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Wer eignet sich besser für einen Testbericht über ein Jagd-Spiel, als der Vegetarier in der Runde? Zugegeben, irgendwie habe ich bereits ein ähnliches Spiel zuhauf in der Vergangenheit gesuchtet, weil es im Xbox Game Pass sowieso kostenlos war - und es hat wirklich Spaß gemacht. Auch wenn ich im echten Leben keinem Tier ein Haar krümmen würde, habe ich für den Hunting Simulator 2 einige davon für euch umgelegt. Schauen wir uns an, was das Spiel zu bieten hat und ob Fans des Genres auf ihre Kosten kommen.

Wir starten in einer Jagdhütte, die uns auf unsere kommende Jagd vorbereiten soll. Die Hütte ist noch etwas spärlich ausgestattet und muss durch uns mit Ausrüstungsgegenständen gefüllt werden. Trotzdem haben wir zu Anfang einige Optionen, zwischen denen wir wählen können. Ein freudiges Nice-to-have ist der kleine Beagle, der uns bei Streifzügen begleiten wird. Dieser wartet brav neben dem Kamin auf seine erste Mission. Die Hütte hat mehrere Räume, in denen wir auch verschiedene Dinge erledigen können. Neben einer Pokalwand, die uns einige Informationen über das Spiel gibt, ist um eine Ecke versteckt auch noch das Schlafzimmer. 

Wählt man das Bett aus, lässt sich die Tageszeit zu der wir jagen möchten, einstellen. Zu Beginn starten wir mit einer Tagesmission in der Mittagszeit. Raus kommen wir durch die Haustür - wer hätte es gedacht. Klicken wir diese an, stehen uns drei Gebiete zur Verfügung - Texas, Colorado und Europa -, die jeweils in weitere Teile gegliedert sind. Beim Anwählen eines Gebiets sehen wir auch schon, welche Tiere hier auf uns warten. Wir schauen erstmal in Colorado vorbei, das Gebiet im Roosevelt Wald hat mit Abstand die meisten Tiere. 

Steine im Weg

Allerdings freut man sich zu früh, wenn ihr geglaubt habt alle Tiere auf der Karte einfach schießen zu können. Vorher müssen Lizenzen erworben werden. Generell wäre das ja kein Problem. Im echten Leben ist es schließlich nicht anders. Das wirkliche Problem hier ist jedoch die künstliche Geldmacherei im Spiel. Sobald eine Lizenz erworben wurde, wird diese auf eine bestimmte Anzahl an Beute limitiert. Haben wir mit der Bären-Lizenz also vier Bären geschossen, ist der Spaß vorbei und wir müssen die Lizenz gegen (Spiel)Geld wieder erneuern. 

Neben dieser kleinen Gameplay-Einbußen schauen wir uns die Grafik an, indem wir unser erstes Gebiet im Roosevelt Wald betreten. Unsere Jagdhütte hat jedenfalls schonmal einen etwas plastischen Eindruck hinterlassen. Die Wälder hingegen sind grafisch anspruchsvoller und hier wurde sich definitiv mehr Mühe gegeben. Aber Luft nach oben ist natürlich immer.

Auf in den Kampf

Kaum haben wir den Wald betreten, läuft unser treuer Gefährte auch schon los und sucht für uns die erste Fährte auf. Ein nettes Feature, was die Jagd durch unsere flinke Spürnase deutlich einfacher macht. Durch Leckerchen und Liebkosungen können wir unseren Beagle motivieren etwas bessere Arbeit zu verrichten. Beim Anwählen des Hundes sehen wir links eine Leiste mit seinen Fähigkeiten, die durch die eben schon genannten Aufmerksamkeiten weiter steigen können. Neben dem ganzen Lob für den Hund müssen wir trotzdem einen dicken Minuspunkt vergeben. Der Hund ist nämlich keine Option, sondern essentiell. Spuren im hohen grünen Gras zu finden, gestaltet sich nämlich sehr schwierig. Diese leuchten zwar schwach in rot, aber Menschen mit einer Rot/Grün-Schwäche haben hier keine Chance auch nur irgendwas zu erkennen. Und auch mit zwei gesunden Augen ist es fast unmöglich, einer Spur deutlich zu folgen. Selbst der Hund bricht oftmals ab, nimmt die Fährte wieder auf, verläuft sich und fängt von vorne an.

