
Auch in diesem Jahr hat Milestone Fans der MotoGP-Serie mit einem Videospiel bedacht. Dabei gehen die Italiener sogar erstmals einen Schritt weiter und veröffentlichen nicht nur eine Version für die Xbox 360, sondern wagen dieses Jahr auch den Vormarsch auf die Xbox One. Hört sich doch ganz danach an, als ob Milestone der angestaubten MotoGP-Reihe neues Leben einhauchen möchte. Ob dem Rennspiel-Entwickler aus Italien dieses Kunststück gelungen ist oder ob wir wieder nur ein Update vom Vorgänger aufgetischt bekommen, erfahrt ihr in unserem neuen Testbericht.
Gewohntes Gameplay
Bevor wir uns auf der Rennstrecke mit den Profis messen, bekommen wir wie gewohnt eine Einführung in die grundlegende Handhabung des Spiels. Dazu fliegen wir kurzer Hand nach Südspanien und drehen eine Testrunde auf dem "Circuito Permanente de Jerez". Neben der grundlegenden Tastenbelegung von Gas und Bremse, bekommen wir im Tutorial auch einen Vorgeschmack auf die verschiedenen Fahrphysik-Stile.
Der Standard-Stil ist für Rennfahrer zurechtgeschnitten, die noch nicht viel mit einer Motorrad-Simulation am Hut hatten. Dank der eingeschalteten Fahrhilfen, bekommen auch komplette Fahranfänger einen frustfreien Start in die MotoGP-Welt spendiert. So bremst das Bike in der Kurve automatisch ab, was sehr hilfreich ist, wenn der Spieler die Rennstrecke noch nicht kennt. Auch muss der Fahrer die Vorder- und Hinterradbremse nicht getrennt betätigen. Dies erledigt das Unterstützungssystem des Motorrads automatisch. Zudem ist in dem Standard-Stil eine Lenkhilfe und das automatische "Ducken" aktiviert. Dies vereinfacht zum einen das Kurvenverhalten und zum anderen muss der Spieler sich nicht um das "Duckverhalten" kümmern und kann sich so vollkommen auf das Fahren konzentrieren.
Die Fahrhilfen werden abgerundet bei der Darstellung der Ideallinie und dem TCS-System. Bei eingeschaltetem "Traction Control System" greift die Fahrhilfe in Notsituationen ein und drosselt das Drehmoment und die Leistung des Motors. Damit wird das Durchdrehen des Hinterrads während der Beschleunigung verhindert, was vor allem im Kurvenausgang sehr hilfreich sein kann. So sehr die Fahrhilfen Einsteigern das Leben erleichtern, sie sind keine Garantie für ein fehlerfreies Rennen. Ein Sturz oder ein Fehler kann immer passieren. Doch keine Angst, dafür gibt es die "Rewind-Funktion", womit der Spieler ganz bequem einige Sekunden zurückspulen und den Fehler wieder ausbügeln kann.
Während der Einführungsphase bekommen wir auch die Möglichkeit, auf Tuchfühlung mit der "Pro-Fahrphysik" zu gehen. Hierbei sind die meisten der Fahrhilfen deaktiviert. Wer nun zu früh nach einer Kurve wieder den Gashahn aufdreht, verliert wir ganz schnell die Kontrolle über seine Maschine. Mit der "Pro-Fahrphysik" werden sich sehr erfahrene Spieler schnell anfreunden. Das Fahrverhalten ist jetzt sehr realitätsnah und verlangt ein hohes Maß an Konzentration. Der Spieler braucht ein Gespür, wie schnell er in die Kurven gehen kann und muss dabei die richtige Balance zwischen Vorder- und Hinterradbremse finden. Im Kurvenausgang muss der richtige Zeitpunkt gefunden werden, wann der Gashebel aufgedreht werden kann und wann sich der Fahrer in das Motorrad "hineinducken" kann. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit der manuellen Schaltung. Wer sich lieber langsam an die Pro-Physik herantasten möchte, dem empfehlen wir vorerst die Halbautomatik. Dabei kann der Spieler entweder selber schalten oder in brenzligen Situationen die Schaltung dem Motorrad überlassen.
