
Kinect, das bedeutet: Bewegung. In anderen Worten: Tanzen! Um einer Poplegende gerecht zu werden bringt Ubisoft nun also Michael Jackson: The Experience heraus. Nun könnt ihr zu den Songs des King of Pop singen und tanzen. Ob sich das Spiel gegen die anderen Kinect-Tanzspiele durchsetzen kann und ob ihr nun wirklich den Moonwalk üben könnt, verraten wir euch in unserem Testbericht.
Mystisch, verspielt
Alles beginnt sehr imposant und vielversprechend: Michael Jackson tanzt durchs Bild, das Introvideo haut einen auf einem HD-Fernseher fast von den Socken. So geht es dann weiter und die gesamte Präsentation zeigt sich von einer richtig guten Seite. Lichteffekte, glänzende Sterne, eine gut gemischte Farbpalette; alles passt irgendwie. Hier hat man sich deutlich Mühe gegeben. Die gute Präsentation geht dann weiter: In Tutorialvideos erklären euch Tänzer, wie man sich anstellen muss, um die Choreographien MJs am besten nachzustellen. Dies wird sehr authentisch und interessant gemacht - leider sind es aber nur passive Tutorial-VIDEOS, die euch leider in dem Moment nicht selber die Möglichkeit geben, gewisse Sachen auszuprobieren.
Der gute optische Eindruck wird dann durch die Ingamegrafik verstärkt: Ihr werdet auf die Bühne projiziert, steht im Mittelpunkt. Daneben unterstützen euch die Hintergrundtänzer, welche auch die Tanzmoves vorgeben. Ständig glitzert es auf der Bühne, es wurde alles angepasst, um eine möglichst authentische Atmosphäre zu schaffen. Interessant sind auch die verschiedenen Bühnen und Nachstellung von Originalvideos. So verwandelt sich die Bühne kurzerhand in einen Friedhof mit Zombies und Werwölfen, wenn ihr zu ,,Thriller" tanzt, oder ihr befindet euch plötzlich in einem zwielichtigem Keller in weißen Klamotten mit Hut und müsst zu ,,Smooth Criminal" die Physik überbrücken (und euch extremst nach vorne lehnen). Leider bieten nicht alle Songs eine solch coole Abwechslung und die meisten werden standardmäßig auf einer Bühne ausgeführt.
Schön ist auch die Einbringung Michael Jacksons, die sehr dezent aber gut gemacht wurde. Manchmal, wenn ihr einen bestimmten Tanzmove ausführt, seht ihr an eurer Stelle den King of Pop persönlich und bei verschiedenen Videos ist er auch zu sehen.
Ins kalte Wasser geworfen
Ihr wollt spielen? Dann geht's los. Denn ein wirkliches Tutorial, oder eine Kampagne oder ähnliches gibt es nicht. Ihr steigt sofort in die Menüführung ein, die manchmal etwas ungenau sein kann (warum machen die Entwickler die Schriften immer so klein?!), für gewöhnte Kinectspieler aber nur das kleinste Hindernis darstellt.
Komplizierter wird es dann, wenn ihr tatsächlich in die Songs einsteigt und tanzen wollt. Oder singen. Beides ist nicht ideal gelöst. Einige Songs kann man nur singen, einige nur tanzen, einige beides (ist aber während des Spielens dann alternierend; ihr müsst nie gleichzeitig tanzen oder singen). Kinect hat zwar ein integriertes Mikro, aber es empfiehlt sich ein Externes anzuschließen (am besten kabellos), da dann die Tonlage besser erkannt wird. Aber bereits beim Singen merkt der Erfahrene Lips- oder Rockbandspieler, dass hier nicht viel Arbeit hineingesteckt wurde. Wer in Michael Jackson: The Experience singt, der tut das wie bei einer Karaokemaschine. Man bekommt zwar Bewertungen, aber ein Feedback, in welcher Tonlage man singen muss, oder wie die Melodie verläuft, gibt es nicht. Das Spiel wirbt zwar mit ,,Dank der Tonhöhenkorrektur singst du besser als je zuvor." - etwas darunter vorstellen können wir uns unter diesem Satz aber nicht wirklich. Erste Enttäuschung.
Danach steht man weiter hilflos dar. Verschiedene Schwierigkeitsstufen? Fehlanzeige. Jeder Song bietet stets genau das, was er zu bieten hat: Die gnadenlosen Tanzkünste des Meisters. Wer da nicht mitkommt, ist selber schuld. Denn langsamer üben, gewisse Tanzschritte vereinfachen oder Schritt für Schritt Einführungen gibt es nicht. Und den bestimmten Tanzchoreographien zu folgen ist alles andere als einfach. Wo wir dann beim Kern des Spiels angelangt wären...
Fazit
Schade drum! Die Präsentation zeigt sich, zumindest in meinen Augen, phänomenal gut. Von der Qualität der Michael Jackson Songs mal abgesehen, macht ,,Michael Jackson: The Experience" eine richtig gute Figur, was die grafische und klangliche Darstellung angeht. Eine wirkliche ,,Experience", also ein ultimatives Erlebnis (Zitat vom Cover), ist das Spiel aber bei weitem nicht.
Viel zu schnell und ohne wirkliche Hilfestellung wird man als Tanzender ins kalte Wasser geworfen und muss die doch sehr komplexen Tanzmoves von Michael Jackson nachahmen - da hilft nur SEHR viel Übung. Ein Feedback für den Singpart gibt es nicht, weswegen auch dieser nur wenig begeistern kann.
Der Vogel wird dann schließlich im Mehrspielermodus abgeschossen, welcher fliegende Wechsel und lange Wartezeiten fordert und ein gleichzeitiges Tanzen nicht möglich macht. Wirklich schade: Das Spiel hatte Potential, ihm wurde dann aber wahrscheinlich eine zu kurze Testphase geschenkt. Denn für Anfänger ist das Spiel nicht zu empfehlen, die Tanzfiguren und die Choreographien insgesamt sind einfach zu schwer, um sie mal eben zwischendurch auf einer Party auszuprobieren.
Bewertung
Pro
- Sowohl Tanzen als auch Singen möglich
- Sehr gute Präsentation
- 29 Michael Jackson Songs
Contra
- Choreographien für Anfänger zu schwer
- Unübersichtliches Gameplay
- Multiplayer langweilig und wiederholend
0 Kommentare