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Dead Cells ist eines dieser vermeintlich kleinen Spiele hinter dem sich am Ende aber doch mehr verbirgt. Wir haben für euch herausgefunden, warum der Titel nicht in der Masse der Downloadtitel untergehen sollte.

Totgesagte leben länger

Die Story von Dead Cells ist nebulös. So richtig genau wird hier nichts erzählt, so bleibt ein Hauch Mistery bestehen und das steht dem Titel auch gut. Darüber hinaus ist diese Art Spiel ohnehin nicht so sehr auf eine tiefe Story angewiesen.

Spoiler Alarm: Unser Protagonist stirbt direkt am Anfang des Spiels, wir erlangen erst nach seinem Ableben die Kontrolle über den Ritter. Nun steht unser fragwürdiger Held plötzlich ohne Kopf in einer Art Verlies und schnell wird ihm erklärt, dass er sterben kann, eben aber nicht so richtig. Immer wieder wird seine Leiche in den Katakomben entsorgt und dort beginnt dann unser Abenteuer.

Die Aufgabe des Helden ist im Prinzip nur, den Weg aus der Unterwelt heraus zu finden und dabei möglichst viel Power zu erlangen. Immer wieder gibt es kleine NPCs die mit wenigen Worten oder nur per Gesten kleine Informationen liefern. Richtig klar wird das alles aber nicht, die Erzählweise ist zwar mit reichlich Humor und Slapstick gespickt, dürfte aber wegen der vielen offenen Fragen durchaus Dark Souls Fans gefallen, dies wird nicht der letzte Souls Vergleich im Test sein.

Metroidvania trifft auf Rogue Like 

Die beiden Genres Metroidvania und eben auch die Rogue Like Games sind beides beliebte und interessante Genres. Leider wurden diese auch in den letzten Jahren inflationär oft auf den Markt geworfen, daher gehen eben auch Perlen wie Dead Cells unter.

In diesem Game werden die beiden Genres sehr clever miteinander verbunden. Auf dem Weg aus dem Verlies schnetzelt ihr haufenweise Gegner nieder, diese verlieren neben Geld auch Zellen. Diese namensgebenden Dead Cells können benutzt werden, um Items und Upgrades für euren Helden zu erwerben. Nun kommt der nächste Dark Souls Vergleich: Wie in der Souls Reihe verliert ihr aber alle gesammelten Items, wenn ihr sterbt und das wird oft passieren. Bereits eingelöste Zellen gehen jedoch nicht verloren, kostet ein Item zum Beispiel 50 Zellen, ihr habt aber nur 30, so bietet es sich an, diese bereits einzuzahlen, so gehen sie nicht mehr verloren. Hieraus ergibt sich auch die wiederkehrende schwere Entscheidung, einen weiteren Geheimgang für mehr Loot zu erforschen oder den direkten Weg zum Händler zu gehen. Ihr könnt durch keine Tür zurück gehen, dass Farmen von Cells ist so also nicht möglich. 

Nach jedem Ableben sind nicht nur die Zellen weg, sondern ihr startet immer wieder am Beginn des Spiels. Dies ist der Rouge Like-Anteil, denn die Dungeons werden genretypisch per Zufall neu angelegt.

Durch Fortschritt in den einzelnen Runs erhaltet ihr aber auch bleibende Items und Upgrades. Einige davon können euch zum Beispiel in höher gelegene Bereiche bringen. Somit werden nicht nur Items und Abkürzungen erreichbar, sondern auch ganz neue Dungeons. Dies trägt stark dazu bei, dass kein Durchgang dem anderen gleicht und es macht einfach Sinn, immer wieder eine neue Runde zu starten. So wird das Metroidvania Prinzip der neuen Wege durch neue Items in ein anderes Spielkonzept übertragen und man muss sagen, das funktioniert sehr gut. Schon lange hat es kein Spiel gegeben, wo Neustarts so wenig frustrierend waren, obwohl der Schwierigkeitsgrad so hoch ist.

Gut für Zwischendurch

Der Schwierigkeitsgrad in Dead Cells zwingt euch schnell in die Knie, es gibt aber viele Items, die es euch einfacher machen wollen. Neben diversen Granaten und Schwertern gibt es Bögen und Schilder. Alles mit Stats, wie aus einem Rollenspiel, nur eben in kleinerem Rahmen. Zusätzlich sammelt ihr Upgrades für zum Beispiel mehr Energie oder stärkere Angriffe, diese sind immer nur für den aktuellen Durchlauf gültig. Wie bereits gesagt, gibt es aber auch permanente Items, zum Beispiel einen Geldsack, durch den euer Gold nicht komplett verschwindet, wenn ihr das Zeitliche segnet. 