Schon das Tutorial hat uns von dem Gameplay und der unterschiedlichen Möglichkeiten überzeugt. Anfängern wird ein guter Einstieg dank diverser Fahrhilfen ermöglicht und auch echte Profis kommen voll auf ihre Kosten. Und auch wer sich zwischen den beiden Welten bewegt, kann sich einen ganz individuellen Stil zusammenstellen.
Ein neuer Star wird geboren
Nach dem Tutorial fühlen wir uns bestens für den Karriere-Modus gewappnet. Also erstellen wir uns zunächst einen eigenen Fahrer. Geben ihm einen Namen, legen sein Alter und seine Nationalität fest und bestimmen eine Startnummer für ihn. Leider können wir sein Gesicht nicht individuell gestalten und müssen auf vorgefertigte Porträts zurückgreifen - schade.
Eine ganz eigene Note können wir ihm dennoch verpassen, indem wir dem Fahrer der insgesamt fünf Fahrstile verpassen. Passend wäre beispielsweise, dass die Ellenbogen in der Kurve nahe am Boden sind, was sich junge Fahrer wie Lorenzo angewöhnt haben. Genauso gut können wir den Stil so auswählen, dass unser Fahrer seine Schulter wie zum Beispiel Pedrosa rausdrückt oder gleich den ganzen Körper aus dem Sattel hebt wie der 4-malige Weltmeister Marc Márquez. Vielleicht nimmt sich unser Jungspund aber auch ein Beispiel an dem Rekordweltmeister Rossi und legt sich eher ausbalanciert in die Kurven, was die maximale Verschmelzung von Fahrer und Maschine zum Ziel hat. Oder ist er doch lieber ein Freund der alten Schule und macht es den Idolen der vergangen Tage nach? Für welchen Stil wir uns auch entscheiden, unserer Meinung nach ist es lediglich ein optisches Gimmick und hat keinerlei Einfluss auf die Rundenzeiten.
Fazit
Und wieder einmal liefert Milestone mit dem aktuellen Ableger der MotoGP-Serie, lediglich ein Update des Vorgängers ab. Die Spielmodi haben sich nicht verändert und auch die Karriere ist so stupide wie all die Jahre zuvor. Da fällt es schon fast unter den Tisch, dass die Entwickler die Möglichkeit integriert haben, nun auch ein eigenes Team auf die Beine zu stellen.
Dabei hätte eine Veränderung, ein neues Konzept, der Motorrad-Serie so gut getan. Stattdessen bekommen wir eine Standardkost dessen, was wir auch schon in den vergangenen Jahren vorgesetzt bekamen. Davon profitiert eigentlich nur das gewohnt gute und ausbalancierte Gameplay, was eins zu eins in MotoGP 15 integriert wurde.
Selbst grafisch kann das Spiel nicht überzeugen. Fernab der Strecke bleibt die Präsentation weiterhin blass und im Rennen haben Spieler mit matschigen Texturen und gelegentliche Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen. Von einer "NextGen-Grafik" ist MotoGP 15 noch meilenweit entfernt.
Eine klare Kaufempfehlung können wir nur für Hardcore-Fans der MotoGP-Reihe aussprechen. Für alle anderen, die vielleicht sogar den Vorgänger gespielt haben, raten wir von einem Kauf ab. Auch wenn eine gute Motorrad-Simulation für die Xbox One sehr verlockend klingt.
Bewertung
Pro
- Gelungene Helmansicht
- Splitscreen-Rennen
- Gewohnt gutes, forderndes Gameplay
- Komplette Rennwochenenden
- Umfangreiches Lizenzpaket
- Erstmals eigener Rennstall
Contra
- Grafisch weit hinter den Erwartungen
- Matschige Texturen und schlechte Präsentation abseits der Strecke
- Gelegentliche Einbrüche der Bildrate
- Dreistes Copy & Paste aus MotoGP 14
- Langweilige Karriere
- Keine neuen Spielmodi
- Stupide KI
- Lange Ladezeiten
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