
Fast zwei Jahre ist es her, dass wir im Rahmen der gamescom in Köln die Gelegenheit hatten, einen ersten Blick auf Spec Ops: The Line zu werfen. Der Release war zu diesem Zeitpunkt für Ende 2011 geplant. Kurzerhand verschob 2K Games diesen jedoch auf den späten Sommer 2012. Nun ist es also endlich soweit und wir können selbst in die noch recht unbekannte Story des Spiels eintauchen. Lest hier unseren Testbericht zur Xbox 360 Version des Games.
Dubai - Surreale Stadt...
Die Stadt Dubai bietet einen surrealen Anblick. Mitten in der Wüste platziert bietet sie neben imposanten Wolkenkratzern grüne Oasen, Golfplätze und Luxus pur soweit das Auge reicht. Doch Dubai überschatten immer wieder Sandstürme. In Spec Ops: The Line fällt die Stadt Dubai nun solch einem großen Sandsturm zum Opfer. Die Sandmassen begraben ganze Landstriche und Rahmen riesige Wolkenkratzer ein.
Unser kleiner Spezialeinheiten Trupp bestehend aus unserem Protagonisten Captain Walker und seinen beiden Begleitern. Captain Walker ist bereits ein erfahrender Soldat. Er hat bereits in Afghanistan erfolgreich gedient. Diese Mission sollte eine einfache werden. Walker und sein Trupp ist auf der Suche nach Colonel Konrad. Walker kennt ihn aus Afghanistan und vertraut seinem Wort - Er kam mit seiner ,,Damned 33" Kompanie nach Dubai um die Überlebenden aus der Stadt zu evakuieren. Doch dann verschwand er und die gesamte Kompanie...
Apocalypse SpecOps
An dieser Stelle müssen wir stoppen und wollen keine weiteren Details zur Story geben. Diese sollte der Spieler selbst erspielen und all die Momente in sich aufnehmen. Doch was für eine Story erwartet den Spieler in Spec Ops: The Line? Die Entwickler selber bezeichnen ihr Spiel als Antikriegsspiel und nennen unter anderem Francis Ford Coppolas Meisterwerk ,,Apocalyspe Now" als Inspiration zum Spiel und der Art und Weise, wie es mit dem Spieler umgeht.
Spec Ops: The Line ist tatsächlich nicht einfach nur ein 3rd Person Shooter, der den Spieler eine Menge an Gegnern in den Weg stellt und darauf wartet, dass diese eliminiert werden. Spec Ops: The Line will und kann Emotionen wecken und führt den Spieler in Entscheidungsphasen - nix mit mal eben zum Retter der Menschheit werden und alle Gegner brav aus dem Weg räumen.
Wer mit offenen Augen durch das Spiel geht, wird tatsächlich viele kleine Ähnlichkeiten zu Apocalypse Now finden und auch einige versteckte Infos wahrnehmen. Auf Spec Ops: The Line muss man sich als Spieler jedoch einlassen, denn nur so können die Entscheidungsmomente ihre ,,Magie des Spiels" entfalten. Eure Entscheidungen haben zwar leider gravierenden Einfluss auf das Spielgeschehen selber, aber als Spieler werdet ihr mehrfach gezwungen, eine Entscheidung zu treffen und auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung.
Da sich der Spielverlauf durch die unterschiedlichen Entscheidungen nicht nennenswert ändert, vergibt das Entwicklerteam hier leider einen echten Mehr- und Wiederspielwert für den Spieler. Lediglich ein paar Erfolge ändern sich durch eure Spielweise. Dennoch können sich für diejenigen, die sich auf das Spiel einlassen, die eigenen Emotionen zum und im Spiel ändern. Wer jedoch einfach nur drauflos ballert, wird diese Gewissenskonflikte eher nur oberflächlich betrachten. Schade, denn hier steckt einer der vermeintlich größten Kritikpunkte am Spiel. Handlung und Reaktion bilden zwar eine Einheit, aber die Ausprägung ist nicht intensiv genug wahrnehmbar und zumindest in einer Szene hat mir die Wahl einer Alternative gefehlt.