Gerade diese Features machen Dead Cells auch zu einem guten Spiel für zwischendurch. Die Steuerung ist präzise und einfach zu erlernen, so gibt es keinen schwierigen Einstieg. Die Level sind auf kurze Spieldauer ausgelegt, so gibt es auch Tore, die sich nach wenigen Minuten schon schließen, also kann auch mal schnell durch das Level gerannt werden. In zehn bis fünfzehn Minuten Spielzeit können schon wieder einige Zellen zum Händler gebracht werden und so kann man als Spieler in vielen kleinen Sitzungen seine Ausrüstung für den nächsten großen Anlauf vorbereiten. Denn auch längere Sitzungen machen Sinn, es gibt viele geheime Gänge und versteckte Bosse, darüber hinaus werden die letzten Level so schwer, dass das Spieltempo automatisch langsamer wird.

Es ist eine Stärke, dass sowohl kurze Sessions, als auch längere Sitzungen ihren Reiz haben. Jede Runde verlangt es von euch Risiko und Sicherheit perfekt zu balancieren.

Wieder Pixeloptik?

Okay, wir verstehen, dass ihr bei Pixeloptik schnell abschaltet. In den letzten Monaten gab es da auch wenig Grund vor Freude aufzuspringen, doch mit Dead Cells ändert sich das. Natürlich kauft keiner dieses Spiel wegen seiner Grafik. Generell ist die technische Seite nicht die Stärke des Titels, es ist bei weitem aber auch nicht seine Schwächste.

Die Pixeloptik ist nicht zu extrem verpixelt und wird mit einer schönen Cartoon Welt gepaart. Die handzahme Optik steht im starken Kontrast zum Schwierigkeitsgrad und der inhaltlichen Härte des Titels. Gegner zerfallen so schonmal zu blutigen Klumpen. Klar, es endet nie in einer Orgie wie zum Beispiel Doom aber die Gewalt ist schon ein netter Kontrast zur Optik, das wurde sehr gut angepasst.

Die einzelnen Abschnitte des Spiels unterscheiden sich nicht nur spielerisch wunderbar, sie haben auch alle optisch eine eigene Identität, so macht der Gang durch jede Tür erneut Spaß. Insgesamt eine schöne Präsentation, die Wahl der Pixeloptik wäre hier der einzige Grund zur Kritik.

Der Spundtrack ist schön, viel davon kriegt der Spieler nicht mit, die meiste Zeit ist er einfach zu angespannt und fokussiert. Cool sind die Spracheffekte der Spielfiguren, hier wird Voice-Over und Fantasie-Sprache gemischt. Letztere erinnert ein wenig an die Dialoge aus dem SNES Klassiker Young Merlin. Es hätte mehr Wumms geben können und etwas düsterer könnte die Untermalung auch sein, aber mehr möchte man diesem Spiel dann auf dieser Ebene nicht ankreiden.

Fazit

Dead Cells ist ein gutes Beispiel dafür, wie man aus zwei ausgelutschten Genres ein neues, spannendes Paket kreieren kann.

Die Herausforderungen aber auch die Belohnung für die Mühen des Spielers sind großartig und der Aufbau des Spieles motiviert immer für eine neue Runde, egal ob kurz oder lang. Das Gameplay des Titels ist wirklich die große Stärke, man sollte sich hierbei nicht vom Look täuschen lassen.

Ähnlich wie die Gewaltspitzen ist das Game hinter dem Vorhang doch anders, als es der Look vermuten lässt. Zwar ist die Pixeloptik nicht die beste Wahl, aber das Spiel verpackt das so charmant mit tollen Hintergründen, dass man kaum Böse sein kann. 25 Euro klingt viel, aber Dead Cells werdet ihr immer wieder einlegen wollen, um zu versuchen, das Ende zu erreichen. Da ist jeder Cent gut investiert.


Bewertung

Pro

  • Herausforderung und Belohnung stehen im Einklang
  • Sowohl für kurze, als auch lange Sessions geeignet
  • Gelungener Genre-Mix

Contra

  • Pixeloptik schreckt erst ab
  • Es braucht Training, um das Spiel zu meistern

Story 8 von 10
8/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Gameplay 10 von 10
10/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Umfang 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

1 Kommentar

XBU MrHyde Sa, 18.08.2018, 11:08 Uhr

Das erinnert wirklich stark an Rogoue Stormers, mit dem ich viele Stunden Spaß und Frust hatte ;)

Den Titel merke ich mir auf jeden Fall vor, da könnte ich vielleicht dunkle Winterabende mit verbringen.