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KalypsoMedia hat uns ein Vampir-Stealth-Spiel beschert, welches verschiedene Genres miteinander vereinen möchte. Auf der einen Seite versprechen die Macher ein dunkles Schleichspiel und auf der anderen Seite ein RPG-ähnliches Spielerlebnis, welches euch auf unterschiedlichste Weise fordert. Wir haben die Fangzähne gespitzt und gehen für euch auf die Suche nach Blut.

Vampir auf Probe

Wir wachen aus einer Art Halbtrance auf und finden diesen komisch gleißenden Engel vor uns, der unsere lichtempfindlichen Augen malträtiert. Zum Glück verschwindet die seltsame Figur schnell wieder von der Bildfläche und uns offenbart sich der Ort in dem wir uns befinden. Wir stehen mitten in einem Nachtclub, dem sogenannten Sanctuary.

Der Club präsentiert sich im düster stylischen Goth-Look und die Musik hämmert uns einen ebenso so coolen Beat um die Ohren. Wer vielleicht schon einmal das Spiel Vampire: The Masquerade gespielt hat, wird sich an den Soundtrack "Isolated" erinnert fühlen. Die Song steht dem Track in nichts nach, hat sich aber dafür auch vom Original dementsprechend inspirieren lassen.

Wir haben aber derweil mit anderen Dingen zu kämpfen. Unser Charakter Eric Bane hat leider mit Schwindelgefühl sowie Amnesie zu tun und besucht zunächst einmal die Keramikabteilung des Clubs. Dort angelangt nervt uns erneut dieser seltsame Engel. Licht- pfui! Hat den Machern niemand gesagt, das Vampire Licht hassen? Nach dem unfreiwilligen Zusammenkommen begeben wir uns zum Türsteher der uns hoffentlich sagen kann, wer wir sind und warum zum Geier wir überhaupt im Sanctuary-Club herumlungern.

Der Türsteher hat zwar auch keine Ahnung aber wir erhalten einen kurzen Flashback. Der zeigt uns kurz eine Schießerei und einen fiesen Blutsauger, der uns offensichtlich angefallen hat.  Das erklärt zumindest warum wir uns so übel fühlen. Wir werden zur Bar geschickt, wo uns ein seltsam gut schmeckender roter Drink serviert wird. Kaum getrunken, schon fühlen wir uns erheblich besser. Auf zu neuen Taten!

Oben angekommen, erfahren wir welches Schicksal uns blüht, wenn wir nicht ein ganz spezielles Vampirblut trinken. Der Protagonist Eric wurde gebissen und verwandelt sich nun langsam in einen Ghoul, der dringend das Blut eines Obervampirs oder seines Schöpfers braucht. Der Schöpfer ist leider nicht zur Hand, also muss es wohl doch der Vampir aus dem Museum sein. Wir erlernen kurz noch in einem Tutorial die wesentlichen Fähigkeiten und stürzen uns in den Kampf.

Tischmanieren

Die Basics sind schnell erklärt. Man kann in dem Spiel einmal seine Vampirfähigkeit zu teleportieren erlernen und das Töten und Blutaussaugen geht ebenfalls so zur Hand, als hätte Eric Bane in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Gewissensbisse sind bei einem Vampir auch nicht so angesagt... Wie schon Lestat sagte: "Der Tod ist Ansichtssache. Gott tötet willkürlich - das sollten wir auch tun!"

Die Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Anstatt wie in anderen Stealth-Spielen geduckt zu bleiben wenn man hinter der Deckung ist, lehnt sich Eric einfach mal entspannt davon weg. Um ihn davon abzuhalten, muss man also ständig LT gedrückt halten. Das ist nervig. Von Deckung zu Deckung huschen geht auch nicht so elegant. Man muss sich erst komplett aus der Deckung lösen. Um sich dann wieder an die nächste zu heften. Dafür hätte Agent 47 nur ein müdes Lächeln übrig.

Man verfügt aber auch über Spezialfähigkeiten. Dies wird übrigens ebenfalls in einem der ersten Dialoge "elegant" thematisiert: "Vampire sind cool weil sie ... coole Dinge tun können" ah ja. Danke für die ähm- Erklärung. Nicht nur gute Entwickler sind heute rar gesät, auch gute Texter scheinen schwierig auffindbar zu sein. Und nein, das englische Original ist um keinen Deut besser.
Aber zurück zu den Fähigkeiten. Ihr verfügt über den Shadow-Leap und könnt euch damit teleportieren. Aus unerklärlichen Gründen macht der Teleport aber wohl krach. So das dessen Einsatz eh stark eingeschränkt wird. Man lernt aber im Tutorial, dass man sich auch hochteleportieren kann. Manche denken nun vielleicht "hey cool, dann kann ich mich wie bei Dishonored aufs Dach teleportieren". Fehlanzeige! Das funktioniert nur an ganz bestimmten speziell dafür vorgesehenen Stellen. Eric kann sich selbst nach maximaler Ausbaustufe in den 99% der anderen Fälle nur horizontal teleportieren. Das bedeutet ihr könnt euch noch nicht mal vom Treppenansatz an dessen Ende teleportieren. Interessanterweise kosten alle anderen Fähigkeiten einen von maximal zwei Energiebalken aber das Teleportieren könnt ihr beliebig oft machen. Warum, das weiß wohl nur Graf Dracula selbst.

