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Die Tage werden kürzer und somit verlängert sich bei vielen von euch die Verweildauer an der heimischen Konsole. Fans von Rollenspielen werden somit schon länger die Titel der aktuellen Herbstkollektion im Auge haben. Neben einschlägigen Titeln und Genreführern wie der Fallout-Serie, lässt es sich auch die Gothic Serie nicht nehmen, und präsentiert für die Xbox 360 mit Arcania Gothic 4 einen Nachfolger zu Gothic 3. Hält der Titel, was uns die Entwickler versprochen haben, oder ist es sinnvoller, seine Skill-Points in der Rolle eines anderen Protagonisten zu sammeln?

Seitenwechsel

Die Gothic-Serie steht seit jeher in der Gunst der Rollenspieler weit oben auf der Liste der Pflichtspiele. Auch wenn die Gothic-Serie nicht gerade ein Vorzeigespiel in Sachen technischer Meisterleistung war, und sich die Kritiken über einen ganzen Bauchladen voller Bugs gefallen lassen musste, so versucht Gothic 4 zumindest in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten. Die Erwartungshaltung ist hoch. 

In der virtuellen Welt von Gothic sind seit Gothic 3 ca. 10 Jahre ins Land gegangen. Genug Zeit für unseren bisherigen Protagonisten, um sich einmal reiflich Gedanken über seine bisherigen Handlungen zu machen. Offensichtlich auch genug Zeit, um zu der Entscheidung zu kommen, dass unser bisheriger Held keinen Gefallen mehr an den guten Taten hat. Somit wechselt dieser in Gothic 4 kurzerhand mal das Lager und tritt euch in Gestalt des nicht gerade zimperlichen König Rhobar dem Dritten gegenüber.

Ihr selber beginnt eure Reise diesmal auf einer kleinen romantischen Insel als Schäferjunge. Im Schlepptau euer holdes Weib. Insel, Strand, Sonne und eine Frau am Start... unser Held scheint ja mittlerweile ein recht unterhaltsames Leben zu führen. Leider kommt diesem die Galle hoch, als die Streitmächte von König Rohbau III das eigene Dorf samt Frau dem Erdboden gleich machen. Mit unserem alten Bekannten Diego als Gefolge, soll es dem Kollegen Rhobar jetzt mal so richtig an den Kragen gehen. In eurem Adressbuch findet ihr in Gothic 4 auch die Kontaktdaten zu Lester, Gorn, Xardas & Co., auf die ihr im Spielverlauf treffen werdet.

Easy going

Damit ihr mit dem Leben des neuen Gothic Protagonisten auch klarkommt, haben die Entwickler von JoWood dem aktuellen Titel ein gutes Tutorial verpasst. Mit diesem bringt das Spiel selbst RPG-Noobs schnell mitten ins Geschehen. Es ist aber nicht nur der Aufbau des Tutorials, welches das Spiel von der bisherigen Gothic Serie abhebt. Es ist das Gameplay im allgemeinen. War die Gothic Serie bislang doch sehr komplex und bot dem RPG-Junkie mit langen Talentbäumen etc. ausreichend Futter, seinen Charakter zu modden, so kommt Gothic 4 eher talentfrei daher. Die Möglichkeiten sind deutlich reduziert worden und gleichzeitig ist die Konzentration auf einen weniger unterbrochenen Spielfluss merkbar gestiegen.

Die Komplexität eines reinrassigen Rollenspiels ist für Einsteiger in das Genre der pure Horror, und garantiert auch einer der Gründe, warum einige derartige Spiele nicht einmal anfassen. Gothic Fans werden von dieser Tatsache ggfs. nicht sonderlich angetan sein. Die Entwickler bewegen sich hiermit auf einem schmalen Grad zwischen "Ich will möglichst wenige Fans verlieren" und "...ich möchte aber auch möglichst viele neue Spieler gewinnen ". Ob die Rechnung aufgeht, wird schlussendlich die Community entscheiden.

So sind die bisher bekannten Meister zum Erlernen neuer Fähigkeiten mittlerweile in Rente, ihr müsst euch auf drei Zaubertricks beschränken und mehr als fünf Fertigkeiten gibt es ebenfalls nicht. Ihr merkt schon, ein reinrassiges Rollenspiel ist Arcania Gothic 4 nicht mehr, dafür aber spürbar "spielbarer".

