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Deutsche Entwickler sind seltene Diamanten in der Videospielindustrie. Das Indie-Studio Phantom 8 brachte nun den storylastigen Third-Person-Shooter „Past Cure“ heraus. Warum sich das Ganze selbst mit der Unreal Engine als totaler Flopp entpuppt, erfahrt ihr unserem Testbericht.

Technischer Reinfall

Wer sich unser Let‘s Play zu Past Cure anschaut, sieht es: In mehr als einer Stunde werden die Spielmechaniken eingeführt und in einem Schneckentempo eine Story aufgebaut. Diese wird von hinten erzählt, wie in so manchen Thrillern. D.h. dass euer Hauptprotagonist, dessen Name ihr anfangs noch nicht einmal kennt, sich irgendwie, irgendwann… irgendwo befindet und ihr die Zusammenhänge erst nach und nach erfahrt.

So beginnt dann alles mit einer Traumsequenz und die offensichtlichen Mankos des Spiels treten schnell in Erscheinung. Zwar war ich selbst anfangs noch etwas von der interessanten Atmosphäre und dem Spiel von Schwarz-Weiß und Rot geblendet, doch war schnell klar: Hier ist aber so rein gar nichts atmosphärisch, packend oder beindruckend. Grafisch bewegen wir uns zurück ins Jahr der alten Xbox, denn Spiele wie Assassin’s Creed, Max Payne 3 oder Gears of War auf der Xbox 360 sahen bereits besser aus. Past Cure bietet durchgängig Copy-Paste-Umgebungen, die nichts zum Erkunden bieten, matschige, immergleiche Texturen, belanglose und lieblos designte NPCs, sowie altbackene Animationen ohne Lippensynchronität. Ja, selbst das Leveldesign ist uraltbacken. Garagen- oder Bürokomplexe, die belanglos zusammengewürfelten Objekte beinhalten und immer wiederkehrende Treppengebäude motivieren nicht wirklich. Ja, selbst die Traumwelten sind stets gleich designt, sodass selbst im surrealen, alles real und langweilig bleibt. Lediglich das Haus, in dem man das Spiel startet, ist ansehnlich.

Der technische Eindruck, der miserabel erscheint, wird stets bestätigt: Die Synchronsprecher sind emotionslos, der Hauptcharakter spricht Englisch mit deutschem Akzent und selbst die Untertitel sind nicht passend und asynchron zum Geschehen! Eine Katastrophe. Hinzu kommen kleinere Bugs, Hänger und selbst auf der Xbox One X kommt es zu Framerateinbrüchen.

0815-Action, bitte sehr!

Wer es nicht selbst gespielt hat oder sich das Let’s Play angeschaut hat, mag es kaum glauben, dass in unserem aktuellen Jahr, 2018, es noch möglich erscheint, ein solches 0815-Gameplay zu bieten, wie es Past Cure tut. Es wirkt fast schon wie eine Persiflage von bekannten Action- und Shooterspielen. Erscheinen der Titelbildschirm und die Trailer noch mysteriös und erinnern an Blockbuster wie Heavy Rain oder Quantum Break, so ist die Enttäuschung schnell groß, sobald man im Spiel angekommen ist. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, da es so viele Aspekte gibt, die 0815 und enttäuschend sind…

Es fängt schon einmal damit an, dass alles komplett linear ist. Es gibt keine Sammelobjekte, keine Nebenmissionen, nur ein paar ganz rare, aber offensichtlich platzierte Storyhinweise zu entdecken.

Schnell entpuppt sich das Spiel dann als Third-Person-Shooter. In einem Garagenkomplex schießt und kämpft man gegen wunderbar dumme KI-Klonen. Die einen rennen ins offene Feuer, die andern sehen aus 10 Kilometer Distanz den Fuß einer Leiche (die man selbstverständlich nicht transportieren kann) und rennen wie blöd darauf zu. Schließlich schreien sie auch jedes Mal laut, was sie gerade tun, damit man auch ja weiß, was auf einen zukommt. Ob sie auf einen zulaufen, das Magazin wechseln, oder in Deckung gehen, alles wird angekündigt.

Daneben ist die Action aber...

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Fazit

Ein Schuss in den Ofen, 0815, eine herbe Enttäuschung und arg lächerlich: Alles das beschreibt Past Cure auf prächtige Weise. Was in den Trailern noch vielversprechend aussieht, entpuppt sich als Fata Morgana. Uraltbackene Grafik, Animationen, Texturen und copy-paste-Levelaufbau gesellen sich zu emotionsloser, akzentreicher Synchronisation, deren Untertitel gleichsam asynchron sind. Das 0815-Gameplay ist eines Third-Person-Shooters aus dem Jahr 2018 nicht würdig – und dabei bleibt die ach so geheimnisvolle Story komplett auf der Strecke. Past Cure bietet während der gesamten Spielzeit keine wirklich positive Spielerfahrung und kann nur kurzweilig Spaß machen – teils wegen ungewollter Ironie und lächerlich banalem Gameplay. Sein Geld investiert man besser in anspruchsvollere und abwechslungsreichere Spiele.


Bewertung

Pro

  • Kurzweilig unterhaltsam
  • Teilweise ungewollt ironisch/lächerlich
  • Ein wenig interessante Story

Contra

  • Uralt-Grafik (Animationen, Texturen, etc.)
  • Synchronsprecher emotionslos
  • Musik belanglos
  • Gameplay: Uralter 0815-Shooter
  • Komplett linear
  • Story entfaltet sich zu langsam

Grafik 4 von 10
4/10
Sound 5 von 10
5/10
Story 6 von 10
6/10
Gameplay 2 von 10
2/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
Umfang 5 von 10
5/10
5

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