Bei den anderen Fähigkeiten gibt es hin und wieder recht nützliche Möglichkeiten. So könnt ihr beispielsweise eine Wache ablenken. Wie das Ablenken funktioniert wird jedoch zunächst nicht erklärt. So kostet es einige Versuche, bis man mal verstanden hat, wie das genau zu handhaben ist. Es lohnt sich aber dies herauszufinden, sofern man das Spiel weiterspielen möchte. Man kann jede Fähigkeit maximal zu 3 Stufen ausbauen und erhält dann die üblichen Boni. Beispielsweise ist sie dann wieder schneller verfügbar, man kann noch leiser töten oder sich über weitere Distanz teleportieren.

Die genau zwei Energiebalken sind leider sehr knapp bemessen. So habt ihr diese bei dem unglaublichen Wachenauflauf auch schon schnell verbraucht. Um diese wieder aufzufüllen, muss Eric dass tun wofür alle Vampire geboren wurden: Blut trinken. Das kriegt er aber leider nicht auf stille Weise hin, sondern schlürft und schmatzt lauter als jeder Bello beim Wasser trinken. Das ist natürlich ein Problem, da die anderen Wachen schnell darauf aufmerksam werden.

Aber zumindest lautlos töten müsste doch gehen? Leider nicht. Auch hier hat Agent 47 wieder weit die Nase vorn. Wir standen hinter einer Wache die gerade die Treppe runtergehen wollte. Die andere Wache stand unten links neben der Treppe. Also kein Problem die Wache oben kurz untauglich zu machen... oder? Eric muss seine Kung-Fu-Kenntnisse (wo er die auch immer her hat) zeigen und springt hoch, versetzt der Wache einen Nackentritt und bricht ihm das Genick. Leider klatscht er der anderen Wache damit den leblosen Körper vor die Nase. Bäm! Verloren. Man kann sich aber vielleicht noch den Weg freikämpfen denkt man - immerhin ist man ja ein Vampir mit übermenschlicher Kraft? Nö. Das geht nicht. Ein paar Kugeln und schon liegt Herr Bane da und ist definitiv tot. Warum man als Vampir von normalen Kugeln stirbt, wird ebenfalls nicht geklärt.

Somit wird das ganze Stealth-Erlebnis leider schnell zur Geduldsprobe des Gameplays. Auch eingefleischte Stealth-Profis werden über die schlechte Spielmechanik fluchen. Es ist scheinbar beim leise Töten Glückssache, ob die Wache Alarm schlägt oder nicht. Zudem ist man sich nie sicher, wann Eric wieder in einem ungünstigen Moment den Bruce Lee auspackt.

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Fazit

Wie gerne hätten wir das Spiel hochgelobt und würden euch das empfehlen wollen. Leider können wir dies nicht mit gutem Gewissen tun. Das Spiel riecht nach einer spannenden Kreuzung von Dishonered trifft auf Hitman mit Rollenspielmöglichkeiten.

Leider ist es keins von allem. Es hat weder die spielerische Freiheit von Dishonered, nicht die brillante Stealth-Mechanik von Hitman als auch nicht dessen Top-Präsentation und es ist obendrein kein Rollenspiel.

Das Spiel Dark stolpert über seine eigenen Füße und das ist sehr schade, denn es sind durchaus einige interessante Ansätze darin zu finden. Der Look ist beispielsweise originell und die Musik im Club zeigt, dass durchaus Potenzial für mehr existiert.  Anfänger sollten hier aber tunlichst die Finger davon lassen, denn es ist teilweise sehr frustrierend. Einen Blick sollten nur eingefleischte Stealth-Profis wagen, die sich an den oben genannten Macken nicht stören.


Bewertung

Pro

  • Musik ist stimmungsvoll
  • Interessanter Goth-Look

Contra

  • Stealth-Gameplay ist mangelhaft
  • Tearing und schlechte Animationen
  • Sprecher klingen gelangweilt
  • Sprache ist nicht Lippensynchron
  • Keine Overscan-Einstellungen
  • Bildränder werden angeschnitten

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Gameplay 6 von 10
6/10
6

2 Kommentare

Liutasil Mo, 29.07.2013, 15:25 Uhr

Also es lungert aktuell nur im Regal rum, leider. Hitman für Vampire ist nicht so meins......hatte mir mehr erhofft trotz widersprüchlicher Tests. Na ja.....

Sent from my little Farm in Oklahoma.

XBU Philippe Sa, 27.07.2013, 16:30 Uhr

Schade, hatte mir mehr von dem Titel erhofft. Allerdings deckt es sich mit meinen Vermutungen, die ich im Vorhinein von dem Spiel hatte...