Review zu Dante's Inferno

Das Hack and Slay Genre boomt gerade, denn am laufenden Band kommen neue Helden, die sich durch fantasievolle Welten prügeln müssen. Ein Held, der dabei schon etwas älter ist, möchte nun auch mitmischen. Steigt mit Dante in die Hölle hinab, aber informiert euch vorher besser mit diesem teuflischem Review, damit ihr auf dem Weg in die Unterwelt nicht verloren geht.

Die göttliche Komödie

Dante's Inferno orientiert sich an Dante Alighieris Göttlicher Komödie oder besser gesagt an dem ersten Teil daraus, namentlich der Hölle oder eben dem Inferno. Die Story orientiert sich nur lose am Vorbild, aber dennoch sind genügend Parallelen zu erkennen. Wie im literarischen Vorbild erkennt Dante zu Beginn des Spiels, dass er vom rechten Wege abgekommen ist, doch hier trennen sich die Versionen auch schon wieder. Im Original verirrt Dante sich in einem Wald und trifft hier den verstorbenen Dichter Vergil, welcher auf Grund nicht stattgefundener Taufe niemals ins Paradies aufgenommen werden kann.

Diese Person trifft Dante auch in der Versoftung, jedoch unter anderen Umständen. Die Commedia, wie sie korrekt heisst, führt Dante nun mit Hilfe von Vergil und Beatrice als Leitung auf den richtigen Weg. Dantes Inferno lässt Beatrice als Angetraute von Dante sterben und wegen einem Pakt in die Hölle kommen. Da Dante nicht versteht, wie seine geliebte Frau in den Trichter der Unterwelt kommen konnte, folgt  er ihr um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Genau das ist auch eure Aufgabe, denn das Ziel in Dante's Inferno ist es, Beatrice zu finden und wieder für euch zu gewinnen. Auf dem Weg dahin wird aber Blut fließen...

Hölle Hölle Hölle Hölle...

Das Level-Design in Dante's Inferno ist sehr eigensinnig, denn die Hölle darzustellen ist nichts Alltägliches. Wie schon Aligherie es sah, wird die Hölle hier als eine Art Trichter dargestellt. Als der Teufel in die Hölle verbannt wurde, wurde er tief in den Grund geschleudert und dadurch entstand diese Trichterform, welche ihr -wenn auch nur bedingt- im Game erleben werdet. Es geht prinzipiell immer abwärts, denn ihr wollt tiefer in die Kreise der Hölle vordringen. Es werden euch die Flüsse der Hölle wie Acheron, Plutos, Styx und Co. erwarten und immer wieder müsst ihr euch den eigenen Sünden oder denen anderer Menschen stellen. Völlerei, Unzucht, Zorn oder auch Maßlosigkeit werden für euch eine komplett neue Bedeutung bekommen.

In Cut-Scenes oder Cartoon-Sequenzen werden in Flashbacks Stück für Stück die Puzzleteile der Geschichte aufgedeckt, alles in allem sehr stylisch. Das Leveldesign wird durch dunkelrote Töne, Leichen, Lava und Gestein dominiert. Es gibt viele Abgründe und Klippen, über die ihr in Kletterpassagen Stück für Stück weiter in die Unterwelt vordringen könnt. Man muss auf abgedrehte Styles stehen, um sich hier wohl zu fühlen, denn es kommt auch vor, dass ihr auf den Kopfbedeckungen von riesigen Steinkreaturen kämpft oder an gequälten Körpern entlang über eine Schlucht klettert. Die Qual und Ungemütlichkeit, welche die Menschen der Helle zurechnen, wurde in jedem Fall gut eingefangen, auch wenn dabei die Abwechslung ein wenig auf der Strecke bleibt.

Melting Pot of Videogames

Dante's Inferno erfindet kaum etwas neu. Die Story ist adaptiert, aber stellt in dieser Weise trotzdem ein Novum dar, doch der Rest des Titels kann gerne als eine Sammlung aller guten Features von Genre-Verwandten bezeichnet werden. Der Held selber mit seiner Sense erinnerte mich pausenlos an Ryu Hayabusa aus Ninja Gaiden, auch die Agilität des Kämpfers hätte ich eher einem Ninja, als einem Kreuzritter zugetraut. Das Kampfsystem hingegen erinnert eindeutig an Devil May Cry. Es gibt wenige Moves, diese lassen sich aber in diverse Kombos einbringen. Wem das nicht reicht, der kann mit gesammelten Seelen neue Moves oder Verbesserungen freischalten, ganz im Stile von DMC. Habt ihr genug Gegner getötet, so füllt sich eure Erlösungsenergie auf, welche euch für eine Zeit noch schneller und stärker macht. Hier grüßt Dante erneut, denn ja genau... DMC und dieses Game haben sogar den selben Namen für den Protagonisten.

Die 100 % ungeschnittene deutsche Fassung bietet einen Gewaltgrad, welcher stellenweise an God of War erinnert und als wäre das nicht genug, so sind die Finishing Moves via Quick-Time und auch sonstige Quick-Time Events schon sehr sehr nah an der GoW-Reihe. Was sich jetzt erstmal schlecht anhört, ist im eigentlichen Sinne großartig. Wer zu schätzen weiss, was andere Games gut machen, kann diese Features positiv für sein Spiel nutzen und so erreicht uns mit Dante ein Game, was viele Stärken seiner Vorbilder übernimmt, leider eines aber vergessen hat: Die Kamera. In den meisten Hack and Slay Games könnt ihr die Kamera drehen, warum auch immer hat man bei der Entwicklung genau dieses Feature nicht kopiert. Dadurch werden Sprungpassagen oft unnötig schwer, da ihr im vorgegebenem Winkel die Abstände schlecht einschätzen könnt.