Von Deckung zu Deckung
Das Gameplay in Spec Ops: The Line spielt sich recht eingängig und ist so auch von anderen Spielen bekannt. Entweder man läuft im offenen Gefecht umher oder man nutzt die im Spiel integrierten Deckungen und pirscht sich so nach und nach in die Nähe des Gegners. Dabei könnt ihr entweder blind über eine Deckung feuern oder aber auch sehr kontrolliert und gezielt eure Gegner aufs Korn nehmen.
Dabei kann euer Protagonist diese Deckungen überspringen und sich von einer Deckung zur nächsten bewegen. Sollte mal ein Gegner direkt auf der gegenüberliegenden Seite stehen, kann dieser sogar im direkten Sprung über das Hindernis außer Gefecht gesetzt werden - Aber aufpassen! Nahkampf Angriffe sind nicht zwangsläufig tödlich und betäubte Gegner stehen nach einer gewissen Zeit wieder auf.
Generell empfiehlt es sich, immer die passenden Waffen am Mann zu tragen und darauf zu achten, nicht zu verschwenderisch mit der Munition umzugehen, denn diese ist in Dubai bereits knapp. Meist kann man diverse Gegner über die Kommandobefehle an das Team erheblich gezielter und Munitionssparender ausschalten oder man hält Ausschau nach Überhängen und Glasscheiben, hinter denen sich der Sand bereits aufgetürmt hat. An einigen Stellen kann man ganze Gegnerhorden mit wenigen Schüssen ausschalten, indem z.B. eine Scheibe zertrümmert wird und der dahinter aufgetürmte Sand sich über diese ergießt. Allerdings handelt es sich hierbei nur um ein AddOn Feature. Terraforming wie in Fracture ist nicht angesagt.
Fazit
Spec Ops: The Line macht es dem Reviewer wirklich schwer, ein Urteil zu fällen. Auf der einen Seite ist es ein Shooter, auf der anderen Seite will es ein Anti-Kriegsspiel sein und den Spieler dazu bringen, sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinander zu setzen.
Wer mit offenen Augen an das Spiel herangeht, wird sicherlich bemerken, dass sich im Kopf viele Momente merkwürdig anfühlen - andererseits sind oft die Momente, in denen man die Wahl hat, zu wenig ausgeprägt oder so schnell vorbei, dass man sich danach entscheidet, wie es dem Spiel wohl am sinnlichsten dient - Moral hin oder her.
Ein variabler Storyverlauf - basierend auf den Entscheidungen - hätte den Titel zu einer Ausnahmestellung gebracht. So ist es ein technisch solider 3rd Person Shooter, der kurzweilig zu spielen ist, aber dessen Ende man dann auch irgendwann herbeisehnt.
Leider bietet Spec Ops: The Line daher zu wenig Wiederspielwert und auch der nicht überzeugende Mehrspieler Modus lässt den Titel schnell wieder im Regal verschwinden. Dennoch ist die Kampagne spielenswert - denn bist Du bereit für ein schlechtes Gefühl?
Bewertung
Pro
- Entscheidungen...
- Gute Musik und Dialoge
- Surreales Setting
Contra
- ...mit wenig Einfluss auf den Spielverlauf
- Unnötiger Mehrspielermodus
- Zu viele Gegnerhorden, die es zu überwinden gilt

2 Kommentare
TheGreenChris Mi, 18.07.2012, 15:32 Uhr
Also der SP ist klasse auch wenn dieses moralische sicher mehr Platz hätten bekommen dürfen. Wobei die Balance zu halten, dabei sicher nicht so leicht ist. Spielerisch ist der SP klasse und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl "Wann ist es endlich vorbei".
Der Multiplayer ist nebenbei gesagt ziemlich gut. Klar man spielt nur 4 gegen 4, aber dafür sind die Maps auch kleiner und gut designt (dafür sind es allerdings etwas wenig), schade ist eigentlich nur das ich so wenige Leute Online angetroffen habe, aber da kann das Spiel nichts zu.
Ich denk auch spätestens mit dem kostenlosen Koop-DLC sollte man noch einmal über die MP-Wertung nachdenken ...
Gruß,
Chris
Hanniball Mi, 18.07.2012, 11:15 Uhr
Es muss nicht alles nen Bomben-Multiplayer haben, der SP klingt ja schon nicht schlecht. Da werde ich mal den Gebrauchtmarkt checken.