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Blizzard hat es getan: Der alte Klassiker findet seinen Weg auf die modernen Konsolen. Neue Grafik und neue Features locken, um die Lust am Hack and Slay-Gerne erneut zu entfachen. Doch, kann die alte Perle heute noch begeistern? Wir haben uns den Schergen der Hölle für euch in den Weg gestellt, um genau das herauszufinden.

Aus alt mach neu

In der Fantasywelt lässt Blizzard die großen Bosse der Unterwelt in der Form von Mephisto, Diablo und Baal wieder auferstehen. Zuvor wurden die drei großen Übel in Seelensteine gebannt. Und der letzte Held aus dem ersten Teil, hat sich den Seelenstein in den Kopf gerammt, um Diablo mit seinem Körper zu bannen.

Das geht natürlich nicht lange gut. Und so findet das Übel erneut seinen Lauf in die Welt. Wir, ein Nephelim, müssen uns gegen die Truppen stellen, um das Ende der Welt in ewiger Verdammnis zu verhindern. Soweit zur Story. Aber wie schaut es denn aus?

Also im Vergleich zu Früher sieht es natürlich fantastisch aus. Neue Texturen, schönere Modelle und vor allem geniale Lichteffekte zaubern einem alten Fan das Lächeln ins Gesicht. Das Coole ist hierbei vor allem die Funktion, fließend zwischen alter und neuer Perspektive zu wechseln. Ein Klick und schwupps, der alte pixelige Look ist wieder da. Inklusive der fehlenden Farben. Das ist schon ein Schock, wenn man bedenkt, dass man tatsächlich früher so gespielt hat.

Nach heutigen Möglichkeiten ist die Optik allerdings allenfalls ausreichend. Es gibt recht wenige Monster auf dem Schirm und trotz dessen beeindruckt die Grafik auf der Series X nicht sonderlich. Die Zaubereffekte sind ordentlich, aber die Umgebungen sind etwas detailarm. Zoomen ist ebenso nicht drin. Zudem ist die beste Darstellung nicht mit 60fps möglich. Man muss hierzu auf den grafisch reduzierten Performance-Mode umschalten. Das sollte doch besser gehen.

Der Wegbereiter für das Genre

Diablo 2 gehörte nach dem ersten Teil zu dem Eckpfeiler, der das Gerne solide zementierte. Grund dafür ist das komplexe Skillsystem, das mit den Runen zusammen eine umfassende Möglichkeit dargestellt hat, sehr vielseitige Builds zu erstellen. Das ist auch noch unter heutigen Gesichtspunkten so.

In diesem Aspekt gibt es nur sehr wenige Spiele, die an diese Vielseitigkeit heran reichen. Dazu kommt, dass die Hauptstory sehr schön präsentiert wird. Damals schon waren die gerenderten Clips schon sehr schick. Heute holt Blizzard nochmal deutlich mehr raus. Das Einzige, das erstaunlich ist, ist, dass die Cinematics ruckeln. Kurze Ruckler lassen einen dann wundern, woran es liegt. Anscheinend läuft noch nicht alles rund in dem diabolischen Land.

Teuflische alte und neue Fehler

Kommen wir nun zu den Schattenseiten. Davon gibt es leider einige. Neben den ruckelnden Cut-Scenes, gibt es auch über 20 Jahre alte Bugs, die erneut auftauchen. Da wäre beispielsweise der Next-Hit-Always-Misses-Bug. Zu deutsch: Der nächste Schlag geht immer daneben. Das Problem tritt auf, wenn man gerade selber getroffen wurde. Danach geht der nächste vom Spieler ausgeführte Schlag immer ins Leere. Warum ist das so dramatisch? Weil man vor allem als Nahkämpfer ständig Wurfgeschossen und Nahkampfangriffen ausgesetzt ist. Manche Monster sind vor allem sehr schnell. Das bedeutet, dass man getroffen wird, versucht zuzuschlagen (aber nicht trifft), danach sofort wieder getroffen wird usw. Das kann dann sehr schnell zum Tode führen.

Die offizielle Aussage des Gamedirectors hierzu ist, dass man das alte Diablo-Spielgefühl erhalten wollte und deswegen die Fehler mit übernommen hat. Liebe Entwickler, wenn man aufgrund von Bugs stirbt, die schon vor 20 Jahren gemeldet wurden, dann hat das nichts mit dem Originalspielgefühl zu tun. Dann ist das einfach nur furchtbar nervig!

Ein weiteres pikantes neues Detail: Man kann zwischen Online- und Offlinecharakteren wählen. Am Anfang wird einem nur kurz erklärt, dass Onlinefiguren eine Verbindung benötigen und diese nicht im Offlinemodus genutzt werden können. Wäre ja prinzipiell nicht tragisch, wenn das die einzigen Mankos wären.

Sind sie aber nicht. Wenn man online zockt, hat man es zwischendurch mit harten Lags zu tun. Da zuckt das Spiel für 1-2 Sekunden und man befindet sich serverseitig an einer ganz anderen Stelle, als es einem lokal angezeigt wurde. Je nachdem wo man dann steht, stirbt man. Das ist natürlich richtig übel, sobald man hardcore (permanenter Tod) spielen will. Das übrigens, obwohl man sich völlig alleine in der privaten Session befindet. Achso und das Pausieren geht übrigens auch nicht.