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Fazit

Mit Arcania Gothic 4 bringt JoWood den vierten Teil der bei Rollenspieler begehrten Gothic-Serie auf den Markt. Statt dem Spieler ein für Rollenspiele recht gängiges, extrem komplexes Skill-System und Talentbäume um die Ohren zu hauen, hat man in Sachen Komplexität ordentlich den Rotstift angesetzt. Das Spiel wirkt vielmehr wie ein Action-Adventure, als ein reinrassiges Rollenspiel.

Rollenspiel Noobs wird der Einstieg durch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, der Möglichkeit jederzeit zu speichern, einem guten Tutorial etc. erleichtert, so dass jedem Spieler ein Erfolg in den toll animierten Kämpfen garantiert ist.

Auf die Omme gibt's aber nicht nur in den Kämpfen. Visuell gibt es das volle Programm der technischen Misserfolge auf die Kauleiste. Ruckeln, Kantenflimmern, Pop-Ups, matschige Texturen...man hat so ziemlich kein präsentationstechnisches No-Go ausgelassen, um euch den Spaß am Spiel zu verderben.

Wer auf die Optik keinen Wert legt, der darf sich alleine zu Hause mit tollen orchestralen Klängen und der Synchronstimme von Leonardo DiCaprio in den Kampf gegen König Rhobar den Dritten begeben, und möglicherweise sogar ein paar Spaßmomente mit Arcania Gotik 4 erleben.


Bewertung

Pro

  • Weniger Komplex als reinrassige Rollenspiele
  • Einsteigerfreundlich
  • Toller Synchronsprecher und passende Musikuntermalung
  • Gut animierte Kämpfe

Contra

  • Schlechte Präsentation mit einer Fülle von technischen Mängeln
  • Kein klassisches "Gothic" mehr durch die abgespeckte Komplexität
  • Nebenquests ohne große Herausforderung

Grafik 5 von 10
5/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Gameplay 7 von 10
7/10
7

4 Kommentare

Nebulah So, 17.07.2011, 10:32 Uhr

CeAzZ schrieb:
Und ich dachte es läge daran das es nur eine Demo war.

Verglichen mit Fable 3, kann es nur besser aussehen. Fable 3 ist von der Grafik, Story/Quests her ziemlich lieblos gemacht finde ich. Fand Fable 2 schon ziemlich langweilig. Fable 1 war der beste Teil ... mit der Heldengilde usw. :smt023

Fable 2 super Märchen nur das letzte drittel hinkt. Genauso ist es bei Fable 3. Trotzdem ist Arcania ein Spiel das ab der hälfte stark abbaut. Am ende ist es ein reines Hack n Slay Button mashing.

CeAzZ So, 17.07.2011, 10:18 Uhr

Revolvermann schrieb:
Doch leider läuft das Spiel in einer relativ geringen Framerate.

Und ich dachte es läge daran das es nur eine Demo war.

Verglichen mit Fable 3, kann es nur besser aussehen. Fable 3 ist von der Grafik, Story/Quests her ziemlich lieblos gemacht finde ich. Fand Fable 2 schon ziemlich langweilig. Fable 1 war der beste Teil ... mit der Heldengilde usw. :smt023

Revolvermann Fr, 15.07.2011, 15:48 Uhr

Da sich hier ja keiner zum Spiel geäußert hat und der Test wenig hergibt^^, mache ich das mal und beschreibe kurz und knapp die wichtigsten Aspekte des Spiels.

Der erste Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Grafik und die Technik allgemein. Die Grafik ist recht schön, da gibt es deutlich schlechtere Titel. Die Landschaften und besonders die Höhlen sehen wunderschön aus, die Texturqualität ist angemessen und die Weitsicht ist besser als bei den meisten Titeln. Insbesondere die Wettereffekte sind sehr stimmungsvoll. Auch die Gesichter der Figuren sind sehr gut gelungen. Außerdem gibt es - anders als z.B. in Fable 3 - wenig aufpoppende Objekte. Bei Fable 3 erscheinen ja sogar Feinde so plötzlich, dass man gegen sie läuft. In dieser Besziehung spielt sich Arcania wesentlich besser. Doch leider läuft das Spiel in einer relativ geringen Framerate. Den Spielspaß trübt das aber wenig, da es kein wirkliches Ruckeln ist wie z.B. bei Fable 3. Das konnte man ja teilweise kaum spielen, da es nur ruckelte und das Bild quasi ständig stehenblieb.
Bei Arcania ist das ein ganz feines Ruckeln, welches nicht jedem Spieler auffällt und auf die niedrige Framerate zurückzuführen ist. Erst am Ende bei den letzten Kämpfen im Kloster begann Arcania stark zu ruckeln.
Bugs sind kaum vorhanden, was möglicherweis am aktuellen Patch liegen mag. Aber auch die Tests, welche kurz nach dem Release erschienen, bestätigten die zufriedenstellende Grafik und die vergleichsweise (Gothic 3) wenigen Bugs.

