdenden Effekt beim Spieler führen. Positiv herausstreichen muss man aber die Soundeffekte, die bei gewonnenen Minispielen und erfolgreichem Cheaten ertönen. Hier kommt Stimmung auf und die Effekte versüßen das fiese Schummel-Prinzip.

 

Das Spielprinzip klingt eigentlich ganz nett. Hier hat man die geheimen Wünsche von nicht so erfolgreichen Poker-Spielern erfüllt und will dem Spieler es offiziell erlauben, zu schummeln, oder wie man im Ruhrgebiet sagt, zu ,,fudeln". In jeder Runde bekommt ihr Cheat-Punkte, mit welchen ihr euer Blatt zum Sieger-Blatt wenden könnt. Vom Blick in die Karten eines Gegners, über Stehlen von Geld, bis hin zum Tausch eigener Karten gegen eine Wunschkarte oder dem Zurückkommen nach einem Fold - alles ist möglich bei Texas Cheat'em!

Das Spiel bietet einem einen Karriere-Modus, welcher 4 mal 4 verschiedene, spezielle Challenges beinhaltet. So muss man z.B. in 7 Runden auf ein gewisses Guthaben kommen, oder man muss einen bestimmten Spieler aus dem Spiel werfen. Dies ist abwechslungsreich, führt sehr gut in Texas Cheat'em ein und hat auch verschiedene Schwierigkeitsgrade. Nicht, dass man letztere wählen könnte, aber die Spiele und die Herausforderungen werden von Runde zu Runde schwieriger.

Eine Möglichkeit, ein schnelles Spiel alleine zu spielen oder Turniere gibt es nicht. Die einzige Möglichkeit, die einem sonst noch bleibt, ist der Xbox Live Mehrspieler-Modus. Von daher ist der Karriere-Modus zu loben, aber die Möglichkeiten ohne Xbox Live sind stark begrenzt - schade.

Das muss man einfach zugeben. Wer sich beim Spielen total langweilt, dem ist auch nicht mehr geholfen. Texas Cheat'em beinhaltet mit seinem Schummel-System einfach eine gehässige Freude, die man nicht leugnen kann. Besonders, wenn man eigentlich ein schlechtes Blatt hatte und der Gegner mit einem Full House weit vorne lag, kann sich das alles bis zur letzten Runde noch drehen, weil man eine Karte ausgetauscht hat. Und schon steht man mit einem Fünfling da. Fünfling? Ja, denn wenn man ordentlich schummelt, kann es zu solchen Paradoxon schon mal kommen. Die Freude, jemandem einem eine ausgewischt zu haben, ist unbeschreiblich. Erwähnen sollte man aber dennoch, dass es einen genauso aufregt und frustet, wenn ein Gegner einem die Karten vermasselt und so viel geschummelt hat, dass man überhaupt nichts mehr auf der Hand hat und das Geld den Bach hinunter geht.

Texas Cheat'em baut auf die klassische Texas Hold'em Variante auf. Wer die Regeln nicht kennt, kann sie sich in einem kleinen Tutorial erklären lassen. Doch muss man bedenken, dass Texas Cheat'em als erst einmal sehr verwirrend und kompliziert ist. Denn schon beim richtigen Poker hat man alle Hand voll zu tun und der Kopf raucht, wenn man gerade überlegt und versucht den Schritt seines Vorgängers zu verstehen. Hat er tatsächlich die Kreuz Neun, die ein Straight Flush ermöglicht?

Das Problem ist, bei Texas Cheat'em kommt noch ein ganz großer, wesentlicher Punkt hinzu. Das Schummeln erfordert mindestens genauso viel Konzentration wie das Spiel alleine. Während man noch damit beschäftigt ist, sich selbst die Karten so zurecht zu biegen, dass sie eine möglichst gute Hand ergeben und man von den damit verbundenen Minispielen abgelenkt ist, vergisst man schon mal ganz schnell, dass man erstens unter Zeitdruck steht (man hat nicht unbegrenzt Zeit für seinen Zug) und zweitens die Gegner auch gerade etwas aushecken und vielleicht die schönen Community-Cards auch gerade verändern. Die grauen Zellen sind gefordert. Wie auch Glück, übrigens. Die Minispiele bauen nämlich alle auf klassische Kasino Spiele auf. Zwar sind gut zwei Drittel beeinflussbar, aber die restlichen Minispiele sind pures Glück (z.B. ,,Würfeln Sie eine höhere Zahl als 8"). Ob es einem also gelingt, zu schummeln, liegt, zumindest teilweise, in den Händen des Schicksals. Nunja...

Im Mehrspieler Modus (der nur über Xbox Live verfügbar ist - logisch; wie würde man das auch lokal realisieren wollen) reiht sich Frust-Moment auf Frust-Moment. Denn die CPU Spieler sind nur halb so gut wie ein echtes menschliches Gehirn. Und Fakt ist, dass man gegen menschliche Gegner es einfach schwieriger hat und dadurch der Spaß etwas verloren geht. Außerdem sieht man, ob jemand gerade schummelt oder nicht (ein Ausrufezeichen wird auf dem Avatar des Spielers angezeigt). Dies verrät zwar nicht, was genau der Spiel macht, aber es verrät zumindest soweit, das gerade geschummelt wird. Ich weiß nicht, aber über Xbox Live hatte ich das Gefühl, dass alles noch einmal genauso viel Glück fordert, als man bei Poker eh schon braucht. Da man so viel cheaten kann und alles möglich ist, ist der Glücksfaktor, am Ende zu gewinnen, noch höher. Die Community Cards wechseln jede Runde, Spieler tauschen Karten aus, man wird beklaut, nichts ist undenkbar. Irgendwie frustriert das - am Ende gewinnt dann doch derjenige, der am wenigsten verändert hat und den Cheat ,,Sicherer Sieg" benutzt hat.

Ein weiterer Kritikpunkt an Texas Cheat'em ist wieder der Mangel von einer Xbox Live Vision Einbindung. Gerade beim Poker, wo ein ,,Poker-Gesicht" wichtig ist, wäre es interessant zu sehen, wie der gegenüber gerade dreinschaut.

Fazit

Das Spiel ist so, wie man es sich vorher vorstellt, wenn man sich die Grundbeschreibung durchliest. Teilweise unfair, dann aber auch wieder spaßig. Alles in allem ist es ein ziemlich kompliziertes Gameplay. Außerdem ist Texas Cheat'em technisch, auch für ein Xbox Live Arcade Spiel, nicht gerade auf dem aktuellsten und idealsten Stand und frustriert über Xbox Live.

Wer seine grauen Zellen anstrengen möchte und sich nicht zu schade ist, auch online gegen andere Spieler eiskalt zu schummeln, der kann hier zugreifen. Das Spiel ist nicht der Hit, aber auch nicht so schlecht, dass man es verdammen möchte. Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass es keinen Zeitdruck gäbe und auch die Minispiele zum erfolgreichen Schummeln nicht so sehr auf Glück beruhen würden.


Bewertung


Grafik 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
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