Insgesamt ist das Gameplay nicht zufriedenstellend gelöst. Möchten wir eine Map wechseln, müssen wir jedesmal zurück in die Hütte - ein unnötiger Zwischenschritt. Zwar gibt es auch die Schnellreisefunktion, die durch Zelte und Aussichtspunkte ermöglicht wird, aber auch diese hat so ihre Probleme. Wir können nur von Zelt zu Zelt reisen. Sind wir mitten in der Pampa und möchten zum nächsten Zelt, tja, Pech gehabt. Die Schnellreise funktioniert nur durch Zelte, die wir nicht einmal selbst aufstellen können um uns individuelle Reisepunkte zu sichern. Bleibt also nicht anderes übrig, als entweder zurück zur Jagdhütte zu wechseln oder aber genügend Zelte und Aussichtspunkte in der freien Wildbahn gefunden zu haben. Alternativ wären Fahrzeuge nett gewesen, wie es schon der Konkurrenz theHunter: Call of The Wild gemacht hatte. Aber auch hier Fehlanzeige. Das zieht die Spielzeit einfach unnötig in die Länge.

Sind wir in einer Simulation?

Ärgerlich ist auch das Schießen der Tiere, wenn wir nicht das richtige Kaliber dabei haben. Was interessiert es das Spiel, wenn wir versuchen einen Bären mit Plastikkugeln zu erlegen? Wir dachten, das hier sei eine reale Simulation. Diese künstlichen Limitierungen sind einfach nervig. Abschließend kann man sagen, dass hier an vielen Stellen Optimierungsbedarf besteht. Das Spiel ist weit von einer Simulation entfernt und das Gameplay ist wirklich träge und unrealistisch. 

Fazit

Insgesamt gibt es hier schon ein faires Grundpaket, wenn man das Genre ausprobieren möchte. Trotzdem ist das Gameplay sehr träge, wird künstlich in die Länge gezogen und hat mit einer Simulation eher weniger zutun. Generell ist es fraglich, ob das Spiel wirklich eine Simulation ist, auch wenn das Wort teil des Namens ist. Jeder der schon die ein oder andere National geographic-Doku gesehen hat, wird spätestens in der ersten Stunde merken, dass das Verhalten der Tiere unnatürlich ist.

Für den stolzen Preis von aktuell 60 Euro würde ich mir ehrlich überlegen, zur Konkurrenz zu greifen und theHunter: Call Of The Wild zu spielen. Das ist eine richtige Simulation mit Tieren, die sich wie Tiere im echten Leben verhalten, mit sehr dynamischen und lebhaften Gebieten, die beim Hunting Simulator 2 leider auch fehlen. Rudeltiere treten nicht in Rudeln auf, sondern nur zu zweit oder dritt. Einige Tiere lassen sich beim Laufen des Charakters sogar einholen(!), what? Leider durch und durch unrealistisch. Zudem gibt es im Spiel halbautomatische Gewehre. Ich bin jetzt nicht der Jagd-Experte, aber diese haben aus meiner Sicht ethisch nichts in so einer Simulation - oder im echten Leben - bei einer Jagd zu suchen. 

Zum Glück (für den Publisher) sind das Dinge, die sich durch künftige Updates beheben lassen. Aber jetzt hat das Spiel den Titel Simulation einfach noch nicht verdient und ist auch nichts für Zwischendurch.


Bewertung

Pro

  • Hunde als Begleiter
  • Equipment ist recht umfangreich
  • viele Tiere zum Jagen

Contra

  • kein Wetterwechsel in einer Simulation
  • keine Missionen/Aufträge
  • trotz Rudeltieren kein natürliches Rudelverhalten
  • Schnellreise alles andere als schnell
  • keine Fahrzeuge
  • halbautomatische Gewehre
  • Charakter kann schneller laufen als Hirsche

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 6 von 10
6/10
Umfang 5 von 10
5/10
Gameplay 3 von 10
3/10
Wiederspielwert 4 von 10
4/10
Preis/Leistung 4 von 10
4/10
Story 4 von 10
4/10
Spielspaß 4 von 10
4/10
4

2 Kommentare

XBU Buttercup Do, 13.08.2020, 09:18 Uhr

Als Spiel ist es ja auch echt okay. Aber es ist halt absolut keine Jagd-Simulation, so wie es im Namen steht ^^ Hätten die es "Wald-Spaß mit Hund" genannt, wäre es sicher eine 7 geworden :D

XBU Philippe Di, 11.08.2020, 17:53 Uhr

Liest es sich am Anfang noch gut, bin ich über die tiefe Wertung dann doch überrascht. Gut finde ich den Vergleich zu the Hunter. Da ist die Konkurrenzbwohl besser aufgestellt.