Komme ich nun zum Gameplay...
Arcania ist kein wirkliches Rollenspiel, vielmehr ist es ein Action-Adventure, wobei das Kämpfen im letzten Drittel stark zunimmt. Dies ist aber kein Kritikpunkt, da das Kampfsystem unglaublich gut und vor allen Dingen fair ist. Auf dem Schwierigkeitsgrad "schwer" kommt man ohne große Frustmomente gut durch.
Die Landschaften sind herrlich weitläufig, doch folgt man einer linearen Story. Diese wird in der zweiten Hälfte des Spiels wirklich gut und spannend. Dann werden auch die Quests abwechslunsgreicher und interessanter. Anfangs sind die Aufgaben nämlich eher belanglos. Leider reagieren die NPCs kaum auf mich. So kann ich jedes Haus plündern, ohne dass die Bewohner auch nur Notiz von mir nehmen.
Ein weiterer Wehmutstropfen ist, dass man nach dem Endkampf die Welt nicht weiterhin durchstreifen kann. Das wurde bei Fable besser gelöst.
Dennoch gelangt man mit einigen Tricks und Geschick auch kurz vor dem Endkampf noch fast überall hin. Jedoch erweisen sich die Teleporter dabei als wenig hilfreich, da sie nicht optimal platziert sind.
Da es zu Fuß aber eh am meisten Spaß bringt, die Welt zu erforschen, stört dies nicht weiter.

Das Inventar ist schön übersichtlich und gut an Konsolenverhältnisse und den TV angepasst. Die Menüführung funktioniert super. Symbole und Texte sind sehr gut erkennbar.
Großartige Entwicklungsmöglichkeiten für den Charakter gibt es jedoch nicht, da es eben mehr ein Action-Adventure ist als ein Rollenspiel. Die Fähigkeit "Schleichen" lohnt sich z. B. gar nicht auszubilden, da sie für das Spiel völlig unrelevant ist.
Man kann aber viele verschiedene Waffen, Tränke usw. sammeln, was sehr motivierend ist. Denn mit einer hochwertigen Waffe kämpft es sich einfach besser. Natürlich kann man bei Händlern die Gegenstände auch kaufen und verkaufen.
Außerdem kann man Rezepte sammeln, durch welche man Waffen, Tränke, usw. herstellen kann.
Was mir besonders viel Spaß gemacht hat, war das Sammeln der Runenbruchstücke, Relikte, Artefakte und Statuen. Habe sie alle gefunden und neben den entsprechenden Erfolgen auch ein besonderes Extra bekommen. Hat man nämlich alle Artefakte gefunden, kann man etwas ganz besonderes herstellen, was einem beim abschließenden Endkampf gute Dienste erweisen wird. ;)

Erayzor2k7 Mo, 25.10.2010, 12:55 Uhr

Im Forum wurde ja schon viel über Arcania geschrieben und diskuttiert. Das Spiel hat einfach wohl keine nennenswerten Höhepunkte und wird zwischen FALLOUT NEW VEGAS, FABLE 3, AC: Brotherhood (würd ich jetzt einfach mal dazu zählen, auch wenns kein RPG is...) und evtl. ja auch TWO WORLDS 2 zerrieben! Ich muss auch zugeben, das ich nie ein grosser Gothic- Fan war. Für mich gab es immer Titel die mich zu der Zeit mehr angesprochen haben ( Elder Scrolls-Teile, KOTOR, Neverwinter,...).
Ich werd trotzdem mal irgendwann reinschauen um mir selbst ein Bild zu machen, obwohl wichtige Elemente eines RPG schlichtweg verbockt wurden....