
Fast drei Jahre sind mittlerweile seit dem Release von Sniper: Ghost Warrior ins Land gezogen. Damals konnte das Spiel nur eingeschränkt überzeugen und die Entwickler mussten einiges an Kritik einstecken. Erst ein spät erschienener Patch sorgte für eine halbwegs ausgewogene Spielfreude. Vollmundig versprach man bereits bei der Ankündigung des nun erschienen zweiten Teils, sich die Kritik der Spieler und der Presse zu Herzen genommen zu haben. Also Scharfschützengewehr ein weiteres Mal geschultert und auf geht's...
Sniper, nichts als Sniper!
Ich bin ehrlich - mir war etwas unwohl als das Review-Muster auf meinem Schreibtisch lag und mich müde anlächelte. Zur schwer lag die Erfahrung des Vorgängers in meinem Magen. Immerhin war die Vorfreude sehr groß, endlich ein reines Sniper-Spiel auf der Konsole spielen zu können. Das Ergebnis des ersten Teils kennen sicherlich viele Gamer, denn es gab es auch immer wieder unnötige Actionsequenzen, in denen man mit einem Maschinengewehr seine Kameraden unterstützen musste.
Nun soll jedoch im zweiten Teil alles so viel besser werden - sagen zumindest die Entwickler und der Publisher. Eine frühe Testversion der gamescom 2011 konnte mich dabei jedoch gar nicht überzeugen. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen und wer weiß, was die Entwickler auf die Beine stellen konnten.
Achieved with CryEngine 3
Bereits der Start macht deutlich: Die Entwickler hörten offenbar tatsächlich auf Kritik und besorgten sich mit der CryEngine 3 eine der derzeit leistungsfähigsten Engines ins Haus, die erst vor kurzem in Crysis 3 zeigte, was in ihr steckt. Die Spannung stieg, der Puls senkte sich und somit ging es vom Hauptmenü direkt mal schnell in das Trainingslager.
Den erfahrenen Schützen erwartet hier wenig Neues. Wieder einmal heißt es, sich ein Scharfschützengewehr aussuchen und dann die Basics erlernen. Wie diese aussehen, entscheidet sich bereits davor, denn dann muss die Wahl auf einen der drei Schwierigkeitsgrade fallen - leider mein erster Kritikpunkt, wie sich im weiteren Verlauf des Spiels herausstellt, daher ein paar Details dazu.
Das Spiel bietet drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Gewohnt in der Bezeichnung Einfach, Normal und Experte. Zu jedem bietet das Spiel eine ausführliche Beschreibung, damit es einem die Wahl einfacher macht. Doch der tatsächliche Unterschied zwischen Einfach und Normal besteht nur in der Gegner-KI. Diese reagiert unter einfach auf dem IQ einer Amöbe. Ansonsten gibt's in beiden die bereits aus dem ersten Teil bekannte Zielhilfe in Form des roten Punktes, denn dank physikalischer Balistikberechnung haben Temperatur, Wind und Entfernung einen Einfluss auf die Flugbahn eures Geschosses. Erst im Expertenmodus solltet ihr euch eine kleine Balistiktabelle selber basteln, damit ihr auch tatsächlich trefft.
Ich greife an dieser Stelle etwas vor - wer wirklich Spannung und etwas Nervenkitzel möchte, der sollte in jedem Fall auf Experte starten, denn ansonsten bietet das Spiel nur sehr leichte Kost. Die Gegner-KI wurde merklich verbessert, aber dank Radar, auf dem jeder Gegner und dessen Blickrichtung eingeblendet werden, verkümmert das Spiel so zum ,,Anlegen, Luft anhalten, Zeitlupe starten und abdrücken". Lange Auskundschaften, Beobachten und Planen - das ist nur im Experten Modus notwendig. Man hätte im Normal Modus das Radar und/oder die Zielhilfe einfach optional wählbar machen sollen, um so einen ausgewogenen Spielspass zu erlangen.
Als witziges Gimmik stellt sich die Simulation des Abzuges heraus, denn wer an seinem Trigger reißt um zu schießen, der wird einiges an Zeit mehr benötigen, um ein neues Ziel anzuvisieren. Die Entwickler wollten damit die Dynamik eines Gewehres simulieren - also immer langsam und gemächlich den Trigger durchdrücken, um schnell wieder das Ziel im Blickfeld zu haben. Leider ist das oftmals schwer, da man bereits schnell reagieren muss und hin und wieder das Gewehr auch gar nicht sich zu einem weiteren Schuss bewegen lässt. Ob es sich dabei um einen Bug oder gar ein Spielelement handelt, konnte ich nicht herausfinden. Das ist jedoch schon sehr nervig, wenn gerade in brenzligen Situationen der Wechsel vom Gewehr zur Pistole nicht klappt oder sich kein Schuss lösen will, während der Gegner auf einen zuläuft.
Fazit
Sniper: Ghost Warrior 2 macht einiges korrekt aber leider auch einiges wieder einmal falsch. Der Spielspaß kann nur im höchsten der Schwierigkeitsgraden aufkommen, versaut einem aber andererseits die Motivation. Selbst wenn man über einige technische Mängel hinwegsieht, was man durchaus tun kann, wirkt am Ende leider alles nicht ausgewogen und auch die Story fühlt sich schon sehr durchgekaut an.
Positiv macht sich das reine Snipergefühl im Spiel bemerkbar, da man dieses mal davon absah, auch sinnfreie Actionsequenzen einzubinden. So hat man häufig genug damit zu tun, die Areale zu säubern. Leider sind diese jedoch zu schlauchartig aufgebaut und man trifft schnell die Grenzen der Spielumgebung, was das Spiel sehr geradlinig macht.
Am Ende bleibt leider nur dürftige bis durchschnittliche Kost, die bereits nach 6-9 Stunden verdaut ist. Da werden auch die zusätzlichen DLC-Pakete eher wenig daran ändern. Enttäuschend ist jedoch vor allem die Mogelpackung ,,Multiplayer" - so etwas sollten gute Publisher einfach nicht zulassen.
Bewertung
Pro
- Guty Synchronisation
- Realistische Ballistikberechnung
- Solide Gegner KI im höchsten Schwierigkeitsgrad
- Keine sinnfreien Actioneinlagen
Contra
- Zu viele Spielhilfen
- Vorhersehbare Gegner KI in Normal und Einfach Schwierigkeitsgrad
- Multiplayer mit zwei Karten und einem Spielmodus zu wenig
- Wenig taktische Möglichkeiten
- Spielareale zu klein

1 Kommentar
XBU Dirty Do, 04.04.2013, 11:44 Uhr
Sehr enttäuschend...was die Fortsetzung betrifft. :-?