Review zu FIFA 10

Seit vorletztem Wochenende geht es wieder ordentlich zur Sache auf den virtuellen Fußballplätzen unserer Xbox 360 Welt. Es wird wieder gegrätscht, getrickst und geschossen so oft es geht. Wir haben -mit etwas Verspätung durch die Nachwuchsförderung des Testers für die WM 2030- auch elf Freunde auf den grünen Rasen geschickt und getestet, wie sich die Mannschaft so in FIFA 10 präsentiert. Ob es für die Champions League reicht oder nach einer Pleitensaison der Manager gefeuert wird? Wir sagen euch unsere Meinung zum Spiel.

Verbesserungen im Gameplay

Man kann nicht jedes Jahr dem Videospieler nur aktuelle Trikots, ein paar neue Spielergesichter und die letzten Kaderdaten präsentieren, wenn man ein neues Spiel auf den Markt wirft. Also müssen neue Modi oder deutlich erkennbare Veränderungen im Gameplay her. Natürlich will man als Entwickler immer hin in Richtung bestmöglichstes aber gleichzeitig auch realistischstes Spielgefühl arbeiten, manchmal schießt man bei dem Versuch, den Ball in den Winkel zu jagen, allerdings auch in Richtung Eckfahne.

Es gibt einige deutlich spürbare Veränderungen, die sich gut anfühlen und für ganz neue Spielsituationen sorgen. Ihr habt zum Beispiel nach einem Foul jetzt je nach Situation die Möglichkeit, einen Freistoß direkt und schnell auszuführen. Ein Spieler rennt dabei automatisch schnell zum Ball, packt die Hände drauf und wenn ihr dann die Pass-Taste drückt, geht es direkt weiter und so könnt ihr schon mal einen Gegner überraschen. Wartet ihr etwas länger, schaltet der Bildschirm um in den gewohnten Freistoß-Modus. Diese Idee ist toll und gefällt mir richtig gut.

Ein weiteres Plus ist die verbesserte Intelligenz der Torhüter, die jetzt deutlich eher den Kasten verlassen und so den Winkel verkürzen. So kommt es auch hier zu ganz neuen Szenen im Spielablauf. Zum einen werden eure Schüsse dann ganz anders abgefälscht, gehen zum Beispiel unter den Körper hindurch zur Ecke oder ihr spielt einen klugen Pass zu einem mitgelaufenen Nebenmann. Ihr könnt natürlich auch frech zu einem Lupfer ansetzen und bei richtigem Timing den Torwart richtig alt aussehen lassen. Prima Änderung auch hier, da so das Toreschießen einfach ein anderes Spielen voraussetzt, als noch bei FIFA09.

Ebenfalls spürbar ist die Veränderung, dass sich der eigene Spieler beim Lauf aufs gegnerische Tor den Ball nicht mehr so weit und vor allem nicht immer gleich weit vorlegt, wie noch in FIFA 09. So wirkt der Lauf über die Außenbahn realistischer, wird aber auch schwieriger, weil die Abwehrspieler nun nicht mehr so leicht abzuhängen sind.

Gut mitgedacht und aufgepasst haben die Entwickler auch in Sachen Torabstoß. War es in den letzten Jahren noch immer so, dass beim Abstoß alle Spieler wie in einem Taktikschema brav auf ihrer Position standen und warteten, so sind jetzt noch alle Spieler vorne in Strafraum-Nähe und bewegen sich erst langsam zurück. So ist ein sofortiger kurzer Pass zum Abwehrspieler nicht mehr risikolos wie früher und auch so ergeben sich ganz neue Situationen. Prima und ein weiterer Schuss in den Winkel!

Verschlimmbesserungen im Gameplay

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten, denn in manchen Situationen haben die Entwickler eindeutig übertrieben. Die schlimmste und eindeutig nervigste Änderung ist die neue Sensibilität der Schiedsrichter, die diesmal alle vom Basketball rekrutiert scheinen. Vielleicht haben aber auch hier aus Versehen die Entwickler von NBA Live 10 die Referee-Engine beigesteuert und keinem ist es aufgefallen.

Anders ist es fast nicht zu erklären, dass so viele einfache Tacklings abgepfiffen werden. Da schimpft man immer über die Schiris in Deutschland, aber im Vergleich zu den FIFA 10-Kollegen sind das ja harte Hunde. Diese pfeifen nämlich so oft, dass ein Spielfluss oftmals nicht zustande kommt und der Spieler frustriert in seinen Controller beißt. Bitte, liebe Entwickler, spendiert uns einen Patch, der wieder internationale Härte und mehr Körperkontakt erlaubt.

Ebenfalls frustrierend kann es sein, wenn die Abwehrspieler als getrimmte 100m-Läufer die Außenbahn entlang jagen. Es ist vollkommen in Ordnung, dass man sich den Ball nicht mehr so oft und weit vorlegen kann, aber dass die in der Realität meist lahmen und hüftsteifen Abwehrrecken dieser Welt so leicht einen normalerweise deutlich schnelleren Angreifer wieder abfangen, ist sowohl unrealistisch wie gleichzeitig nervig. Bitte auch hier wieder etwas die Spurtgeschwindigkeit der Abwehrspieler drosseln, damit man diese nicht mehr des Dopings bezichtigen muss.

Etwas, was mir persönlich noch fehlt, ist die Möglichkeit, einen Spurt eines Spielers abzubrechen, wenn man sieht, dass man im Abseits ist. Ein Druck auf LB, um zu einen anderen Spieler zu switchen und der Spieler im Abseits bleibt einfach stehen und hebt die Hand, so wie man es auch im richtigen Fußball sehen kann. Als letzte Änderung wünsche ich mir für FIFA 11 auch eine aggressivere Auslegung der Rückpass-Regel. Wie oft spielen die Abwehrspieler den Ball Richtung eigenes Tor und der Keeper nimmt die Murmel in die Hand. Das würde in der Bundesliga ganz oft zu indirekten Freistössen führen, also bitte auch hier eine Realismusnote mehr einbringen.