Zudem scheint zwischendurch etwas mit den Verbindungen nicht zu klappen. Das Spiel präsentiert sich dann komplett ohne Charaktere und bietet einem an, Neue zu erstellen. Das gibt natürlich erst mal einen Schock, da man viele hunderte Spielstunden dadurch verlieren kann. Abhilfe schafft hier übrigens ein Force-Quit und Neu-laden des Spiels. Ebenfalls ein neuer Bug. Doch nicht nur die Fehler machen aus heutiger Sicht zu schaffen.

Umständliches Handling

Wir Konsolenspieler haben es ja noch vergleichsweise gut. Wir haben nämlich eine Skill-Leiste, die einem per Knopfdruck ermöglicht, die einzelnen Skills auszuführen. Das geht beim PC über eine Taste und ein aufklappendes Auswahl-Menü. Das kostet gerade im Kampf Zeit. Also ein Hoch auf die Konsole?

Nö. Das Inventar wurde nicht etwa so wie Diablo 3 verbessert. Sprich ein speziell für Konsolenspieler optimiertes Inventar, mit dem sich das Verwalten von Gegenständen leicht bewerkstelligen lässt. Stattdessen finden wir das typische alte Gitternetz-Inventar vor, das für Maus-Bedienung gedacht ist, um somit Gegenstände anzuordnen. Warum? Es gibt mir kein authentisches Gefühl mit dem Stick und einem "Cursor" rumzufahren und mühsam die Gegenstände umzusortieren.

Und das ist extrem häufig der Fall. Weil man in Diablo 2 ein extrem begrenztes Inventar hat, welches im Spiel permanent bis zum Rand gefüllt ist. Gegenstände lassen sich bis auf Schlüssel genau wie damals nicht stapeln. Tränke, Fetische und sonstiges Gedöns machen einem das schon knappe Inventar sehr schnell randvoll. Die Folge: Man muss sehr ständig umordnen und sich vor allem häufig in das Dorf zurück teleportieren, um die erbeuteten Teile zu verkaufen. Also hier hätte man doch gerne mal das Inventar für Konsole überarbeiten können. Ehrlich.

Tja, ansonsten gibt es auch noch die gute alte Ausdauer-Leiste. Der Charakter hört dann auf zu rennen und muss erst mal gehen, um wieder Luft schnappen zu können. Kämpfen ist währenddessen aber kein Problem. Hier hätte doch ein Schalter super gut getan, das alte Feature nur bei Bedarf zu aktivieren. Ähnlich wurde es beispielsweise mit dem Aufheben von Gold gemacht. Das musste früher einzeln angeklickt werden. In der jetzigen Fassung nimmt der Held das Gold beim Drüber-laufen automatisch auf.

Im Multiplayer gibt es zudem keinen installierten Loot. Das bedeutet: Schnelle Spieler schnappen den Langsameren den Loot vor der Nase weg. Das ist nicht mehr sonderlich zeitgemäß.

An die Entwickler: Also bitte mehr sinnvolle Verbesserungen, die mehr Spaß in das eigentlich geniale Spiel bringen.

Fazit

Diablo 2 erstrahlt im neuen Glanz auf den modernen Konsolen. Die neue Optik macht durchaus etwas her. Vor allem, wenn man es mit der damaligen vergleicht. Für jetzige Standards ist es okay, aber halt nicht ganz so beeindruckend.

Das Gameplay aus dem süchtig machenden Hack'n Slay ist dafür aber nach wie vor genauso packend wie früher. Der Rush zur nächsten Fähigkeit oder zum nächsten Item, welches die Ausrüstung verbessert, zieht nach wie vor.

Tückisch wird es allerdings, wenn über 20 Jahre alte Fehler wieder auftauchen und neue dazu kommen, die zu einem schnellen Ableben führen können. Der Tod ist ultra nervig, da man weiterhin alles verliert, das man am Leibe hat. Rüstung, Waffen und Gold.

Das Handling ist leider umständlicher als früher, da man nun ein extrem begrenztes Inventar mit dem Analogstick umsortieren darf und das muss man in diesem Spiel sehr häufig.

Man hätte leicht aus alten Kohlestücken einen perfekten Diamanten schleifen können. Aber anstelle dessen ist es halt nur ein Rohdiamant. Viel Potential, welches sich aber noch nicht entfalten kann. Eventuell wird das ja mit einigen Patches in Zukunft besser.


Bewertung

Pro

  • Spannende Story
  • Schöne Cut-Scenes
  • Komplexes Skill-System
  • Shared-Loot-Truhe
  • Toller Soundtrack

Contra

  • Alte Bugs sind wieder am Start
  • Neue Bugs leider ebenfalls
  • Inventarsystem auf Konsole schlecht umgesetzt
  • Kein Stapeln von Gegenständen
  • Kein eigener Loot im Multiplayer

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story / Kampagne 8 von 10
8/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Umfang 8 von 10
8/10
Multiplayer & Co-Op 7 von 10
7/10
7

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