
Mit Payday: The Heist konnten Spieler ordentlich Gangster spielen. Größter Kritikpunkt war damals der geringe Umfang. Nun kommt der Nachfolger, welcher sich vor allem diesen Kritikpunkt zu Herzen nimmt und die Zocker gleich in mehrere Raubzüge verwickelt. Wir haben die Strumpfmaske angezogen und virtuell ein Vermögen als Bankräuber gemacht.
Verbrecher brauchen kein Motiv
Wer eine gute Story, tiefgründige Charaktere und vor allem Motive für die Handlung der Hauptfiguren sucht, der wird in Payday 2 verzweifelt nach genau diesen Aspekten suchen. Ihr gehört zu einer Gang aus vier Ganoven, welche für Auftraggeber diverse dreckige Aufträge erledigen. Motiv dürfte da wohl schlicht und ergreifend das Geld sein. Es wird keine Geschichte erzählt, eure Entscheidungen in den Missionen sind nur für die Mission relevant und ebenso sucht ihr vergebens nach einem roten Faden.
Ihr sucht euch aus dem Menü direkt Aufträge aus, in verschiedenen Stadtteilen (die in den Missionen doch alle gleich aussehen) und arbeitet diese nach und nach ab. Ihr könnt die meisten Aufträge immer wieder wählen. Es gibt eine kleine Texttafel zur Mission, diese besagt aber auch nicht mehr als den Namen des Auftraggebers und kleine Details zu Ablauf des Raubes.
Das Spiel versucht nicht einmal eine Story zu integrieren, hier deutet sich schon langsam an, dass es in Payday 2 wirklich nur um den Mehrspieler-Modus geht. Jedoch finde ich es insgesamt unglücklich, nicht mal eine kleine Rahmenhandlung für Solisten zu haben. Ganz ohne Motiv fehlt mir an einigen Stellen einfach die Motivation, weiter nach Aufträgen zu suchen und mich in das Verbrechen zu stürzen, denn die Bemühung bringen ja doch keine neuen Erkenntnisse über Personen und Umfeld.
Singleplayer=Multiplayer
Grundsätzlich wird kaum ein Unterschied zwischen Einzel- und Mehrspieler Runden gemacht. Immer seid ihr im Team unterwegs. Ihr habt zwar das Versteck, in welchem ihr alleine alle Techniken und Waffen testen könnt, jedoch ist ab der Auswahl der Mission kein Unterschied zu vermerken. Es gibt das Crime Net und das Offline Crime Net. Dies ist eine Karte, auf welcher aktive Aufträge angezeigt werden, mit steigendem Level gibt es mehr Aufträge. Wählt ihr die offline Variante, so habt ihr die freie Wahl. Wählt ihr das Online Crime Net, werden euch nur Missionen angezeigt, in denen noch einer der vier Slots frei sind. Gleichzeitig gibt es auch leere Missionen, ihr werdet quasi der Host, wenn ihr diese wählt. Startet man das Spiel, sind die Teammitglieder KI Bots, und werden immer wenn ein weiterer Spieler beitritt ersetzt.
Hier eröffnen sich gleich zwei Probleme; Zum einen sind eure KI Kollegen alles andere als hilfreich. Diese schießen zwar auf Gegner und lenken auch das Feuer auf sich. Jedoch helfen sie nicht bei Missionszielen, das heisst, sie können keine Safes knacken, sie können keine Beute tragen und auch sonst sind diese eher bessere Pappkameraden. Da es z.B. Missionen gibt, in denen ihr vier Taschen zum Ziel bringen müsst, wobei ihr immer nur eine Tasche tragen könnt, wird schnell klar, das Einzelspieler buchstäblich die vierfache Arbeit haben. Da der Schwierigkeitsgrad zum einen sehr hoch ist, zum anderen die KI des Teams aber schlecht so wie Missionen eindeutig auf Multiplayer ausgelegt sind, macht es effektiv keinen Sinn, alleine zu spielen. Zweiteres Problem ist, dass, bei jedem Beitritt eines Spielers eine Pause kommt, bis dieser endgültig verbunden ist, das zerstört den Spielfluss.
