
Ein First-Person-Shooter für Kinect? Schwer vorstellbar? Steel Battalion: Heavy Armor startet das Experiment und bietet euch ein Actionerlebnis mit dem Bewegungssensor. Bereits viele haben es erwartet und das Wichtigste ist wohl immer die Frage: Funktioniert es und macht es Spaß? Wir haben das Xbox 360 Spiel für euch getestet und blicken etwas genauer auf den Militärshooter.
Ein Blick auf die Story
Steel Battalion: Heavy Armor spielt im Jahre 2082 in einer Welt, in der es, aufgrund einer silikonfressenden Mikrobe, die alle Mikroprozessoren im Jahre 2020 zerstört hat, keine Computer mehr gibt. Es herrschen also relativ primitive militärische Verhältnisse und das Spiel beginnt in einem okkupierten New York wo ihr auf der Seite der Vereinigten Staaten gegen eine fremde Macht mit so genannten ,,vertical tanks" (große Mechs) kämpft. Von Anfang an wird eine sehr spezielle Atmosphäre vermittelt, die mit ihren Anachronismen irgendwie an ,,Zurück in die Zukunft" erinnert. Einerseits befindet ihr euch in der nahen Zukunft, andererseits kämpft und schießt ihr mit einer Technik, die an den zweiten Weltkrieg erinnert. Die Uniformen und das Design der Waffen sind auch bewusst darauf angelegt. Dies macht das Spiel spannend und zugleich äußerst speziell, da diese Kombi von noch nicht vielen so erfolgreich durchgeführt wurde.
Grafisch gesehen ist Steel Battalion allerdings kein Hit, auch wenn man sich deutlich Mühe gemacht hat. Man sieht, wo wahrscheinlich das Budget nicht gereicht hat (keine große Weitsicht, wenig Details in der Umgebung und Leveldesign) und wo der verspielte Designer dann doch noch was raushauen konnte (das Innere eures Mechs ist eigentlich ganz ansprechend). Klanglich müsst ihr auf eine deutsche Synchronisation verzichten, was gar nicht schlecht ist. Die englische (mit deutschen Untertiteln) ist solide. In eurem Mech seid ihr nicht alleine, sondern habt einen ganzen Trupp drin sitzen und cool sind dann die Momente, die euch ein wenig über eure Crew erfahren lassen. Die Momente, in denen euer Teamkollege gerade über das Nachladen flucht, euch Mut zuspricht oder selbst unglaublich Angst hat sind rein optional und umso schöner, da spontan. Die Soundkulisse ist eh sehr ordentlich - Bomben, Beschuss und Artillerie wirken (mit dem entsprechenden Soundsystem) sehr authentisch.
Die Rahmenbedingungen
Um Steel Battalion: Heavy Armor mehr oder weniger korrekt spielen zu können, müsst ihr in einem möglichst leeren Zimmer einen Stuhl in die Mitte setzen (keine Chance für Couchkartoffeln - nur in einer korrekten Sitzposition erkennt euch Kinect richtig). Nun müsst ihr kurz kalibrieren (allerdings im Laufe des Spiel etwas zu oft) und euch erst mal durchs Tutorial quälen. Und das meine ich so: Denn einfach ist es nicht, die Steuerung mit Kinect und Controller zu vereinen. Die meisten Dinge regelt ihr mit euren Händen. Greift zur Luke, wechselt die Sicht, betätigt Knöpfe, löst Ventile und mehr. Schießen und zielen tut ihr dann aber gewohnt mit dem Controller. Hier ist schon die erste Hürde: Wohin mit dem Controller, wenn ihr gerade mit den Händen rumfuchteln müsst?! Das Beste: Auf die Knie oder zwischen eure Beine auf den Stuhl legen. Aber wirklich sicher wirkt der Controller da nicht, besonders wenn er anfängt rum zu vibrieren, wenn ihr getroffen werdet (aufpassen, dass der Controller sich da nicht plötzlich selbständig macht).
Und es bleibt eine Quälerei. Im Tutorial ist das Ganze noch ganz gut meisterbar, aber die Hülle und Fülle an Möglichkeiten die ihr habt, gepaart mit den sehr genau geforderten Bewegungen sind ein unmögliches Konzept, das schon im Tutorial Böses erahnen müsst. Ihr müsst euch erst mal an Kinect gewöhnen... und Kinect an euch. Aufstehen, aus der Luke schauen. Wieder setzen, rechten Arm ausstrecken, Hebel betätigen und die Luke öffnen. Beide Arme ausstrecken um durch die Luke zu schauen. Controller in die Hand nehmen und schießen? Schwierig, gerade hat Kinect das Greifen nach dem Controller als andere Bewegung registriert und ihr schaut gerade auf die Karte. Also wieder den Controller auf die Beine, rumfuchteln, bis man wieder in der richtigen Position ist und wieder laaaaaaangsam zum Controller greifen. Nasepopeln? Die Brille zurechtrücken? Am Kopf kratzen? Nach der Flasche Wasser greifen? Besser nicht. Wer nicht stocksteif seine Mission durchzieht, verliert.
Fazit
Wohl besser die Finger weg davon! Im Ansatz vereint Steel Battalion: Heavy Armor viele gute Elemente. Kinect-Unterstützung in Symbiose mit Controllersteuerung, hoher Anspruch an einen Schwierigkeitsgrad, Shooter-Thematik, guter Sound... und doch. Wenn man den hohen Anspruch an das Gameplay hat, darf es gerade da nicht zum Totalausfall kommen. Euer gesteuerter Riesenmech erfordert viel zu genaue, präzise Bewegungen, welche das Spiel mittels schlechter Kinect-Steuerung einfach nicht umsetzen kann.
Ihr werdet oft fluchen und nicht das gewollte Manöver ausführen, das ihr eigentlich haben wolltet. Und dann nützt auch die beste Grafik und der tollste Sound nicht (nicht, dass der vorhanden wäre...), wenn das spielentscheidende Merkmal - die Steuerung und das Gameplay - ums Verrecken nicht funktionieren. Jedenfalls nicht so genau, wie es das Spiel in den unerbitterlichen Missionen von euch fordert. Netter Versuch, vielleicht klappt es bei einer Fortsetzung... oder man vergisst Kinect für derartige Spiele einfach ganz schnell wieder.
Bewertung
Pro
- Guter Ansatz von Symbiose aus Kinect und Controller
- Interessante und packende Story
- Nette Grafik, guter Sound
Contra
- Spielanforderungen aufgrund mangelnder Kinect-Unterstützung zu hoch
- Kinect... Kinect... Kinect... funktioniert nicht akkurat genug
- Recht wenig Umfang und Abwechslung
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