
Ein Marvel-Charakter kommt in Deutschland öfter mal zu kurz. Das erkennt man unter anderem daran, dass Deadpool noch nicht mal einen eigenen deutschen Wikipedia-Artikel hat. Nichts desto trotz: Der Bier trinkende, primitive, alles bekämpfende Haudegen in Latex-Uniform hat sein eigenes Spiel bekommen und wir haben uns die Mischung aus Action, Derbheit und Witz angeschaut. Lest in unserem Review, was wir von dem Spiel halten.
,,Ich habe keinen Bock rumzuhüpfen" -Deadpool
Sobald ihr das Spiel eingelegt und die ersten Spielminuten verbracht habt, werdet ihr eins feststellen: Deadpool ist zum Brüllen komisch. Denn der Charakter an sich ist brillant, wenn man auf diese Art von Humor steht. Er ist derbe, etwas kindisch, voller Adrenalin und obendrein schizophren. In seinem Apartment stapeln sich die ungewaschenen Teller genauso wie die Pizzakartons. Alle seine Charakterzüge und seine geniale Synchronisierung (nur auf Englisch) tragen den Witz und Parodie dazu bei, die Deadpool einzigartig machen. Außerdem ist Deadpool dafür bekannt, die vierte Wand zu brechen, d.h. er weiß, dass er sich in einem Comic oder in einem Videospiel befindet, redet mit dem Zuschauer/Spieler und macht sich teilweise sogar über den lustig. ,,Ja, das ist der Hüpf-Button, du Genie!" oder ,,Kennst du vielleicht ein paar nette Girls?" bis hin zu ,,Das war aber nicht Teil des Scripts!".
Denn auch das ist lustig: Die Story selbst von Deadpool... ist schwer. Deadpool macht mit High Moon (den Entwicklern) einen Deal, um ein Spiel über sich selbst zu machen. Dabei muss ein Budget eingehalten werden, aber der unbändige Deadpool will immer mehr Action als Story an sich. So hört er bewusst bei einer wichtigen Zwischensequenz nicht hin, ballert lieber ein wenig herum und ihr dürft es dann in den Kampfszenen ausbaden. Der Humor von Deadpool ist das, was dann weiterhin das ganze Spiel vorantreibt.
Actionspiel gebastelt: Und fertig!
Die Spielmechanik ist simpel und einfach. Ein klassisches Hack'n Slay sozusagen. Mit X gibt es leichte Angriffe, mit Y schwere und mit B teleportiert ihr, d.h. weicht ihr aus. Auf dieser Basis beruhen alle Kämpfe und viel komplexer wird es auch gegen später hin nicht. Es gibt zwar neue Kombos und neue Spezialangriffe zu erwerben, aber im Prinzip baut das meiste auf diese einfache Action auf. Cool ist, dass ihr ebenfalls über Schusswaffen und Granaten verfügt, damit unser lieber Deadpool auch nicht zu kurz kommt.
Das Spiel hat ein Upgrade/Erfahrungs-System, ein ,,Must-Have", wie Deadpool selbst im ersten Level sagt. So könnt ihr durch erfolgreiche Komboketten (möglichst viele Treffer ohne selbst getroffen zu werden), spektakuläre Angriffe und das Besiegen größerer Gegner Erfahrung sammeln. Diese Erfahrungspunkte ermöglichen es euch Verbesserungen wie mehr Gesundheit, höheren Schaden, neue Kombos etc. pp. zu kaufen, aber auch: Neue Waffen! Das ist echt cool und gut gemacht. Ihr könnt zu euren zwei Katanas zwei weitere Nahkampfwaffen kaufen (leichte Saigabeln oder große Hämmer) und ebenfalls mehrere Schusswaffen (Schrotflinte, Maschinenpistole oder Pulsgewehr - wuhu!). Auch Granaten, Blendgranaten und Fallen gehören zu eurem potentiellen Arsenal.
Das Gameplay ist dadurch etwas abwechslungsreicher. Auch Ingame gibt es einige Waffen aufzunehmen, wie die schweren Raketenwerfer der kleinen Minibosse. Die Waffenauswahl hätte zwar etwas größer (oder noch bombastischer) ausfallen können, insgesamt bietet man euch aber genügend, um zufrieden zu stellen.
Fazit
Die Bewertung von Deadpool ist schwierig, da das Spiel sehr ambivalent ist. Auf der einen Seite haben wir die aberwitzige Figur von Deadpool selbst, der seine Sprüche zu Brüsten, Waffen, Fäkalien und mehr am laufenden Band raushaut, vor kindisch-derben Humor nur so zu bersten scheint und ständig die vierte Wand bricht, d.h. mit dem Spieler und dem Publikum über sein Videospiel diskutiert. Auf der anderen Seite haben wir das doch recht primitive Hack'n Slay, das nur ab und zu ein wenig Abwechslung mittels Jump'n-Run-Passagen bekommt und bereits nach dem zweiten Level etwas anstrengend wirkt.
Die Grafik ist eher mittelmäßig bis schwach (Framerate bricht häufig ein), die Synchronisierung (nur auf Englisch) ist sehr gut, die Spieldauer mehr als okay (ungefähr über 11 Stunden), aber der mäßige Eindruck bleibt. Man quält sich dann halt ein wenig weiter durch die geradlinigen Levels um ein paar nette Sprüche zu hören, das war's aber auch. Das einzige, was das Spiel retten kann ist der Humor (der einem gefallen muss) und die Actionpassagen die schlussendlich dann doch viel Blut, sogar in der USK-Version unzensiert, enthalten. Was wir hoffen: Deadpool verkauft sich so gut, dass es genügend Budget für eine fantastische Fortsetzung einspielt. Denn dieser Marvel-Charakter bietet das Potential, richtig witzige und coole Games zu produzieren!
Bewertung
Pro
- Lustige Zwischensequenzen
- Relativ lange Kampagne (über 11 Stunden)
- Teils coole Action mit erstaunlich viel Blut in der USK-Version
- Sehr witziger, derber Humor der Hauptfigur
Contra
- Recht eintöniges Gameplay
- Wenig Abwechslung an Levels und Gegnern
- Recht schwache Grafik
- Viel verschenktes Potential
1 Kommentar
XC ShadowClaw Fr, 09.12.2016, 10:15 Uhr
Sehr spät aber meine Meinung zum Spiel:
Irre witzig.. also mit 1 - 2 Bierchen und Deadpool ist es Zwerchfellverletzend es zu spielen. Es ist Eintönig ja! aber macht echt Laune! Wiederspielwert bei mir ist da :)