Ganoven-Tricks
Auf dem Papier sind die Aufträge vielfältig. Ihr habt die Wahl kleine Läden zu berauben, bis ihr eine bestimmte Menge Geld habt, ihr könnt eine Bank um ihr Geld erleichtern oder ihr geht an richtig große Deals. Größere Deals dauern mehrere Tage, heisst für euch, es sind mehrere Etappen, quasi einzelne Stages. Hier müsst ihr z.B. an Tag 1 Bilder klauen, an Tag 2 diese mit Kameras versehen an einen Kunden bringen und an Tag 3 die Videos über das Büro des Feindes auf einen öffentlichen Server laden. Diese Missionen sind die fordernsten, auch weil sie mitunter viel Zeit verschlingen können, denn brecht ihr mittendrin ab, geht ihr leer aus. Gerade diese Aufträge haben nur mit Mitspielern eine Aussicht auf Erfolg. Doch geht man ins Detail, so sind viele der Aufträge sich vom Gameplay sehr ähnlich. Safes können aufgebohrt werden oder später (viel Später, ihr braucht ein hohes Level) gesprengt werden. Schließfächer können geknackt werden, oder Feuer müssen gelegt werden. Faktisch ist es kaum Möglich das alles richtig zu erledigen ohne Aufmerksamkeit zu erregen, schon gar nicht mit einem Low-Level Charakter.
Am Ende wird es in 90% der Fälle darauf hinauslaufen, dass ihr eine Wartezeit habt, z.B. bis der Safe offen ist, das Feuer sich ausgebreitet hat oder der Fluchtwagen kommt. In dieser Zeit müsst ihr überleben, viel mehr gibt es nicht zu tun. Ihr könnt Geiseln nehmen, doch leider ist auch dieses Element kaum ausgereizt. Die Geiseln liegen auf dem Boden, wird einer eurer Spieler ausgeschaltet, ist er in Gefangenschaft und kann gegen eine Geisel getauscht werden. Die Geiseln sind also nichts anderes als Respawn-Punkte. Ihr könnt sie nicht als Schutzschild nutzen, denn die Polizei schießt diese ohnehin über den Haufen und auch als Rückfahrkarte lassen die Passanten sich nicht nutzen. Viele der Elemente sind so auf dem Papier nett, im Spiel aber sehr simpel umgesetzt. Das Knacken von Schlössern und das Bohren von Safes ist so z.B. nur ein Knopfdruck, der nicht mal mit einer Animation entlohnt wird. Hier sind wir bei einem weiteren Problem, der Technik.
Fazit
Auf dem Papier ist Payday 2 kein besonders guter Titel. Technisch legt der Titel der Räuber-Atmosphäre einige Stolpersteine in den Weg, wenngleich der Soundtrack treibend ist. Wer offline spielen möchte, sollte dieses Game im Regal stehen lassen, es ist schlicht und ergreifend zu schwer mit der passiven KI an eurer Seite.
Online entwickelt das Game dann aber ein Suchtpotential. Fehlende Animationen und ewig gleicher Level- und Missionsaufbau sind vergessen. Das Leveln macht Spaß, es gibt einiges zu kaufen und freizuschalten. Mit jeder neuen Errungenschaft werdet ihr besser und wagt euch an neue Aufträge. Für 39,99 Euro ist Payday 2 ein wirklich guter Koop Spaß, insgesamt kein überragend gutes Spiel, aber der Spaß stimmt und ihr könnt wirklich lange Spaß damit haben.
Leider fehlt es an Story und an Dynamik. Schön wäre es, die Missionen frei zu begehen und nicht alles von einer starren Karte zu wählen. Trotz aller Unzulänglichkeiten werde ich noch die ein oder andere Bank ausrauben. Das empfehle ich euch auch, wenn ihr nicht gerade Offline-Veteranen oder Technik-Fetischisten seid.
Bewertung
Pro
- Skillsystem abwechslungsreich
- Guter Soundtrack
- Motivierend durch wachsende Aufgaben
Contra
- Grafisch schwach
- Hoher Schwierigkeitsgrad
- Repetitive Missionen
- Für Einzelspieler kaum spaßig
1 Kommentar
Amani HT Mo, 26.08.2013, 15:39 Uhr
unterschreib ich mal so
Story ? Wo hast du die gefunden ? Bisher such ich vergebens :D